Mini-TransatRette sich, wer kann – noch immer Minis auf See

Tatjana Pokorny

 · 27.09.2025

Die Lage am Vormittag des 27. September: fast alle Solisten hatten rettende Häfen erreicht, einige wenige kämpften noch.
Foto: Screenshot/La Boulangère Mini Transat 2025
Im Mini-Transat streben nach dem Abbruch der ersten Etappe die letzten Solisten auf der Flucht vor dem Sturm die Küste an. Am Samstagmorgen hatten gegen 10 Uhr die meisten der Solisten einen Hafen erreicht, einige aber kämpften noch. Im Tracking etwa 90 Seemeilen westlich von Vigo auch zu sehen: das verlassene Boot von Hajime Kokumai. Der Skipper war vor drei Tagen nach schwerer Kollision mit einem unbekannten Objekt von einer Frachtschiff-Besatzung abgeborgen worden.

Der große Sturm kommt. Zuletzt deutete alles darauf hin, dass alle noch auf See befindlichen Solisten im La Boulangère Mini-Transat einen Hafen erreichen konnten – oder in den nächsten Stunden können. Die wichtigste Frage blieb am Samstagvormittag dennoch aktuell: Schaffen es wirklich alle rechtzeitig, bevor der Sturm in den kommenden Stunden mit gewaltiger Wucht auf die portugiesische Küste trifft?

Mini-Transat-Etappe eins annulliert

Von den Seglern selbst war zunächst kaum direkte Auskunft zu erhalten. Sie hatten ihre Mobiltelefone vor dem Rennen abgegeben und diese bei Ankunft in den Häfen nicht sofort parat. Die Veranstalter hatten angekündigt, die Handys entsprechend eines “Notfallplans” zu ihren Besitzern zu bringen.

Und das ist passiert: Nach Abstimmung mit den Veranstaltern hatte sich die Rennleitung am Donnerstag (26. September) zu Abbruch und Annullierung der ersten Etappe entschlossen, weil der herannahende Ex-Tropensturm Gabriele dem europäischen Festland entgegenwalzte. Hier geht es zum ersten Bericht dazu. Die Solisten wurden über den Abbruch im laufenden Rennen von Les Sables-d’Olonne nach Santa Cruz de La Palma via Tracker und durch die Crews auf den Begleitbooten informiert.

​Rennleiter Denis Hugues hatte gesagt: “Wir hätten sie sonst in ihr Verderben geschickt.” Und auch dies: “Ziel ist es, dass alle bis Samstagvormittag in Sicherheit sind.” Es begann die Flucht der Miniisten vor dem heranrauschenden Hurrikan der Stärke 4, den Experten mit dem Orkantief Ciarán verglichen, das zwei Jahre zuvor über Westeuropa hinwegfegte, Menschenleben gefordert und enorme Schäden verursacht hatte.

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Mini-Transat: Marie und Demange segeln weiter

Nur die beiden führenden Proto-Solisten Benoït Marie (”Nicomatic – Petit Bateau”) und Alexandre Demange (”DMG Mori Sailing Academy 2”) hatten sich aufgrund ihrer bereits südlichen Positionen zur Fortsetzung ihrer Kurse entschieden. Die Prognose sagte ihnen, dass sie zwar schweres Wetter erleben, aber dem Zentrum des Sturms entgehen können, wenn sie weitersegeln. Rund 350 Seemeilen hatten sie am Samstagvormittag noch vor sich.

Wetterexperte Sebastian Wache hatte bereits am Freitag einen Ausblick auf die Bedingungen an diesem Samstag gezeigt und dazu auch Kritik geübt: “Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie das noch einige da draußen schaffen wollen, denn im Moment kommen sie teils nicht schneller als mit 5 Knoten voran. Hoffen wir, dass es für alle gut ausgeht! Horta auf den Azoren hat heute Morgen eine Böen mit 154 km/h gemessen! Wirft ehrlich gesagt kein gutes Licht auf die Veranstalter! Gab damals (2021) mit dem Sturm, den Melwin Fink abgeritten ist, schon viele Diskussionen danach.”

Vor vier Jahren hatten die Mini-Transat-Veranstalter mit Blick auf stürmische Verhältnisse ihren Teilnehmer auf der ersten Etappe nahegelegt, Schutzhäfen anzulaufen. Damals allerdings war die Etappe nicht sofort offiziell annulliert worden. Der 2021 erst 19 Jahre alte Melwin Fink hatte die Etappe fortgesetzt, gewonnen und in der Endabrechnung den dritten Podiumsplatz erobert. Auch vier Protosegler waren im Rennen geblieben.

Vielleicht sollte man überlegen den Start einfach in sturmärmere Zeiten im Jahr zu verschieben.” Sebastian Wache

Am Samstagmorgen war zunächst immer noch eine Mini-Transat-Liste mit 72 in unterschiedlichen Häfen eingetroffenen Booten auf der Homepage der Veranstalter einzusehen. Demnach waren immer noch mehr als ein Dutzend Minis auf See. Gegen 10 Uhr zeigte das Tracking bei den Protos, dass “nur” noch Louis Hulet auf “James Caird” letzte Seemeilen bis nach Vigo sowie Thomas Jouans auf “Minimoana” und Timothée Villain-Amirat auf “Speedy Maltese” wenige Seemeilen nach Cascais vor sich hatten.

Mini-Transat: immer noch Boote auf See

Bei den Serienbootseglern befanden sich entsprechend der größeren Flotte noch mehr Boote auf See. Hendrik Lenz hatte es laut der letzten veröffentlichten Liste mit “Monoka” bereits am Freitag nach Cascais geschafft. Dort sind auch der Deutsch-Franzose Victor David (”Ich bin ein Solitaire”) und Thiemo Huuk (”Europe”) nach angekommen. Ebenso im Hafen angekommen ist der Schweizer Protosegler Felix Oberle auf “Big Bounce – Beltrona”, der laut Tracking in der Bucht von Portimão Schutz gesucht hat. Die Veranstalter haben weitere Updates angekündigt, während der Sturm auf die Küste zutobt. Hier geht es zum noch laufenden Mini-Transat-Tracking.

Noch auf See zu sehen ist die Raison 22 “DMG Mori Sailing Academy 1”, die etwa 90 Seemeilen westlich von Vigo in den kommenden Stunden vom Sturm getroffen wird. Allerdings ohne ihren Skipper japanischen Skipper Hajime Kokumai. Der unter Schock stehende Solist war am 24. September von der Besatzung des Frachters “Joe” abgeborgen worden.

Hajime Kokumai war in der Flotte der Prototypen in den Top Ten platziert, als er vor der Küste Portugals mit einem unbekannten Objekt kollidiert war. Durch den Aufprall hatte sich der Kiel verschoben. Dadurch war ein großes Leck entstanden. Das MRCC Lissabon hatte die Rettungsaktion koordiniert.

UPDATE, 27. September, 12.15 Uhr: Die Veranstalter haben an diesem Samstag eine aktualisierte Liste von 86 Booten veröffentlicht, die bis 11.30 Uhr einen Hafen erreicht hatten. Laut Tracking waren bis bis zum Mittag alle Proto-Solisten bis auf die weitersegelnden Benoït Marie und Alexandre Demange im Hafen. Drei Serienboot-Segler waren laut Tracking noch kurz davor, einen Hafen zu erreichen, alle anderen angekommen, wo es nun aber auch gilt, die Boote vor dem Sturm zu sichern.

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