ORC-EMLangstrecken-Auftakt mit Kite-Verlust, Kampfgeist, Nordlichtern und Sternschnuppen

Tatjana Pokorny

 · 13.08.2024

"Katima"-Skipper Jan Opländer am Steuer
Foto: blondsign/Eike Schurr/Katima
Vor Mariehamn hat die ORC-EM mit dem Langstrecken-Auftakt begonnen. Als beste deutsche Boote meisterten in Gruppe A Jan Opländers Swan 45 “Katima” und Jens Kuphals modifizierte Landmark 43 “Intermezzo” das Über-Nacht-Renen mit den Rängen drei und vier. Am Mittwoch wird die europäische Titelserie mit den ersten Inshore-Rennen fortgesetzt.

Von dieser Langstrecke haben fast alle geschwärmt. Auch die, für die nicht alles optimal lief. 56 Boote traten zur Offshore-Auftaktprüfung der ORC-EM vor Mariehamn an. Gefordert waren sie im Seegebiet zwischen den Åland-Inseln und Schweden. Belohnt wurden sie für den Über-Nacht-Einsatz mit funkelnden Nordlichtern und Sternschnuppen, die nicht mehr zählbar waren. “Ich habe mir so viel gewünscht, mal sehen, was alles in Erfüllung geht”, berichtete Jens Kuphal lächelnd.

Weltmeisterin “Beau Geste” schnell, aber nicht vorne

Keine Überraschung war, dass Karl Kwoks TP 52 und Weltmeisterin “Beau Geste” unter Hongkong-Flagge die 186 Seemeilen für die großen Boote bereits nach gut 19 Stunden abgeritten hatte. Berechnet musste sich das Profi-Team aber zunächst auf Platz fünf im Feld der acht großen Gruppe-A-Boote einreihen. Den berechneten Sieg holte das langsamste A-Boot: Ola Sandells schwedische M.A.T. 1220 “Karukera” kam nach 29 Stunden und 39 Sekunden ins Ziel. Berechnet reichte das zur Auftaktführung vor der finnischen Landmark 43 “Madame Gray” von Sampsa Vehkmaki.

Mit Platz drei bei der EM-Langstrecke eröffnete Jan Opländers Crew auf der Swan 45 “Katima” die ORC-EM als bestes deutsches Team. In anfangs noch knackigen Winden bis 25 Knoten waren die drei EM-Gruppen am Montag in die längste EM-Prüfung gestartet. Bis zum nächsten Morgen ging es noch in 18 bis 20 Knoten zur Sache, bevor die Winde langsam abflauten. Der Kurs führte die acht A-Boote, 23 B-Boote und 25 C-Boote zwischen den Åland-Inseln und Schweden zunächst nach Norden, dann nach Süden und wieder zurück in den EM-Hafen Mariehamn.

Es ist ja bei uns wie beim Fußball: Du brauchst schon elf Leute.” Jens Kuphal

Im Ziel waren nicht nur Jan Opländer stolz auf sein Team. Jens Kuphal lobte seine Crew besonders, die nach mehreren krankheitsbedingten Ausfällen mit neun statt elf Akteuren klarkommen musste. Die Ocean-Race-Segler Annie Lush und Phillip Kasüske übernahmen die Regie in Abwesenheit von Max Gurgel, Ludger Gawlitta und Robert Stanjek, der kurz vor dem Langstreckenstart mit Fieber passen musste. “Max ist unser Motor, Robert der Stratege – ich bin wirklich stolz auf mein Team, dass wir so gut durchgekommen sind.”

Doppeltes Pech für die “Intermezzo”-Crew

Die “Intermezzo”-Crew biss sich mit neun Leuten durch und hatte dabei auch Rückschläge wegzustecken, wie Jens Kuphal berichtete: “Wir hatten ein bisschen Pech, waren eigentlich gut dabei, bis uns kurz vor der ersten Marke bei der 4 oben eine Naht aufgegangen ist. Da hat sich das Segel einmal geteilt, super ärgerlich, denn den Kram kriegst du ja nicht mehr runter. Da haben wir 20 Minuten verloren. Dann haben wir wieder angegriffen, bevor wir nachts bei einem klassischen Sonnenschuss den Kite verloren haben. Da waren nochmal 20 Minuten weg. Da sind wir nicht mehr vorne rangekommen.” Johannes Wackerhagens Knierim 49 “Desna” lag nach der Langstrecke zunächst auf Platz sechs.

In den Gruppen der mittleren und der kleineren Boote haben sich einige der Favoriten gleich auf dem für Division B 164 Seemeilen und für Division C 135 Seemeilen langen Kurs vorne platzieren können. In Gruppe B der ORC-EM führt Harles Livs J-112E “Shadow” aus Estland vor den Landsleuten auf der modifizierten X-41 “Olympic” und der dänischen X-41 “Nexus”. Mit Rang sechs eröffnete die dänisch-deutsche Crew auf Erik Stannows X-41 “Dixi 4” in die europäische Titelserie. Mit von der Partie sind hier auf der ehemaligen “Sportsfreund” viele bekannte Sportsfreunde wie RVS-Chef Bertil Balser, Bendix Hügelmann, Gordon Nickel, Lennart Stegmann und Swantje Michaelis.

“Der Eigner hatte uns gefragt, ob wir uns vorstellen können, mit ihm ein Team zu bilden. Da sind ziemlich viele Sportsfreunde dabei geblieben”, erzählt Bertil Balser. Und weiter: “Wir sind im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Auftakt. Die Erwartungshaltung lag vermutlich bei zwei, drei Plätzen besser, denn der Abstand zu den ganz vorne liegenden Booten ist schon groß.” Zum Aufholen bleiben der “Dixi 4”-Crew aber noch die gesamte Inshore-Serie und ein kurzer Offshore-Kurs am Freitag, bevor die ORC-EM am Samstag mit den letzten Rennen und der Siegerehrung in Mariehamn zu Ende geht.

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“Imagine” startet mit Rang 12 in die ORC-EM

Als bestes deutsches B-Boot eröffnete Felix Streckenbachs X-41 “Imagine” die EM mit Rang zwölf auf der Langstrecke. Auf den Plätzen 18 und 19 lagen zunächst Alf Henryk Wulfs X-41 “Stardust” und Dirk Clasens H 39 “Ginkgo”. In Gruppe C übernahmen der estnische ORC-Weltmeister Sandro Montefusco und seine Crew auf der Italia 9.98 “Sugar” mit ihrem Langstreckensieg die Führung vor dem schwedischen Schwesterschiff “Madonna” und der modifizierten estnischen First 36.7 “Amserv Toyota St”. Eike Claas Carminckes M.A.T. 1010 “Matchbox” stieg mit Platz 16 auf der Langstrecke in die ORC-EM ein. Die Europameisterschaft wird nach der recht späten Rückkehr der Flotten von der Langstrecke am Mittwoch erst ab 14 Uhr mit den ersten Inshore-Rennen fortgesetzt.

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