Normandy Channel RaceBurke und Fink als 8. mit bärenstarker Debüt-Vorstellung

Andreas Fritsch

 · 09.06.2023

Normandy Channel Race: Burke und Fink als 8. mit bärenstarker Debüt-VorstellungFoto: Jean-Marie LIOT Images #CICNC2023
Die Sieger “Allagrande Pirelli” beim Zieldurchgang
Normandy Channel Race: Das deutsche Class-40-Duo Lennart Burke und Melwin Fink hatte zum Schluss zwei technische Probleme, musste kurz vor dem Ziel den 8. Platz vorerst abgeben

Was für ein Auftakt für die beiden Class-40-Rookies in ihrem ersten Wettbewerb gegen die Crème de la Crème der Klasse! Heute Morgen passierten die beiden die Ziellinie vor Ouistreham ganze vier Minuten hinter dem Achtlatzierten “Crosscall”, der sie erst kurz vor dem Ziel überholen konnte.

“Wir hatten gestern Probleme mit dem J1, dessen Lasching ist oben gerissen, das Segel rutschte runter, und wir mussten es bergen. Da ist uns ‘Crosscall’ dann mit dem größeren Segel durchgefahren”, so Lennart Burke nach dem Zieldurchgang gegenüber der YACHT.

Doch dann kurz nach dem Ziel die Überraschung: Die Crew von “Crosscall” wird mit einer 15-minütigen Zeitstrafe belegt, weil sie eine Verplombung im Schiff versehentlich beschädigt hat, Burke und Fink werden doch noch Achter!

Es sind Kleinigkeiten, die in der leistungsstarken Class-40-Liga reichlich Plätze kosten können

Melwin Fink beim Navigieren auf der “Think Big, Think Social”Foto: YACHT/Andreas LindlahrMelwin Fink beim Navigieren auf der “Think Big, Think Social”

Das Rennen war dennoch von Anfang an eine starke Vorstellung, gingen Lennart Burke und Melwin Fink doch als Vierte um Lands End herum, lange sah es so aus, als könnten sie ums Podium mitfahren. Doch dann parkte das Feld in der Flaute der Landabdeckung von England ein.

“Da sind wir übel eingeparkt, und alle sind von hinten auf uns raufgefahren und dann ums uns herum früher wieder los. Das tat weh!”, so Melwin Fink. Dabei lief sonst alles perfekt: “Wir wollten in dem Rennen ja eigentlich sehen, wo wir stehen, dass wir da gleich unter den Top Ten landen, ist mega! Wir haben uns mit Legenden wie Vincent Riou gebattelt! Der hat die Vendée gewonnen, dachte ich zwischendurch mal, wie krass ist das!”, ergänzt ein noch hörbar beeindruckter Lennart Burke.

“Das Boot ist downwind eine Rakete!”

Das Boot sei perfekt, es gab außer der Lasching keine Probleme, und downwind sei die Pogo S4 eine echte Rakete. “Da sind wir bei fast 30 Knoten mit vollem Groß und großem Spi ewig über 20 Knoten gefahren”, schwärmt Burke. Bis dann erst ihnen, dann direkt neben ihnen wenig später “Edenred” der Spi platzte.

Als der Wind nach der Rundung Englands wieder einsetzte, mussten sie sich als Elfte wieder einreihen. Beim Runden der nördlichsten Wegmarke, Tuskar Rock vor Irland, klemmte dann auch beim Bergen noch ein Fallenschloss, was sie wieder einen Platz kostete. Später konnten sie aber auf dem langen Schlag von Fastnet Rock zurück in den Englischen Kanal wieder Plätze gutmachen. Als die Führungsgruppe zunächst dicht unter Land blieb, segelten sie weiter raus in den Kanal, eine taktische Variante, die aber keine Vorteile brachte.

Das Rennen gewann der Italiener Ambrogio Beccaria mit seinem Co-Skipper Kevin Bloch auf “Allagrande Pirelli” in einer beeindruckenden Vorstellung. Fast das ganze Rennen lag er in Führung, zeigte enormen Bootsspeed und machte technisch keine Fehler. Ein verdienter Sieg vor Class-40-Ikone Ian Lipinsiki mit Antoine Carpentier, die ihre “Credit Mutuel” als Zweite über die Linie steuerten.

Die beiden Deutschen erwischte die YACHT am Telefon während des Schleusens in den Starthafen Caen. “Dort wird erst mal gefeiert! Wir sind jetzt in der Klasse angekommen, die Franzosen haben uns jetzt das erste Mal wahrgenommen, das ist schon Wahnsinn!”

Angesichts des sehr gelungenen Starts in die Klasse der Class 40 darf man gespannt sein, wie die beiden Deutschen die Saison über weiter performen. Jedenfalls hat der deutsche Segelsport jetzt zwei ganz heiße Eisen im Feuer einer der spannendsten Offshore-Bootsklassen. Saisonhöhepunkt wird für beide im Oktober der Start zum Transat Jacques Vabre sein, nach dem Mini-Transat die zweite große Race-Legende.


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