129 Herausforderer kreuzten zur Motten-WM im italienischen Malcesine am Gardasee-Ostufer auf. Unter ihnen viele Größen des internationalen Segelsports. Bekanntester Akteur war der dreimalige SailGP-Rekordsaisonsieger, America’s-Cup-Gewinner und Laser-Olympiasieger Tom Slingsby, der schon 2019 und 2021 WM-Gold in der foilenden Klasse der Champions abgeräumt hatte. Dieses Mal musste sich der Ausnahmesegler nach zehn Läufen trotz Rennsieg im letzten Durchgang Enzo Balanger geschlagen geben.
Der neue französische Weltmeister hatte in zehn Rennen fünf Siege geholt, war im verkürzten Programm nicht zu halten. Sein überschäumendes Echo: “Dieser Titel war wirklich ein Lebenstraum. Es war eine unglaubliche Woche. Ich hatte ein paar kleine Rückschläge, aber wir haben alles gelöst und sind konzentriert geblieben. Ein großes Dankeschön an mein gesamtes Team.” Bei der 46. Motten-WM seit 1973 segelte der Neuseeländer Jacob Pye auf Platz drei, sicherte sich damit auch den Titel des Jugend-Weltmeisters.
Der größte Satz am Finaltag aber war dem zweimaligen Weltsegler des Jahres Tom Slingsby gelungen, der sich mit seinem abschließenden Rensieg von Platz fünf noch auf Platz zwei katapultierte. Slingsby sagte: “Ich hatte einen etewas langsamen Start mit ein paar Problemen, habe dann aber in meinen Rhythmus gefunden. Enzo war einfach diese Woche eine Klasse für sich – herzlichen Glückwunsch an ihn. Das Niveau der jungen Fahrer in dieser Klasse ist unglaublich.”
Die Zukunft des Mottensegelns ist in guten Händen.” Tom Slingsby
Der junge Richard Schultheis vom Norddeutschen Regatta Verein verpasste eine Medaille im Kampf um die WM-Podiumsplätze nur knapp. Der in Berlin geborene 49er-Segler mit längst nachgewiesener Weltklasse auch in der Motte, lag bis zum Schlusstag auf einem Medaillenplatz, fiel dann mit Rang elf im letzten Lauf noch auf Platz fünf zurück. Eine Chance zum erneuten Vorrücken ließen ihm und anderen die wankelmütigen Winde nicht mehr. Weitere drei geplante Läufe konnten aufgrund der instabilen Windverhältnisse nicht mehr ausgetragen werden.
Richard Schultheis, der mit Eltern und Schwestern auf Malta aufwuchs, startet seit der neuen Saison unter schwarz-rot-goldener Flagge. Er ist Mitglied im Perspektivkader des German Sailing Teams und im NRV Olympic Team des Norddeutschen Regatta Vereins an der Hamburger Außenalster. Mit Fabian Rieger bildet der erst 20 Jahre alte Steuermann ein 49er-Team, das schon bei den ersten gemeinsamen Einsätzen in diesem Jahr mit Silber bei der Trofeo Princesa Sofía und der Semaine Olympique Française Dreamteam-Qualitäten demonstrierte.
Nach der Motten-WM steigt Richard Schultheis jetzt wieder in den 49er zurück und bereitet sich mit seinem Berliner Vorschoter Fabi Rieger vom Verein Seglerhaus am Wannsee auf die Weltmeisterschaft im olympischen Skiff vor. Die WM für 49er, 49erFX und Nacra 17 findet vom 7. bis zum 12. Oktober vor Cagliari in sardischen Gewässern statt. Die Motte bleibt Richard Schultheis’ zweites Eldorado. Schon als 19-Jähriger hatte er bei der letzten WM mit dem fünften Platz bewiesen, dass er zu den Besten zählt.
Was auch für seine Schwester Victoria Schultheis gilt, die ihren Vornamen bei der Motten-WM zum Programm machte und als WM-39. den Titel bei den Frauen gewann. Die Steuerfrau aus Malta setzte sich gegen Hattie Rogers (46., Großbritannien) und die Lisa Schweigert (70.) vom Segler-Verein Wörthsee durch. Den Master-Titel holte sich meisterhaft der erfahrene Amerikaner Brad Funk, der die Welttitelserie als Zehnter abschloss. Hier geht es zu den Endergebnissen der Motten-WM.
Erwähnenswert ist auch Mathis Menke als “Selbstbau-Weltmeister”. Der Motten- und Speed-Lover vom Buchholzer Segelverein baut seine Boote selbst, trifft damit oft den Nerv der Zeit. Auf WM-Platz 55 war er einen Platz hinter Maximilian Mäge vom Bayerischen Yacht-Club drittbester deutscher Akteur bei diesen Welttitelkämpfen auf dem Gardasee, an denen insgesamt 13 deutsche Herausforderer teilgenommen haben. Kai Adolph vom Bayerischen Yacht-Club gewann die Grandmaster-Wertung.
Das mit Segelprominenz gespickte Feld der Motten-WM hat einmal mehr gezeigt, wo die Profis sich gerne und gut weiterbilden und wo sie maximalen Spaß am Segeln haben. Unter den Besten waren reihenweise America’s-Cup-Könner und Olympiasieger zu finden. Russell Coutts’ Sohn Mattias Coutts musste als Titelverteidiger dieses Mal mit Platz zwölf zufrieden sein, der junge Amerikaner Harry Melges wurde Vierzehnter.
Kurz vor dem Emirates Great Britain SailGP am kommenden Wochenende in Portsmouth segelten sich neben Tom Slingsby als Steuermann der australischen Bonds Flying Roos und Diego Botin (”Los Gallos”, Spanien) auch weitere SailGP-Steuermänner in Form: Der Schweizer Sebastian Schneiter raste bei der Motten-WM auf Platz 17, Kanadas SailGP-Steuermann Giles Scott auf Platz 18. Sein Vorgänger Phil Robertson segelte auf Platz 21, Großbritanniens Pilot Dylan Fletcher auf Platz 27.
REPLAY! Packende Szenen vom Finaltag der Motten-WM 2025 mit Kommentaren der Besten: