Ostsee-RegattaBilderbuch-Finish bei der MidsummerSail

Kristina Müller

 · 28.06.2024

Die X-55 "Luft" nähert sich bei Mittsommernachtsstimmung der gelben Tonne in Töre
Foto: Axel Schmidt
Es war ein berauschender Ritt nach Norden für die schnellsten Crews der MidsummerSail. Die Regatta von Wismar ans nördliche Ende der Ostsee hat in diesem Jahr der schwedische Skipper Carl Urban auf der X-55 „Luft“ gewonnen. Gejagt wurde seine Crew über weite Teile der Route von den jungen deutschen Nachwuchsseglern Nicolas Manthos und Co-Skipper Jonas Kroner. Nur wenige Stunden nach den Schweden erreichten sie die berühmte gelbe Posttonne vor Törehamn

5 Tage, 13 Stunden, 35 Minuten und 9 Sekunden benötigte die „Luft“ als schnellstes Schiff und gewann damit den Preis für den schnellsten Einrumpfer. Außerdem brach die Crew den Rekord für die IRC-Verrechnung und stieß die „Wet One“ aus dem Vorjahr vom Thron. Dieser Rekord liegt jetzt bei 6 Tagen, 19 Stunden, 14 Minuten und 31 Sekunden.

Als drittes und viertes Schiff erreichten die „Stardust“ von Skipper Alf Henryk Wulf und die „Prettynama 2“ von Max Müller nach knapp über sieben Tagen das Ziel.

Manthos und Kroner segelten auf Manthos’ Class 40 „Cheekytatoo“. Der Stuttgarter hat das Boot erst vor einigen Monaten nach seiner Atlantikrunde auf einer Hurley 18 gekauft, um damit nonstop um die Welt zu segeln. Die MidsummerSail zählt zu einem von vielen geplanten Testschlägen für das Boot und das Vorhaben. Jonas Kroner gehört zum Team von Lennart Burke und Melwin Fink und bereitet sich aktuell auf das Mini Transat 2025 vor.

Nicolas Manthos erzählt im Interview von dem erfolgreichen Rennen der beiden Youngsters:

YACHT: Glückwunsch zu der tollen Leistung, Nico, ihr habt das Rennen gerockt und es mit großem Abstand auf die Verfolger knapp als Zweite beendet. Nach dieser Erfahrung: Was ist spannender – einhand in der kleinen Hurley über den Atlantik oder zu zweit auf der eigenen Class 40 ans Ende der Ostsee?

Nico Manthos: Danke! Wir sind gerade ausgelaufen zur Rücküberführung. Mit der Class 40 ist es schon spannender. Man hat halt ständig zu tun. Es gibt viel mehr zu trimmen. Und gerade am Wind ist es nicht so entspannt.

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Ihr wart ständig an der führenden X von Sieger Carl Urban dran, der Rest des Feldes kam erst weit dahinter. Wie war es, das Feld als Duo mit so großem Vorsprung anzuführen, und das bei deiner Regatta-Premiere?

Es war cool, die X zu jagen! Im Ziel in Törehamn haben wir uns mit der Crew unterhalten, und wir haben alle gesagt, dass das Rennen ohne die anderen nicht so spannend gewesen wäre. Mein Ziel war zwar zu gewinnen, leider hat’s nicht ganz gereicht! Aber ich bin sehr zufrieden mit meiner ersten Regatta. Gegen die „Luft“ zu verlieren war keine Schande. Die waren zu zehnt an Bord. Sogar mit Segelprofis.

Wurden deine Erwartungen an die MidsummerSail erfüllt?

Ja, es hat Spaß gemacht! Mit richtigem Offshore-Feeling teilweise. Die schöne lange Strecke liegt mir sehr. Und es war super abwechslungsreich. Erst der tricky Start in Wismar, wo es super flach ist. Und am Ende durch die Inseln nach Töre rein, das ist cool. Die Landschaft dort ist traumhaft. Kurz vor der Ankunft haben wir mitten in der Nacht in der Flaute gesteckt. Die Sonne hat geschienen, wir sind auf der Stelle getrieben, und die Vögel haben gezwitschert. Sehr schön!

Wie war es, doublehanded mit Jonas Kroner zu segeln?

Jonas hat ganz spontan zugesagt, sonst wäre ich allein gesegelt. Das hat gut harmoniert. Ich konnte was von ihm lernen und von seiner Regattaerfahrung etwas mitnehmen. Wir kennen uns aus Lorient, er war mit seinem Mini zum Trainieren dort, da waren wir die deutsche Community. Einige Nächte im Irish Pub haben uns zusammengeschweißt (lacht).

Wie war euer Rhythmus?

Wir waren auf Schlaf bedacht und haben geschaut, dass wir da gut durchkommen. Aber gerade die letzten zwei Tage war nicht mehr so viel Schlaf drin. Da war Gas geben angesagt, denn wir hatten die Option , die „Luft“ noch zu kriegen. Meist waren wir 20 bis 30 Meilen hinten dran, aber am letzten Tag konnte wir noch auf 15 Meilen aufschließen. Doch dann hatten sie kurz vor dem Ziel länger Wind, während wir schon in der Flaute hingen. Am Ende waren wir fünf bis sechs Stunden später im Ziel. Sie kamen bei traumhaftem Wetter mit Sonne und Vollmond gleichzeitig an, wir hatten leider Regen …

Bist du mit deinem neuen Boot, einer Class 40, zufrieden?

Ja, mega! Wir haben nix kaputt gemacht, alles hat funktioniert. Es gab ein wenig Probleme mit der Kalibrierung des Autopiloten, aber sonst nichts. Na ja, und neue Segel wären toll.

Wie planst du den Rückweg?

Wir fahren jetzt die schwedische Küste runter. Während ich dann ein wenig in Österreich arbeiten werde, wird das Boot in Stockholm liegen, danach geht’s weiter nach Cuxhaven, entweder nonstop oder in Etappen. Allein vielleicht nonstop, wenn jemand mitkommen will, vermutlich in Etappen.

Über die MidsummerSail:

Kurz vor dem längsten Tag des Jahres startet die Regatta an der deutschen Ostseeküste und führt über 900 Seemeilen über die Bottensee und Bottenvik bis ans nördliche Ende der Ostsee. Bei dem Jedermann-Rennen nehmen Fahrten- ebenso wie Regattasegler mit großen Ehrgeiz teil, um es zu schaffen. Wer kann, zieht den Törn nonstop durch. Doch Zwischenstopps sind erlaubt – solange das Zeitfenster am Ende nicht überschritten wird.

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