Fabian Boerger
· 09.08.2021
Stürmischer Auftakt des Fastnet Race. Rund 50 der 330 gestarteten Yachten schieden binnen 12 Stunden aus. Leidtragende waren unter anderem Bestaven und Peyron
Es war ein turbulenter Start für die Segler des 49. Rolex Fastnet-Race am gestrigen Sonntag. Doch die größte Offshore-Regatta der Welt ist bekannt für raue Bedingungen. Die forderten ihren Tribut: 50 der insgesamt 330 gemeldeten Yachten mussten frühzeitig das Rennen beenden – darunter prominente Segler wie Yannick Bestaven auf seiner „Maitre Coq“.
Der Wind blies mit 30 Knoten aus Südwest. In Böen kletterte die Windstärke über 35 Knoten. In Kombination mit einer ausgehenden Flut bildete sich eine unangenehme Welle im Solent sowie im Armelkanal vor der britischen Südküste. Sie machte den Seglern sichtlich zu schaffen.
Unbeeindruckt von den Bedingungen zeigten sich die Favoriten und Titelverteidiger des Rennens Franck Cammas und Charles Caudrelier. Direkt nach dem Start um 11 Uhr Ortszeit preschten sie vor und setzten sich mit dem Ultim-Trimaran „Maxi Edmond de Rothschild“ an die Spitze des Feldes. Bereits nach drei Stunden hatten sie den Kanal überquert, um westlich von La Hague auf Kurs Fastnet-Felsen zu gehen. Dicht auf den Fersen waren ihnen Thomas Coville auf der „Sodebo Ultim 3“ und Yves le Blevec auf der „Actual“.
Während die einen vorauspreschten, machten die harschen Bedingungen den anderen frühzeitig einen Strich durch die Rechnung – sie mussten bereits nach wenigen Seemeilen kehrtmachen, unter ihnen Vendée-Globe-Sieger Yannick Bestaven. Im Startgetümmel wurde seine „Maitre Coq“ bei einer Kollision am Bug beschädigt. Das Rennen war für ihn damit beendet.
Auch für die Crew um Loïck Peyron auf der „No Limits“, einer Outremer 50, nahm das Rennen ein vorschnelles Ende. Westlich der Needles – einer Gruppe von Felseninseln vor der Westküste der Isle of Wight – brach der Mast.
Der deutsche Segler Jörg Riechers schien ebenfalls Probleme zu haben. Die Gitana 80, auf der er unterwegs war, drehte am Sonntagabend vom Regatta-Kurs ab und kehrte gleichfalls in den Hafen zurück.
Nach einer stürmischen Nacht hat sich der Wind zuletzt ein wenig gelegt. Unterdessen meldete der Veranstalter gegen 8 Uhr Ortszeit, dass die erste Yacht den legendären Fastnet-Felsen vor der südirischen Küste gerundet habe: Mit weitem Abstand zu den Verfolgern gelang es der Crew des Ultim-Trimarans „Maxi Edmond de Rothschild“, die Führung vom Start zu halten. Rund zweieinhalb Stunden später, gegen 10.30 Ortszeit, ging die „Sodebo Ultim 3“ um die Wendemarke, gefolgt von der „Actual“.
Während die Trimarane sich bereits auf den Rückweg befinden, kreuzt der Großteil des Feldes derweil südlich von Plymouth gen Westen. An der Spitze der deutschen Segler liegt im Moment die Crew der Offshore-Yacht „Varuna“ (GER 56) von Jens Kellinghusen. Mit 216 gesegelten Meilen lagen sie am Montagmorgen gegen 10.30 Uhr auf dem Gesamt-19. Platz. Auf dem 31. Platz und rund 30 Seemeilen dahinter segelt die Segelgruppe Störtebeker mit der Rennyacht Carkeek 47 des Hamburgischen Vereins Seefahrt. In der Gesamtwertung auf Platz 42 liegt derzeit der Volvo Open 70er „Hypr“ unter Skippers Jens Lindner.
Das Fastnet Race ist das größte Offshore-Rennen der Welt. Insgesamt nehmen Segler aus 31 Nationen dieses Jahr daran teil. Die Mehrheit kommt aus Großbritannien (149) und aus Frankreich (111). Aber es finden sich auch Vertreter aus Japan, Hongkong oder Mexiko. Laut Meldeliste sind 13 deutsche Crews dabei.
Der Kurs ist 695 Seemeilen lang und rundet den legendären Fastnet-Felsen südlich der irischen Küste. Start ist vor der legendären Royal Yacht Squadron im britischen Inselort Cowes. Erstmals in der Geschichte des seit 1925 gesegelten Rennens wird in diesem Jahr die Ziellinie statt vor dem britischen Plymouth vor dem Hafen der französischen Gemeinde Cherbourg liegen.
Erste Zieleinläufe werden zum jetzigen Zeitpunkt in der Nacht von Montag auf Dienstag erwartet. Die vorläufigen Ergebnisse und einen Live-Tracker der Boote sind auf der Internetseite des Fastnet-Race zu finden.