Das Rolex Sydney Hobart Race zählt zu den großen Langstrecken der Segelwelt. Bekannt wie das Rolex Fastnet Race, bestimmt der australische Weihnachtsklassiker die Sportwelt in Down Under über die Festtage. Über kaum ein anderes Sportereignis wird auf der anderen Seite der Welt so intensiv berichtet wie über das 628 Seemeilen lange Rennen nach Hobart auf Tasmanien.
Dort kommen die schnellsten Boote oftmals schon nach eineinhalb Tagen an. Der Rennrekord steht seit 2017: Damals meisterte die Crew auf dem 100-Füßer “LDV Comanche” die Strecke in nur 1 Tag, 9 Stunden, 15 Minuten und 24 Sekunden. Tatsächlich war zwar “Wild Oats XI” damals noch etwas schneller, wurde aber von der Jury mit einer Zeitstrafe von einer Stunde belegt. Ihre Crew musste die neue Bestzeit der Mannschaft auf “LDV Comanche” überlassen.
Wenn die prächtige Christmas-Flotte in diesem Jahr von Sydney nach Hobart segelt, werden vielleicht mehr oder weniger als 500 Seemeilen südlich von ihnen die Nachzügler des Vendée-Globe-Feldes Tasmanien passieren. Zu dem Zeitpunkt dürften die führenden Boote der Solo-Weltumseglung schon wieder im Atlantik segeln und dem Start- und Zielhafen Les Sables-d’Olonne entgegenstreben.
Bei der 79. Edition des Rolex Sydney Hobart Race werden vier sehr unterschiedlich aussehende 100-Fuß-Boote die Flotte aus dem Hafen von Sydney führen. Die bekannteste Rakete ist mit der “Master Lock Comanche” die viermalige Line-Honours-Gewinnerin und aktuelle Rekordhalterin, die in diesem Jahr von Matt Allen und James Mayo gechartert wurde.
Im vergangenen Jahr wurde das Boot unter dem Namen “Andoo Comanche” gesegelt und führte das Feld einen großen Teil der Strecke an. Doch hinter ihr konnte beim leichtwindigen Schlussabschnitt auf dem River Derwent Christian Becks 2008 gebautes Schlachtross “LawConnect” im Endspurt viel Boden gutmachen.
Bei einem der aufregendsten Finalkrimis in der Geschichte des Rolex Sydney Hobart Race wechselte die Führung schließlich mehrmals. “LawConnect” gewann die Line Honours auf der Langstrecke durch die Tasmanische See mit 51 Sekunden Vorsprung vor der Rivalin.
Beck ist zurück, um die Line Honours zu verteidigen, um die auch Grant Wharington und sein Team auf “Wild Thing 100” kämpfen wollen. Vierter Maxi im Bunde und neu im Rennen ist Bill Barry-Cotters Oyster 100 “Maritimo 100”. Im Vergleich zu den Vollblut-Racern bietet das Boot mehr Komfort. Experten räumen ihr dennoch gute Chancen im Kräftemessen mit den bekannten Yachten ein.
Die wichtigste Trophäe der traditionell vom Cruising Yacht Club of Australia ausgerichteten Regatta ist der Tattersall Cup, der an den IRC-Gesamtsieger vergeben wird. Das Teilnehmerfeld ist breit gefächert. Es sind Segler und Seglerinnen aus allen australischen Bundesstaaten sowie sechs internationale Starter aus Hongkong, Japan, den Philippinen, Neuseeland, Neukaledonien, Frankreich und den USA am Start. Ein deutsches Boot kreuzt in diesem Jahr nicht an der Startlinie auf.
“Für mich ist es das vermutlich härteste Rennen der Welt”, sagt kein Geringerer als der Olympiasieger, America’s-Cup-Gewinner und vielfache SailGP-Dominator Tom Slingsby über das Rolex Sydney Hobart Rennen. Er mag bei seiner Einschätzung die Vendée Globe nicht berücksichtigt haben, weil sie außerhalb seiner imposanten Leistungsreichweite liegt, doch die australische Langstrecke gilt tatsächlich als äußerst fordernd. Hier die Vorschau: