Rolex Middle Sea RaceFinale beim Klassiker vor Vulkankulisse

Tatjana Pokorny

 · 22.10.2025

Eine so spektakuläre Vulkan-Kulisse bietet das Rolex Middle Sea Race.
Foto: Kurt Arrigo/Rolex
Im Rolex Middle Sea Race sind die ersten Entscheidungen schon gefallen. Bei den Einrumpfyachten hat “Black Jack 100” im Leichtwindrennen die Line Honors geholt. Sowohl Jens Kellinghusens “Varuna VI” als auch “Black Pearl – Red Bandit” sind unter den Top-Ten-Booten ins Ziel gekommen. Leicht war es nicht…

Die Line Honors sind im Rolex Middle Sea Race schon vergeben, aber das Gros der Flotte segelte vier Tage nach dem Start immer noch. Leichte Winde haben das Feld bei dieser 46. Auflage stark verlangsamt. Vom Einrumpf-Rennrekord, den 2021 die 100-Fuß-Yacht “Comanche” mit 40 Stunden, 17 Minuten und 50 Sekunden aufgestellt hatte, war in diesem Jahr nur zu träumen.

“Black Jack 100” holt Line Honours im Rolex Middle Sea Race

Zwar kam die Line-Honours-Favoritin “Black Jack 100” als erstes Boot vergleichsweise zügig über den Kurs, brauchte aber doch 2 Tage, 17 Stunden und 44 Minuten und 7 Sekunden für den 606 Seemeilen langen Kurs von Malta rund Sizilien und zurück. Eigner Remon Vos hätte kaum glücklicher sein können und sagte. „Der Sieg beim Rolex Middle Sea Race ist etwas ganz Besonderes. Es ist ein großes Rennen und ein bedeutender Erfolg für das Team und für das Boot.“

Auch Skipper Tristan Le Brun zeigte war zufrieden mit der Leistung und der erfolgreichen Umsetzung der Favoritenrolle durch sein Team: „Der Sieg beim Rolex Middle Sea Race ist immer eine große Leistung in der Karriere eines Seglers. Für uns alle als Team ist es das erste Mal mit der ‘Black Jack’ und wir sind sehr stolz darauf.“ Da keine andere Maxi-Yacht ähnlicher Größe oder Leistungsstärke am Start war, war der Kampf um die Line Honours in diesem Jahr weniger hart als in den Vorjahren.

Nach einigen Modifiaktionen hat die Reichel/Pugh 30 Custom “Black Jack 100” ihrer Crew dennoch schnelles Lernen und viel Flexibilität abverlangt. Tristan Le Brun sagte: „Dieses Boot ist sehr komplex, und es ist ein Triumph, die Strecke mit hundertprozentigem Erfolg zu absolvieren. Die diesjährige Auflage des Rolex Middle Sea Race hat keine Enttäuschungen gebracht. Sie hat in jeder Hinsicht überzeugt.”

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Rolex Middle Sea Race: leichte Winde, schwere Aufgaben

Der Blick des Line-Honours-Gewinners auf das Wetter: “Der Wind war zeitweise eine Herausforderung, in der ersten Nacht gab es viel Regen, nördlich von Sizilien herrschten schwierige Windverhältnisse und auf dem Weg nach Süden herrschten leichte Winde. Wir segelten mehrere Stunden lang mit jemandem oben im Mast, um den Wind zu finden, damit wir vor ‘Balthasar’ bleiben konnten, die eine fantastische Leistung zeigte und nicht allzu weit hinter uns ins Ziel kam.“

Die rund neun Meter kürzere Maxi 72 Mills “Balthasar” mit der Crew um Skipper Louis Balcean und Ocean-Race-Veteran und Taktiker Bouwe Bekking hatte das Team auf “Black Jack 100” von Beginn an unter Druck gesetzt. Nach dem Startschuss flog der blaue Maxi wie ein Pfeil aus einer Armbrust direkt auf den Grand-Harbour-Ausgang zu. Mit einer Reihe von Vorsegeln, darunter ein beeindruckendes “BRO” (Red.: Blast Reaching Zero) von North Sails, war dies ein Moment im Rampenlicht der Öffentlichkeit, der ganz der Balcaen-Crew gehörte.

Im Zwischenklassement des noch laufenden Rennens führte “Balthasar” die berechnete IRC-Gesamtwertung am Mittwochnachmittag nach der gesegelten Zeit von 2 Tagen, 22 Stunden und 33 Sekunden sogar an. Berechnet ergab sich daraus eine IRC-Zeit von 4 Tagen, 17 Stunden, 20 Minuten und 41 Sekunden. Womit “Balthasar” die IRC-Zeit von “Black Jack 100” (5 Tage, 7 Stunden, 11 Minuten, 52 Minuten) sehr deutlich unterbot.

“Balthasar” mit Konstanz zum IRC-Gesamtsieg?

“Unsere Beständigkeit war der Schlüssel zum Erfolg“, sagte Bouwe Bekking. „Die Crew der ‘Balthasar’ ist schon lange zusammen. Viele aus dem Team haben schon Weltumsegelungen gemacht, daher kennen wir uns gegenseitig sehr gut. Wir treffen unsere Entscheidungen frühzeitig, passen uns schnell an und vertrauen einander vollkommen.”

So meisterten sie auch den äußerst ungemütlichen Auftakt. Bouwe Bekking erzählte: “Die ersten zwölf Stunden waren brutal – sintflutartiger Regen, schlechte Sicht und viel Trimmen in nasser Ausrüstung –, aber wir haben zusammengehalten, das Boot in Bewegung gehalten und sind geduldig geblieben.“ Louis Balcaen lobte zudem die schnellen und präzisen Entscheidungen der Crew.

Der gelernte belgische Steuermann und mehrfache Weltumsegler sagte: „Als wir den Hafen verließen, trafen wir frühzeitig die taktische Entscheidung, nördlich der Loxodrome zu bleiben. Diese Entscheidung half uns, einen schweren Sturm zu vermeiden, der einen Großteil der Flotte einfing. Die Bedingungen waren schwierig – viel Regen, endlose Winddreher und jede Menge Stress. Von außen mag es einfacher ausgesehen haben, aber mental war es hart. Man durfte sich keine Sekunde lang unkonzentriert zeigen.“

“Rote Banditen” gestolpert, aber nicht gefallen

Weiter berichtete Louis Balcaen: „Der Kontrast gegen Ende des Rolex Middle Sea Race war außergewöhnlich. Zuvor, in der Übergangszone nördlich von Pantelleria, erhielten wir einen Anruf von der tunesischen Küstenwache, die wissen wollte, was wir so nah an ihrer Küste machten! Auf dem Rückweg von Lampedusa hatten wir 14–15 Knoten Seitenwind und von dort aus war es dann eine schnelle, aufregende Fahrt nach Hause.“

Etwas schwerer hatten es sich die “Roten Banditen” auf der geliehenen “Black Pearl – Red Bandit” gemacht. Sie waren gleich in der Anfangsphase des Rennens auf dem Weg nach Messina in einer Übergangsphase klebengeblieben. “Da sind die meisten guten Boote früher rausgekommen oder drumrum gefahren”, berichtete Moriz Forster. Sein Fazit: “Es hat viel Spaß gemacht, aber wir mussten eine ganz schöne Aufholjagd hinlegen.”

Am Ende kam die von Stefan Jentzsch geliehene Botin 56 “Black Pearl – Red Bandit” mit einer gesegelten Zeit von 3 Tagen, 14 Stunden, 22 Minuten und 15 Sekunden als neuntes Boot ins Ziel. Was das für die IRC-Gesamtwertung wert sein wird, war noch offen. Da lagen sie zunächst auf Platz neun, in der Klasse IRC 2 auf Platz sieben. Moriz Forster und die Crew um Skipper Carl-Peter Forster erlebten die Stärken und Schächen der Botin auf dem Wasser noch krasser als sie es vor dem Start schon geahnt hatten.

“Varuna VI” schnellstes deutsches Boot

Moriz Forster sagte: “Das Boot tut sich unter zehn Knoten Wind an der Kreuz schon sehr schwer. Bei über zehn Knoten dann fährt es so richtig los. Am Ende konnten wir noch einmal gut aufholen.” Die eigene TP52 “Red Bandit”, die beim Admiral’s Cup im Sommer ihren Mast verloren hatte, wird voraussichtlich im Frühjahr mit neuem Mast wieder einsatzbereit sein.

Ins Visier genommen haben die “Roten Banditen” für die kommende Saison die Teilnahme an der ORC WM im italienischen Revier von Sorrent bei Neapel. Für den Sardinia Cup suchen sie noch einen Partner.

Noch vor “Black Pearl – Red Bandit” hatte Jens Kellinghusens “Varuna VI” die Ziellinie des Rolex Middle Sea Race als starkes sechstes und schnellstes deutsches Boot erreicht. Sie hatten die große Sizilien-Runde nach 3 Tagen, 12 Stunden, 4 Minuten und 32 Sekunden abgeschlossen. In der sich weiter verändernden IRC-Gesamtliste lag das Kellinghusen-Team am Mittwochnachmittag mit einer berechneten Zeit von 5 Tagen, 7 Stunden, 37 Minuten und 36 Sekunden zunächst auf Platz elf. In ihrer Klasse IRC 2 war das vorerst Platz vier für die Ker 56 wert.

Der Triumph der “Black Jack 100”-Crew:

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