Rolex Middle Sea RaceTriumph im Mittelmeer – “Red Bandit” siegt

Tatjana Pokorny

 · 23.10.2024

Prächtiges Regattaszenario vor Malta
Foto: Kurt Arrigo/Rolex
Erst war es ein arg stürmischer Auftakt, dann ein toller Lauf: Carl-Peter Forsters “Red Bandit” hat das 45. Rolex Middle Sea Race gewonnen. Das gaben die Veranstalter am Abend des 23. Oktober bekannt, obwohl das Rennen noch lief. Unter den verbliebenen Booten ist keines mehr, das den deutschen Gesamtsieg beim Langstrecken-Klassiker im Mittelmeer noch gefährden kann.

“Das ist ziemlich unglaublich!”, entfuhr es “Red Bandit”-Eigner Carl-Peter Forster am Mittwochabend in Valletta. Da hatte der Royal Malta Yacht Club gerade bestätigt, dass keine der noch im 606 Seemeilen langen Rolex Middle Sea Race verbliebenen Yachten die nach IRC berechnete Siegerzeit der deutschen TP52 von 4 Tagen, 18 Stunden, 55 Minuten und 17 Sekunden (gesegelt: 3 Tage, 12 Stunden, 22 Minuten und 37 Sekunden) noch verbessern kann.

Rolex Middle Sea Race: dritter GER-Sieg

Mit “Red Bandit” hat zum dritten Mal nach Albert Bülls “Saudade” (1983) und Hasso Plattners “Morning Glory” (2006) eine deutsche Yacht den großen Preis im Rolex Middle Sea Race gewonnen. Carl-Peter Forster sagte: “Ich bin besonders stolz auf diese jungen Leute, von denen die meisten vor vier Jahren noch kein großes Boot gesegelt haben. Sie haben gelernt, diese Maschine so gut zu segeln, was ziemlich, ziemlich erstaunlich ist. Ich bin stolz auf diese Gruppe und darauf, wie sie als Team zusammenhält.“

„Dies war mein siebtes Rennen. Es war das übliche erstaunliche, vielseitige Rolex Middle Sea Race. Wind mit bis zu 60 Knoten in einem Gewitter, die schnellste Durchquerung der Straße von Messina dank einer sechs Knoten starken Strömung, die uns begleitete, die üblichen leichten Winde und gute Boote um uns herum. Die ganze Zeit über gab es gute Kämpfe und starken Wettbewerb“, so Forster weiter.

Förderprogramm für den Offshore-Nachwuchs

Die “Red Bandit”-Crew für das Rolex Middle Sea Race formierten Eigner Carl-Peter Forster, Bouwe Van Der Weiden, Christian Buck, Frederick Eichhorst, Jacob Meggendorfer, Jesper Radich, Joshua Weber, Max Wentzel, Moritz Troll, Moriz Forster, Nico Jansen, Niklas Schubert, Oliver Oczycz und Sophie von Waldow.

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Die “Red Bandit”-Kampagne bietet ein Förderprogramm für junge Sportler im Rahmen der von Forster gegründeten Forstar Offshore Foundation. Die Stiftung ermöglicht es leistungsstarken Jollenseglerinnen und -seglern sowie anderen Nachwuchstalenten, Erfahrungen im Offshore-Rennsport zu sammeln und sich weiterzuentwickeln.

Mit Ausnahme von Forster und dem sehr erfahrenen Taktiker Jesper Radich sind alle Akteure an Bord der “Red Bandit” unter 30 Jahre alt. Die TP52 war Anfang 2023 im Hamburger Rathaus als beste deutsche Hochseeyacht 2022 mit dem German Offshore Award ausgezeichnet worden. Damals hatte “Red Bandit” die Giraglia gewonnen, aber im Rolex Middle Sea Race mit Materialschaden aufgeben müssen. Weshalb Carl-Peter Forster in der ersten Sturmnacht der aktuellen Auflage sofort ein Gedanke durch den Kopf ging: “Hoffentlich hält das Boot!”

Ich glaube, das Boot war besser vorbereitet.” Carl-Peter Forster

“Es sind empfindliche Boote”, erklärte Forster nach dem Happy End, “da kann auf diesem Boot bei 43 Knoten Wind bei jedem Fehler etwas brechen. Der Mast, die Segel… alles! Aber es ist nichts gebrochen.” Im weiteren Verlauf des Langstrecken-Klassikers parierte die Crew auf “Red Bandit” auch leichtere Winde und eine wieder friedliche See meisterlich. “Der leichte Wind sah von außen vielleicht einfach aus, war es aber nicht”, berichtete Taktiker Jesper Radich.

Rolex Middle Sea Race: starke GER-Ergebnisse

Der Mann, der 2007 in Valencia das B-Boot für die spanischen Herausforderer vom Team Desafío Español gesteuert hatte und als Profi schon in vielen Kielbootklassen Titel gewonnen hat, erklärte: “Es ging vor allem darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen, weil der Wind so unbeständig war. Wann immer wir eine Vorhersage bekamen, war sie nur zu 50 Prozent korrekt. Wir mussten wirklich interpretieren, welcher Teil der richtige war.”

Bei Favignana habe das Team “ein kleines Problem” gehabt, musste sich wieder herankämpfen. “Aber insgesamt denke ich”, so Jesper Radich, “dass wir mit den leichten Winden sehr gut zurechtgekommen sind. Das Amwindsegeln ist nicht unsere Stärke. Ich würde eher sagen, dass das bei 20 Knoten unsere Schwäche ist. Vor allem, weil wir keine Schwerwetterfock hatten… Wir hatten zu kämpfen. Die Crew hat einen unglaublichen guten Job gemacht, über 16 Stunden auf der Kante zu sitzen.“

Mit dem Gesamtsieg hat “Red Bandit” naturgemäß auch die eigene, stark besetzte IRC-Klasse 2 gewonnen und die sieggewohnte französische “Teasing Machine” auf Platz zwei verwiesen. Die “Black Pearl” von Stefan Jentzsch holte Platz fünf in der Klasse und Platz sieben in der IRC-Gesamtwertung. In der ORC-Gesamtwertung war die Leistung des schnellen Botin-56-Designs sogar Platz vier wert. In IRC 3 segelte Walter Watermanns GP 42 “X-Day” auf Platz zwei. Die Lutra 52 “Aquis Granus IV” vom Akademischen Seglerverein Aachen kam als Zehnte ins Ziel. In IRC 4 beendete auch die Pogo 36 “Infinity” von Stefan Hümmeke die Langstrecke als Zehnte. In IRC 5 erkämpfte die Swan 441 “Best Buddies” Platz sechs.

Line Honours für “Scallywag 100”

Die Line Honours hatte sich bei diesem 45. Rolex Midlle Sea Race bereits am Vortag Huang-Seng Lees “Scallywag 100” (Hongkong) im 100-Fuß-Duell mit 18 Minuten Vorsprung vor “Black Jack 100” gesichert. Die gesegelte Zeit der ersten Crew im Ziel betrug 2 Tage, 21 Stunden, 33 Minuten und 29 Sekunden. Als Stammskipper war der frühere Ocean-Race-Weltumsegler David Witt im Einsatz. Witt hatte nach dem stürmischen Auftakt im Ziel gesagt: “Das war eines der härtesten Rennen, die ich je mit einer 100-Fuß-Yacht bestritten habe. Ich bin wirklich stolz aufs Team.”

Der geschlagene “Black Jack 100”-Rivale Tristan Le Brun dagegen war enttäuscht, fand aber sehr respektvolle Worte: “Gratulation an ‘Scallywag’. Dieses Mal ist es zu ihren Gunsten ausgegangen. ‘Scallywag’ war sehr stark. Wir waren beeindruckt. Sie sind gut vorbereitet ins Rennen gestartet, gut gesegelt. Ihre Segelwechsel waren schnell, sie haben gut navigiert. Alles das hat es uns sehr schwer gemacht.”


Der Kampf um die Line Honours im 45. Rolex Middle Sea Race:

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