Meisterschaft der MeisterZwei 505er-Könner gewinnen Hamburger Meistergipfel

Tatjana Pokorny

 · 28.10.2024

Mehr Wind, mehr Action für die MdM-Segler
Foto: Sven Jürgensen/Meisterschaft der Meister
Überraschungssieger sind Jan-Philipp Hofmann und Felix Brockerhoff nicht. Die beiden 505er-Vizeweltmeister stehen seit einem Jahrzehnt regelmäßig auf dem Podium der Meisterschaft der Meister. Jetzt hat das Duo vom Düsseldorfer Yachtclub das familiär und freundschaftlich geprägte Saisonfinale aller deutschen Segelmeister zum dritten Mal gewonnen.

Es gibt nicht viele Regatten in Deutschland, die auf eine so lange Geschichte und so bekannte Sieger in ihrer Vergangenheit zurückblicken können. Die Olympiasieger und Brüder Jörg und Eckart Diesch gewannen die Meisterschaft der Meister 1984. Deutschlands erfolgreichster Olympiasegler Jochen Schümann hat das kurz MdM genannte herbstliche Saisonfinale des deutschen Segelsports 2011 gewonnen, der international erfolgreiche Segelprofi Markus Wieser siegte 2010, 2012 und 2013.

Hofmann/Brockerhoff gewinnen zum dritten Mal

Rekordgewinner ist der frühere America’s-Cup-Steuermann Karol Jablonski mit sechs Siegen zwischen 1994 und 2004, gefolgt vom 470er- und 505er-Virtuosen und Kieler-Woche-König Wolfgang Hunger (5 Siege). 44 Jahre nach der Premiere im Jahr 1980 war der Hamburger Segel-Club nach zwei Ausfällen 2016 und 2020 in diesem Jahr engagierter Gastgeber der 43. Edition.

Die am Wochenende gekürten Meister der Meister haben ihre Güte nach 2015 und 2022 zum dritten Mal unter Beweis gestellt: Die 505er-Asse Jan-Philipp Hofmann und Felix Brockerhoff vom Düsseldorfer Yachtclub setzten sich auf den erstmals eingesetzten Zwei-Personen-Booten vom Typ RS Venture Connect durch. Das Duo bewies nicht nur Segelkönnen, sondern auch interdisziplinäre Souveränität und Klasse.

„Wir sehen die Regatta als letztes Highlight im Jahr, ein bisschen auch als Spaßregatta und gehen mit der entsprechenden Lockerheit rein“, sagte Felix Brockerhoff, dessen Team das Podium im vergangenen MdM-Jahrzehnt regelmäßig besetzte. “Die Inklusionsschiffe in diesem Jahr waren einmal etwas anderes, haben für Gleichheit gesorgt”, sagte Felix Brockerhoff, der sein 2007 mit seinem Steuermann Jan-Philipp Hofmann in einem Boot sitzt.

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Vater-Sohn-Duell bei der Meisterschaft der Meister

Spannend ging es im Kampf um Platz zwei im Vater-Sohn-Duell zwischen Frank Schönfeldt und Till Krüger zu. Conger-Meister Frank Schönfeldt trat mit Ole Harder für die Entdecker und Seefahrerfördervereinigung an. Schönfeldts Sohn Till Krüger kreuzte mit Max Kleinsorg für die Deutschen Vereinsmeister vom Mühlenberger Segel-Club auf. In der Vorrunde waren es zunächst die Altmeister Schönfeldt und Harder, die alle bis auf ein Rennen gewannen und souverän ins Finale einzogen.

Nach spannendem Showdown aber hatte Sohn Till mit dem Sieg im Finalrennen die Bugspitze im Kampf um den Vize-Titel bei der Meisterschaft der Meister knapp vorne. Was auch daran lag, dass der Vater mit einem technischen Defekt zu kämpfen hatte, im Finale der Top-Acht erst als Letzter ins Ziel kam, aber abends im HSC-Clubhaus an der Alster trotzdem noch lachen konnte.

Till Krüger sagte nach der MdM-Premiere auf den inklusiven Booten: „Das war ganz lustig! Die Boote sind auf jeden Fall optimal für das Format!“ Für sein Team war es anders herum gelaufen: “Erst waren wir gar nicht so erfolgreich. Vor allem am Sonntag in der Quali waren wir nicht gut. Aber im Finale hat dann alles perfekt geklappt.” Vater Frank dagegen, den die neuen Meister der Meister bei der Siegerehrung zum “Sieger der Herzen” erklärten, muss nach seiner 32. (!) MdM-Teilnahme als Dritter in diesem Jahr weiter auf seinen ersten Titel hoffen.

“Hamburger Deerns” in den Top-Sechs

Als bestes reines Frauen-Team segelten beim Herbstgipfel für Deutschlands Segelmeister aus 32 Disziplinen Silke Basedow und Nadine Löschke auf Platz sechs. Die Doppel-Weltmeisterinnen im Inklusiv-Segeln waren damit auch die Besten unter den insgesamt fünf angetretenen Inklusions-Teams. Ihnen brachte der Einsatz der RS Venture Connect die Chancengleichheit als Basis zum Einzug ins Finale, in dem die Hamburger Deerns ebenfalls Rang sechs belegten.

Ilca-7-Ass Ole Schweckendieck und Co-Pilot Noah Piotraschke verbesserten sich mit Rang 4 im Finale noch auf Platz sieben im Abschlussklassement. Als beste Seesegler erkämpften Luca Leidholdt (Kieler Yacht-Club) und Luca Mayer (Konstanzer Yacht-Club) Platz neun. Die Titelverteidiger und Tempest-Segler Lars und Leif Bähr mussten im RS-Kräftemessen dieses Jahres mit Platz elf zufrieden sein.

Wettfahrtleiterin Tina Bauch und ihr Team hatten das Geschehen in den typischen drehenden Alsterwinden gut im Griff. Das Schiedsrichterteam um Manuel Hünsch musste nur sehr selten von der Pfeife Gebrauch machen. Dazu trug auch das Segeln auf den RS Venture Connects bei, das in der Regel für konservative Tonnenrundungen sorgte. Weniger als eine Handvoll technischer Probleme löste das Reparaturteam um Calle Sibbert schnell und effektiv.

Meisterschaft der Meister: ein Familienfest

Wie sehr die MdM nicht nur ein großes Familienfest des deutschen Segelsports zum Saisonabschluss ist, sondern auch regelmäßig Familien-Crews auf die Alster lockt, bewiesen beispielsweise die Familien Hofmann und Brockerhoff: Sieger-Vater Reiner Brockerhoff und Sieger-Bruder Nils-Henning Hofmann segelten als J/22-Könner auf Platz 22 der Regattasause in Hamburg. Offiziell gemeldet als Team „Vater & Sohn“ beendeten Jens und Jannik Dannhus die MdM auf Platz 32.

ES WAR EINMAL… Weil es so schnell nach der 43. Meisterschaft der Meister noch keinen Film gab, blicken wir zwölf Jahre zurück ins Jahr 2012, als mit Boris Herrmann, Jochen Schümann, Philipp Buhl, Tobias Schadewaldt und weiteren Top-Akteuren viel deutsche Segelprominenz am Start war. Den Titel holten sich damals Markus Wieser, Matti Paschen und Ulrike Schümann:

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