Tatjana Pokorny
· 27.07.2017
Mit 209 foilenden Flitzern feiern die Motten-Segler ihre WM auf dem Gardasee. Mit dabei: America's-Cup-Profis, Olympiasieger und eine kleine deutsche Flotte
Nach dem America's Cup ist die Motten-Weltmeisterschaft auf dem Gardasee für viele Segler das Ereignis des Jahres. Mehr als 200 Teilnehmer machen die Welttitelkämpfe zum Segelsportspektakel. Der einzige kleine Makel der Superregatta ist ihr Timing: Sie findet fast zeitgleich zur Europameisterschaft der drei rasantesten Olympia-Disziplinen (Nacra 17, 49er, 49erFX) in Kiel statt. Nicht wenige Leistungsträger hätten gern an beiden Regatten teilgenommen.
Dennoch ist die Flotte auf dem Gardasee mit Stars gespickt: America's-Cup-Gewinner Peter Burling ist ebenso am Start wie sein Dauerrivale und Artemis-Steuermann Nathan Outteridge. Beide haben in der "fliegenden" Motte schon WM-Titel gewonnen. BMW Oracle Racings Taktiker Tom Slingsby (Australien) hat die aufgrund flauer Winde verkürzte Qualifikation am Donnerstag als Zweiter hinter dem britischen Laser-Olympiasieger und Titelverteidiger Paul Goodison abgeschlossen. Mit Robert Greenhalgh (Großbritannien) und dem australischen 49er-Olympiasieger Iain Jensen lagen nach den vier Qualifikationsrennen zwei weitere "Schwergewichte" der Mottenklasse auf den Platzen drei und vier. Überflieger Peter Burling musste sich zunächst auf Platz 15 einreihen, Outteridge sogar auf Platz 35.
Luftaufnahmen von den Motten bei ihrer Weltmeisterschaft auf dem Gardasee
Beste deutsche Segler waren nach vier Wettfahrten Fabian Gielen vom Lindauer Segel-Club (36.) vor Jacob Clasen (RVE, 68.) und Andreas John (Blankeneser Segel-Club) auf Platz 74. Auf Gielen und Clasen als beste deutsche Motten-Steuerleute hatte Laser-Vizeweltmeister Philipp Buhl zuvor getippt und an den ersten beiden Renntagen richtig gelegen. Der Olympiasegler selbst ist zum ersten Mal bei einer Motten-Regatta am Start und hat sich dafür gleich dieses Feld ausgewählt. Mit Platz 93 konnte sich der Sonthofener vom Segelclub Alpsee Immenstadt immerhin auf Anhieb in der vorderen Hälfte der Flotte platzieren. Weil er jedoch einiges Material zu spät geliefert bekam und technisch zu kämpfen hatte, "habe ich erst jetzt nach vier Wettfahrten das Niveau erreicht, das ich eigentlich schon vor der WM haben wollte". Das neu definierte Ziel ist eine Top-Ten-Platzierung in der Silberflotte. Gemeinsam will die deutsche Lasergruppe bei der WM möglichst viel Wissen aufsaugen und zu Hause weitergeben. "Tom Slingsby sagt, das Motten-Segeln ist in jedem Fall ein gutes Investment in die Foiling-Zukunft", erzählt Buhl, dem der Umgang mit den kleinen Flitzern "übelst viel Spaß macht". Und das, obwohl "es mich heute in 25 Knoten wohl ein Dutzend Male rückwärts auf die Wasseroberfläche gehämmert hat".
Wie schnell es einen Segler aus der Motto katapultieren kann...
Der Blick auf die Ergebnisliste verrät, wie hoch die Anziehungskraft dieser technisch orientierten Klasse mit ihren verschiedenen Foils nicht nur bei der jungen "Foiling-Generation" ist. Starboot-Ass und Oracle-Coach Philipp Presti ist ebenso im Einsatz wie America's-Cup-Steuermann Seb Col aus Frankreich. Die WM endet am 30. Juni mit den Finalläufen und der Siegerehrung. Wer das Mottenspektakel auch in Deutschland einmal erleben will, der ist vom 18. bis zum 20. August bei den Immac Moth German Open auf dem Wittensee genau richtig.
Die Duell-Szene zwischen Laser-Olympiasieger Goodison und 49er-Olympiasieger Outteridge zeigt, wie wichtig Bootsgeschwindigkeit und die richtigen Foils für den Erfolg in der Mottenklasse sind