Dramatische Schwankungen von Wind und Seegang haben die 45. Auflage des Rolex Middle Sea Race geprägt. 112 Yachten aus 30 Nationen hatten den Langstrecken-Klassiker über 606 Seemeilen am Samstag vor Malta eröffnet. Während die Fotografen spektakuläre Bilder machten, mussten die Crews Härteprüfungen meistern. Inzwischen haben 32 Mannschaften das Rennen aufgegeben.
Noch am Samstagnachmittag war eine heftige Gewitterfront durchgezogen. Die Mannschaften erlebten teilweise Windüberfälle von bis zu 60 Knoten. Auf der Hamburger “Vineta” von Wolf Scheder-Bieschin erlebte die Crew in Spitzen 50 Knoten. Arnt Bruhns berichtete von sechs Windhosen in Lee. Das Team um den Eigner Wolf Scheder-Bieschin, Sönke Stein, Julius Hornung und Arnt Bruhns verstärkte bei dieser Herausforderung auch Class40-Ass Melwin Fink. Der nach sehr gelungenem EInstieg erhoffte starke Lauf aber blieb den Norddeutschen versagt, weil die Backbord-Aufhängung des Ruders brach.
Den Hafen Marsamemi erreichte die “Vineta”-Crew aus eigener Kraft. Inzwischen ist die noch junge Judel/Vrolijk 43 WB zurück in Valletta, wo mehrere Boote ohne Mast zu bemitleiden sind. Unter den 32 Booten, die das Rennen teilweise auch mit verletzten Seglern haben aufgeben müssen, sind neben “Vineta” auch “Snowwhite” und die XP 54 “Phoenix”.
Stark im Rennen lagen rund zwei Tage nach dem Start die Botín 56 “Black Pearl” von Stefan Jentzsch und Carl-Peter Forsters TP52 “Red Bandit”. Die beiden Boote unter deutscher Flagge hatten sich am Montagnachmittag nach gesegelter Zeit die Ränge fünf und sechs erkämpft. Damit hatte “Red Bandit” nach berechneter IRC-Zeit sogar die Führung im Kampf um den Gesamtsieg bei diesem 45. Rolex Middle Sea Race übernommen. “Black Pearl” lag zu diesem Zeitpunkt auf dem Wasser vor “Red Bandit”, die aber berechnet etwa fünfeinhalb Stunden vor dem etwas größeren Racer rangierte.
Am schärfsten wurde “Red Bandit” in der IRC-Handicap-Wertung am Montagvormittag von Erick de Turckheims 52-Fuß-Jägerin “Teasing Machine” attackiert. Doch auch die Franzosen hatten zwei Tage nach dem Start bereits einen in der IRC-Wertung berechneten Rückstand von rund drei Stunden auf die bislang so furios gesegelte feuerrote “Red Bandit” angesammelt. “Teasing Machine” hatte das 43. Rolex Middle Sea Race 2022 gewonnen und zählt auch bei anderen Klassikern regelmäßig zu den Podiums-Crews.
Im Kampf um die Line Honours lieferten sich erwartungsgemäß auch am Montag die beiden Hundertfüßer “Scullywag 100” und “Black Jack 100” ein packendes Duell. Dabei hatte sich zuletzt die “Scullywag 100”-Crew um Skipper David Witt einen Vorsprung von etwa einer halben Stunde erarbeitet. Als Dritte nach gesegelter Zeit strebte Bryon Erharts 27 Meter lange Juan-K-Design “Lucky” dem Ziel entgegen. Zu dem Zeitpunkt hatten die Spitzenreiter noch gut 200 Seemeilen bis ins Ziel zu meistern.
Kanonen-Start! Hier die Bilder vom Auftakt zum 45. Rolex Middle Sea Race: