Es gibt in diesem Jahr viele mögliche Blickwinkel aufs Rolex Fastnet Race und seine Rekordflotte von 444 Yachten, von denen etwas mehr als 24 Stunden nach dem Start acht Einrumpfyachten und der Multihull “Aile Bleue” aufgegeben hatten. Ein Blickwinkel ist dieser: Bei der 51. Auflage in 100 Jahren seines Bestehens geht es im Vergleich zu vorherigen Editionen eher langsam zu.
Das überschaubare Tempo ist schon der Tatsache zu entnehmen, dass einen guten Tag nach dem Start vor Cowes bis 16.30 Uhr deutscher Zeit nur die Mehrrumpf-Rekordhalterin “SVR Lazartigue” Fastnet Rock gerundet hatte. Vor zwei Jahren segelte die Ultim-Gigantin da aber schon auf auf der Zielgeraden in den Finalhafen Cherbourg-en-Cotentin, hatte damals mit 1 Tag, 8 Stunden, 38 Minuten und 27 Sekunden eine neue Mehrrumpf-Bestmarke für den britisch-französischen Klassiker aufgestellt.
Spannend geht es aus deutscher Fansicht im aktuellen Rolex Fastnet Race in IRC Zero zu: Die Crews auf den deutschen Yachten “Rafale” und “Varuna 6” kratzten am Sonntagnachmittag auf den Rängen vier und sechs am Podium. Viele Augen sind auch auf die Flotte der 29 Admiral’s_Cup-Boote im Rolex Fastnet Race gerichtet. Hier segeln im Finale des Cup-Revivals fünf GER-Boote um die bestmöglichen Platzierungen.
Holger Streckenbachs TP52 “Imagine” (Regatta Verein Greifswald) mit Sohn und Skipper Felix Streckenbach behauptete sich zuletzt als Neunte im Feld der großen Klasse AC 1. Daniel Baums Tison 48 segelte dem Fastnet-Felsen als Dreizehnte in dieser Cup-Gruppe entgegen. Das Tempo machten in AC 1 vorne die australische Botin-TP52 “Zen”, Peter Harrisons “Jolt 3” vom Yacht Club de Monaco und Karl Kwoks TP52 “Beau Geste” mit Skipper Gavin Brady.
In AC 2 rangen Dirk Clasens Humphreys 39 “Ginkgo”, Walter Watermanns Farr 42 “X-Day” mit Skipper Lars Hückstädt und Thomas Reineckes Hamburger Millenium 40 “Edeleweiss” am späteren Sonntagnachmittag auf den Rängen 11, 14 und 15 um Anschluss an die Spitzengruppe. Dabei lagen die Boote im AC-2-Mittelfeld inklusive “Ginkgo” am Sonntagnachmittag noch eng beisammen.
Allen voran strebte in AC 2 die italienische “Django JPK” dem Fastnet-Felsen als Spitzenreiterin entgegen. Interessant war, dass in der kleineren Klasse der beiden in der Admiral’s-Cup-Teamwertung führenden Mannschaften vom Royal Hong Kong Yacht Club und vom Yacht Club de Monaco zunächst “nur” auf den Rängen sechs (”Beau Ideal”) und vier (”Jolt 6”) lagen. Für eine bessere italienische Siegchance im Admiral’s-Cup-Finale müsste allerdings die Wally Rocket 51 “Django WR51” ihren sechsten Fastnet-Platz in der großen Klasse AC 1 noch verbessern.
Weil die Positionen auch weiter wechselten, ließen sich zum Admiral’s-Cup-Sieg noch keine genaueren Prognosen machen. Aber diese: Es bleibt sehr spannend, denn das Rolex Fastnet Race zählt für die Cup-Boote dreifach! Hier geht es zum Tracking fürs Fastnet-Rennen. Alle Gruppen können nach dem Anklicken des “Leaderboards” oben links bei “Tag” einzeln ausgewählt werden.
Am Abend zuvor, dem ersten Fastnet-Tag auf See, hatte um 19 Uhr deutscher Zeit die gesamte AC1-Flotte Portland Bill umrundet, bevor sich der Tidenstrom gegen sie wendete. Stefan Jentzschs Botin 56 “Black Pearl”, das den Admiral’s Cup für den New York Yacht Club bestreitet, lag knapp vor Peter Harrisons TP52 “Jolt 3” vom Yacht Club de Monaco. Beide Boote befanden sich nur rund zwei Meilen vor der Küste.
Nur eine Meile hinter ihnen hielten Karl Kwoks TP52 “Beau Geste” (RHKYC) und Max Klinks Botin 52 “Caro” das Tempo. Da hatte die Crew auf Gordon Ketelbys TP52 “Zen” (Cruising Yacht Club of Australia) eine mutige Entscheidung getroffen, hielt sich dicht an der Küste um die Halbinsel herum und profitierte von einer günstigen Winddrehung, die perfekt mit ihrem Manöver zusammenfiel. Das australische Team schob sich damit so weit vor, dass sie auch am Sonntagnachmittag noch knapp in der AC-1-Spitze segelten.
In AC 2 hatte am Samstagabend der Großteil Flotte Portland Bill bei günstiger Tide umrundet. Einige der kleineren Verfolgerinnen, darunter “Ginkgo”, Per Romans JPK 1180 “Garm” (RORC Red), Tom Kneens JPK 1180 “Sunrise IV” (RIYC) und Thomas Reineckes Millenium 40 “Edelweiss” (HSC) landeten, so berichteten es die Veranstalter von Royal Ocean Racing Club, “auf der falschen Seite des Tidentors”. Dabei verloren sie einige Zeit, während die führenden AC-2-Boote in beflügelnden Bedingungen davonsegeln konnten. Ob Wind und der Seegang im weiteren Verlauf des Rennen auch noch einmal der hinteren Gruppe zugute kommen werden, blieb abzuwarten.
Die Stimmung an Bord von “Ginkgo” war trotzdem gut und optimistisch, wie Dirk Clasen am Morgen vermeldete, nachdem die Mannschaft einen Delfin gesichtet hatte: “Wir hatten die ganze Nacht über einen heißen Kampf mit ‘Nola’. Aktuell sind wir wieder getrennt – eine gute Position zum Entkommen. Die Crew ist guter Stimmung. Wir haben alle zwei Stunden frische Leute an Bord, das ist perfekt. Jetzt sind wir bereit für ein englisches Frühstück – okay, zumindest in unseren Träumen.”
Ästhetisch ein Genuss – wie Top-Fotograf Gilles Martin-Raget bei den Needles auf den Fastnet-Start blickte: