Der Ultim-Trimaran SVR-Lazartigue als erstes Boot die Ziellinie des legendären Rolex Fastnet Race erreicht. Die 695 Seemeilen (1.287 km) lange Nonstop-Strecke von Cowes auf der Isle of Wight via Fastnet Rock nach Cherbourg-en-Cotentin hat die Ultim-Riesin in 1 Tag, 17 Stunden, 18 Minuten und 4 Sekunden abgaloppiert.
An die eigene Bestmarke von 2023 war für Les Bleus aber nach den leichten Auftaktbedingungen in diesem Jahr kein Herankommen. Der Rekord von vor zwei Jahren bleibt stehen bei 1 Tag, 8 Stunden, 38 Minuten und 27 Sekunden. Dazu fehlten demselben Boot jetzt rund achteinhalb Stunden.
Dennoch war die Freude im Ziel überschäumend, denn “SVR Lazartigue”-Skipper Tom Laperche und seine prominent besetzte Crew konnten die Ultim-Rivalen auf “Banque Populaire” mit rund einer Dreiviertelstunde Vorsprung auf Platz zwei verweisen. Für das “Banque Populaire”-Team um Skipper Armel Le Cléac’h erläuterte Sam Goodchild den Fehler, der sein Team den möglichen Sieg gekostet hat: “Wir haben den großen Fehler hinter Portland gemacht, sind offshore gegangen. Dafür haben wir hart bezahlt, weil die Boote inshore stark auf uns aufgeholt haben.”
Auf der siegreichen “SVR Lazartigue” haben sechs Segler den Trimaran schnell über den Kurs getrieben: Neben Tom Laperche waren es Amélie Grassi, die in wenigen Wochen mit Team Biotherm vor Kiel ins Ocean Race Europe startet, Antoine Gautier, Emilien Lavigne, Segel-Superhirn Franck Cammas und America’s-Cup-Dominator Peter Burling aus Neuseeland.
Tom Laperche, der als Skipper seinem Lehrmeister und “SVR Lazartigue”-Vordenker François Gabart nachfolgte, sagte nach dem Erfolg: „Zwei Teilnahmen am Rolex Fastnet Race und zwei Siege mit dem Trimaran ‘SVR-Lazartigue’ – ich bin begeistert. Dieses Rennen ist ein wichtiger Teil der Segelgeschichte und bedeutet mir wirklich viel, besonders in diesem Jahr, in dem vier Ultim-Boote am Start waren.”
Dabei warf Tom Laperche auch einen Blick zurück, sagte: “Ich hatte tolle Erinnerungen an die letzte Edition – wir hatten einen echten Kampf mit der ‘Banque Populaire’. Der Start im Solent war damals sehr intensiv. Ich war etwas besorgt, dass sich das wiederholen könnte. Aber dieses Mal war es viel taktischer – eine echte Regatta. Wir hatten einen großartigen Start, führten aus dem Solent heraus. Dann war der Wind entlang der englischen Küste sehr böig. Die Irische See war schwierig.”
Auf Kurs Fastnet-Felsen ging es für die “SVR Lazartigue”-Crew wieder flotter voran. Tom Laperche erzählte: “Wir hatten einen guten Schub in Richtung Fastnet. Es war einfach unglaublich, mit 40 Knoten an Bord der ‘SVR-Lazartigue’ als Erste (Rd.: nach 1 Tag, 4 Stunden, 2 Minuten und 53 Sekunden) die Rundung zu schaffen. Der Übergang von Gegenwind zu Rückenwind bei voller Geschwindigkeit – das war fantastisch!”
Zurück in den französischen Zielhafen Cherbourg-en-Cotentin ging es dann zügig, wie Tom Laperche beschrieb: “Die Rückfahrt verlief größtenteils mit Rückenwind, aber wir mussten strategische Entscheidungen treffen, um die besten Halse zu wählen und gleichzeitig unsere Konkurrenten im Auge zu behalten. Die Crew hat unglaubliche Arbeit geleistet – es gab viele Manöver. Das Boot war erst am 3. Juli wieder ins Wasser gegangen. Daher ist dieser Sieg auch eine Bestätigung für all die Arbeit, die in den vergangenen Monaten in den MerConcept-Werkstätten in Concarneau geleistet wurde.”
Entsprechend glücklich fiel die Bilanz von Tom Laperche aus, dessen Team seinem Jahreshöhepunkt beim Transat Café L’Or im Herbst erst noch entgegensteuert. “Das ist sehr vielversprechend für die Zukunft, aber wir werden weiter daran arbeiten, noch besser zu werden. Für mich ist es mein erster Sieg als Skipper. Während unserer vier gemeinsamen Segeljahre hat François mir so viel beigebracht. Dieser Übergang ist einfach wunderschön. Es ist eine unglaubliche Geschichte.“
Das Team konzentriert sich nun auf die bevorstehenden Zweihandregatten, bei denen Franck Cammas Tom Laperche als Co-Skipper unterstützen wird. Auf Kurs Transat Café L’Or ab 26. Oktober in Le Havre stehen noch die 24H Ultim vom 26. bis zum 28. September auf dem Program.
Während der ersten Siegerfeiern im Rolex Fastnet Race liefen die Positionskämpfe auf See weiter. In IRC Zero haben sich Jens Kellinghusens Ker 56 “Varuna 6” und Henri de Bokays “Rafale” im Kampf um einen Podiumsplatz weiter vorgeschoben, lagen nach rund 500 beziehungsweise 470 Seemeilen auf den Rängen zwei und drei. Angeführt wurde das IRC-Zero-Feld am Montagnachmittag von der amerikanischen Judel/Vrolijk 60 “Whisper”.
In IRC Super Zero hat noch etwas weiter vorne im Feld Christian Zugels und Johnny Mordaunts schnelle Volvo Open 70 “Tschüss 2” mit Beginn der letzten 200 Seemeilen die Führung übernommen. Gejagt wird die unter US-Flagge segelnde “Tschüss 2” von der Farr 30m “Leopard 3” und weiteren Super-Maxis wie “Pyewacket 70”, “Black Jack 100”, “Wind Whisper” und SHK Scallywag. Zu allen Ergenissen und Zwischenständen im Rolex Fastnet Race geht es hier.
Noch ein kurzes und erfreuliches Update von der Admiral’s-Cup-Flotte: In der großen Klasse AC 1 hat sich die Greifswalder TP52 “Imagine” in ihrer zweiten Rennhalbzeit im Rolex Fastnet Race zuletzt auf Platz sieben vorgearbeitet. Daniel Baums “Elida” lag auf Platz zwölf. In AC 2 lagen die drei deutschen Boote “Ginkgo”, “X-Day” und “Edelweiss” am Montagnachmittag auf den Rängen 12, 13 und 15.
Im Kampf um den Sieg im Admiral’s Cup hatten Karl Kwoks für den Royal Hong Kong Yacht startendes Team mit “Beau Geste” und “Beau Ideal” die Teamwertung vor dem Fastnet-Start mit 36 Punkten angeführt. Auf den Plätzen zwei bis vier folgten die Duos vom Yacht Club de Monaco (44 Punkte), vom Yacht Club Costa Smeralda (59 Punkte) und der Royal New Zealand Yacht Squadron. Auch im Rolex Fastne Race liefern sich die Top-Teams einen spannenden Kampf um die legendäre Trophäe.
Am Montagnachmittag waren die beiden Hongkong-Boote und die beiden Monaco-Boote phasenweise so platziert, dass ihre Gesamtpunktzahl für das Rolex Fastnet Race jeweils die gleiche Punktzahl ergab: “Beau Geste” war Spitzenreiterin in AC 1, Peter Harrisons “Jolt 3” war Dritte. In AC 2 lag Harrisons “Jolt 6” auf Platz zwei, Kwoks “Beau Ideal” auf Rang vier.
Das hätte für beide Teams jeweils 15 Punkte ergeben und würde dem Hongkong-Team zum Admiral’s-Cup-Triumph reichen. Doch das Rennen läuft weiter. Den Top-Booten in AC 1 fehlten zu dem Zeitpunkt noch rund 270 Seemeilen bis ins Ziel. Die besten AC-2-Boote hatten noch zwischen 330 und 375 Seemeilen bis nach Cherbourg-en-Cotentin zu absolvieren. Nach letzten Prognosen werden sie zwischen dem 30. und 31. Juli im Ziel erwartet. Je nach weiterem Verlauf könnte es bis dahin sehr, sehr spannend werden.
Die Line-Honors-Gewinner im 51. Rolex Fastnet Race im Gespräch: