Kristina Müller
· 27.09.2021
Die Skipper haben die erste Etappe vor dem Bug – mit Starkwind auf der Biskaya und Unsicherheit rund um den Zwischenstopp auf La Palma
Der Startschuss für das 23. Mini-Transat von Frankreich in die Karibik ist gefallen. 90 Seglerinnen und Segler haben am Nachmittag um 15.30 Uhr die Startlinie vor Les Sables d’Olonne gequert, um einhand im Mini 6.50 über den Atlantik zu segeln, mit nur einem Zwischenstopp auf den Kanaren. Es ist ein großes Abenteuer für alle am Start, für viele das Abenteuer ihres Lebens.
Die Veranstalter haben den Aufbruch live auf Facebook und Youtube übertragen. Über 2000 Zuschauer verfolgten vor den Bildschirmen, wie die 90 Boote im Atlantikschwell die Linie vor Les Sables d’Olonne querten. Im Vorprogramm schickte dann auch noch Yannick Bestaven einen Live-Gruß: „Erreicht das Ziel eurer Träume“, gab der Sieger der Vendée Globe 2020/21 den Seglern mit auf den Weg. Er selbst gewann das Mini-Transat 2001.
Mit Lina Rixgens, Lennart Burke, Melwin Fink, Marc Siewert und Christian Kargl sind fünf Teilnehmer aus Deutschland und Österreich dabei.
Noch halten die Veranstalter trotz des Vulkanausbruchs am Etappenhafen auf La Palma fest. „Wir stehen jedoch in ständigem Kontakt mit den lokalen Behörden und den Vulkanologen vor Ort“, so Organisator Marc Chopin am Sonntag. „Der Küstenabschnitt mit der Marina, in der die Boote liegen sollen, ist aus ihrer Sicht nicht gefährdet.“
Einen Plan B hat die Rennleitung aber ausgearbeitet und ein virtuelles Gate 80 Meilen nördlich der Kanaren festgelegt. Erhalten sie unterwegs keine Informationen der Rennleitung, sollen die Skipper, die sich diesem Gebiet nähern, ihren Kurs in Richtung der Ziellinie auf La Palma fortsetzen.
„Wir haben drei Kanäle, um sie über eine Änderung zu informieren: Tracker, über welche die Rennleitung ihnen eine Nachricht senden kann, Begleitboote, die ihnen die Nachricht über UKW übermitteln können, sowie das SSB, das für den täglichen Wetterbericht verwendet wird“, so Chopin.
Mit den Behörden auf anderen kanarischen Inseln sei man bezüglich einer Umleitung in Kontakt, aber ein neuer Etappenhafen für knapp 100 Boote sei eben nicht leicht zu finden. Für den Fall aber, dass das Anlaufen von Santa-Cruz auf La Palma doch nicht möglich sein wird, soll das virtuelle Gate die Ziellinie darstellen.
Vorerst aber erwarten anspruchsvolle Bedingungen auf der Biskaya die Piloten der kleinen Hochseeracer.
Nach der Startverschiebung um einen Tag wegen einer durchziehenden Front wurde am Montag noch einmal um eineinhalb Stunden verschoben. „Die Teilnehmer werden bei Nordwest mit 18 bis 25 Knoten in See stechen. Der Wind lässt im Laufe des Nachmittags allmählich nach und stabilisiert sich am Abend auf etwa 15 Knoten“, erklärt Christian Dumard, der Meteorologe der Regatta. Anspruchsvoll wird es dann schnell: „Die Passage der Biskaya wird voraussichtlich nicht so einfach sein“, so Dumard.
Eine erste Front soll in der Nacht von Dienstag bis Mittwoch über das Feld hinwegziehen – 35 Knoten Wind und chaotische See erwarten die Mini-Segler dann. Anschließend gilt es, so Dumard, einen Winddreher nach Nordwesten zu nutzen, um einen südlicheren Kurs entlang der spanischen Küste zwischen Kap Ortegal und Kap Finisterre einzuschlagen.
Dann werden die Skipper auf ihrem Kurs Richtung Kanaren das Revier durchsegeln, das zuletzt aufgrund zahlreicher Orca-Angriffe auf Yachten Schlagzeilen machte. Nur eines scheint aktuell also festzustehen: Schon die erste Etappe dieses 23. Mini-Transats wird bereits ein großes Abenteuer.
Die Hintergründe über die Vorbereitung der vier Deutschen und des österreichischen Skippers lesen Sie auch in YACHT 19/2021, die hier bestellt werden kann.
Spannender Einblick: Vorstellung der fünf deutschsprachigen Mini-Skipper und ihrer Boote