Tatjana Pokorny
· 27.12.2024
Die Line Honours gehen im Rolex Sydney Hobart Race zum zweiten Mal in Folge an Christian Becks Juan K 100 Custom “LawConnect”. Gespickt mit namhaften Big-Boat-Profis und Weltumseglern wie dem Neuseeländer Tony Mutter oder dem Australier Chris Nicholson, meisterte die 20-köpfige Crew den 628 Seemeilen langen Kurs von Sydney über die Tasmanische See nach Hobart in 1 Tag, 13 Stunden, 35 Minuten und 13 Sekunden.
Der Streckenrekord, den “LDV Comanche” 2017 mit 1 Tag, 9 Stunden, 15 Minuten und 24 Sekunden aufgestellt hatte, blieb am Ende unerreichbar. Das Hauptfeld war nachmittags am 27. Dezember deutscher Zeit weiter im Rennen unterwegs. Bis zum Morgen hatten 21 von 104 gestarteten Yachten das Rennen aufgegeben. Die Gesamtwertung nach IRC führte am Freitagnachmittag die V70 “Celestial” an, deren Crew aber erst am Wochenende in Hobart erwartet wird.
Nach den beiden tödlichen Unfällen auf zwei unterschiedlichen Yachten haben die Veranstalter vielfach ihre tiefe Anteilnahme bekundet und den Betroffenen jegliche Hilfe und Unterstützung zukommen lassen und weiter zugesagt. Die Vorfälle werden polizeilich untersucht. Gleichzeitig bekäftigten die Veranstalter ihre Haltung, die Regatta nicht zu stoppen.
David Jacobs, stellvertretender Kommodore des ausrichtenden Cruising Yacht Club of Australia, sagte, man habe ihm die Frage nach einer möglichen Absage gestellt. „Und die Antwort lautet: Nein, wir würden das Rennen nicht absagen“, sagte er in Hobart. Vizekommodore Jacobs sagte auch, es sei ein Grundprinzip des Segelsports, dass Skipper nach dem Start das Recht und die Pflicht haben, zu entscheiden, ob es sicher sei, das Rennen fortzusetzen.
David Jacobs stellte klar: „Es ist also die Entscheidung des Skippers, ob er oder sie das Rennen fortsetzen oder sich zurückziehen will. Der Skipper ist in der Lage, sich die Bedingungen vor Ort anzuschauen. Der Skipper kann also entscheiden, ob das Wetter, in dem er sich befindet, zu gefährlich ist und ob er sich zurückziehen will und auch, ob es sicher ist, sich zurückzuziehen.“
Weiter sagte der Vizekommodore, dass auch die Prozesse und Verfahren rund um das Rennen berücksichtigt werden müssten. „Wenn wir das Rennen absagen, fällt diese Struktur weg. Und wir sind der Meinung, dass es für die Crews sicherer ist, wenn diese Struktur über ihnen steht, als wenn sie wegfällt“, erklärte er.
Und dies zum Hintergrund dazu: „Es kann sein, dass es für die Boote nicht sicher ist, an die Küste zurückzukehren. Sie müssen möglicherweise durch sehr schwierige See fahren. Sie könnten in sehr schlechtem Wetter unterwegs sein. Das sind also die Hauptgründe, warum wir ein Rennen nicht absagen.”
David Jacobs sagte zudem, er sei sicher, dass die Nachtbedingungen eine Rolle bei den nächtlichen Todesfällen gespielt haben. „Das Wetter war ein Wetter, an das diese Boote und diese Besatzungen gewöhnt sind, für das sie trainiert haben und auf das die Boote vorbereitet sind. Aber es waren schwierige Bedingungen.”
Dabei ging Jacobs auch weiter auf die Umstände ein: „Bei einem der Boote, wahrscheinlich bei beiden, herrschten Windstärken zwischen 30 und 38 Knoten, die See war zwischen zwei und drei Metern hoch. Das sind schwierige Bedingungen. Man braucht nur von einer Welle mit der Breitseite getroffen zu werden, und schon wird man umgeworfen.”
Der Vizekommodore bestätigte die Angaben zu den beiden getöteten Seglern. Roy Quaden, 55, aus Westaustralien, war Besatzungsmitglied auf der ‘Flying Fish Arctos’ (New South Wales, Australien). Nach früheren Angaben wurde er bei einem Zwischenfall etwa 30 Seemeilen ost-südöstlich von Ulladulla (New South Wales) vom Großbaum des Schiffes getroffen. Die anderen Besatzungsmitglieder führten Wiederbelebungsmaßnahmen durch, konnten ihn aber nicht wiederbeleben.
Der zweite war der Australier Nick Smith, 65, auf der australischen “Bowline”. “Nick ist ein sehr erfahrener Segler“, erklärte Jacobs,.”wir dachten, er sei wie Roy vom Großbaum getroffen worden, aber wir haben jetzt erfahren, dass er von der Großschot getroffen wurde, die ihn quer über das Boot schleuderte, und unglücklicherweise schlug er mit dem Kopf auf die Winsch auf.“
Vizekommodore Jacobs sagte, dass eine weitere Beinahe-Katastrophe bei einem anderen Vorfall abgewendet werden konnte, nachdem Crew-Mitglied Luke Watkins um 3.14 Uhr (Redaktion: Ortszeit) von der “Porco Rosso” über Bord gespült worden war. „Wenn Sie sich also vorstellen können, wie es ist, sich bei Tag unter einigermaßen schwierigen Bedingungen übers Deck zu bewegen, dann stellen Sie sich vor, wie es nachts wäre. Es wäre absolut furchterregend“, sagte er.
Er sagte, es gebe strenge Verfahren, um mit solchen Situationen umzugehen, und dass Watkins ein tragbares Ortungsgerät (PLB), auch bekannt als EPIRB, trug, das zu seiner Rettung beitrug. Vizekommodore Jacobs sagte, die Rennbedingungen seien nicht außergewöhnlich schlechter als bei früheren Auflagen. „Wir haben im Moment 21 Boote, die ausgeschieden sind. Im Jahr 2021 hatten wir 29 ausgeschiedene Boote, im Jahr 2004 hatten wir 59 ausgeschiedene Boote“, sagte er.
Zu den beiden voneinander unabhängigen tödlichen Unfällen am Vortag hatten die Veranstalter bereits zuvor weitere Details bekanntgegeben. Hier die offizielle Meldung:
“Die Namen von zwei Seglern, die über Nacht bei Unfällen auf zwei Yachten, die am Rolex Sydney Hobart Yacht Race 2024 teilnehmen, ums Leben gekommen sind, wurden bestätigt. Roy Quaden, 55, aus Westaustralien, war Besatzungsmitglied auf der ‘Flying Fish Arctos’ (NSW). Es wird davon ausgegangen, dass er bei einem Zwischenfall, der sich in der Nacht etwa 30 Seemeilen ost-südöstlich von Ulladulla (NSW) ereignete, vom Baum der Yacht getroffen wurde. Die Besatzungsmitglieder führten Wiederbelebungsmaßnahmen durch, konnten ihn jedoch nicht wiederbeleben.
Nick Smith, 65, aus Südaustralien, war Besatzungsmitglied auf der ‘Bowline’ (SA). Es wird angenommen, dass er ebenfalls vom Baum dieser Yacht getroffen wurde, als die Bowline etwa 30 Seemeilen ost-nordöstlich von Batemans Bay segelte (Red.: diese Annahme ist inzwischen überholt). Die Besatzungsmitglieder führten auch Wiederbelebungsmaßnahmen durch, die jedoch erfolglos blieben. Die ‘Flying Fish Arctos’ hat den Hafen von Jervis Bay erreicht und die Bowline liegt in Batemans Bay.
Die Sicherheit aller Teilnehmer des Rolex Sydney Hobart Yacht Race ist äußerst wichtig und hat für das Rennkomitee stets oberste Priorität. Der Cruising Yacht Club of Australia steht mit beiden Yachten in Kontakt und hat für die beiden Crews Beratungsdienste eingerichtet. Wir sprechen der Familie und den Freunden der beiden Besatzungsmitglieder unser tiefstes Mitgefühl aus. Unsere Gedanken sind auch bei den Crews und unserer Segelgemeinschaft, die von diesen tragischen Vorfällen betroffen sind. ‘Flying Fish Arctos’ und ‘Bowline’ gehören zu den 21 Yachten, die um 16:30 Uhr aus dem Rennen ausgeschieden sind.”
Der australische TV-Sender 7News Autralia berichtet über die beiden tödlichen Unfällen im 79. Rolex Sydney Hobart Race: