Mit oder ohne Gennaker? Diese und viele andere Fragen beschäftigen Deutschlands beste Segler bei den letzten Vorbereitungen auf die 44. Edition der Meisterschaft der Meister am kommenden Wochenende. Erstmals wird beim beliebten Saisonfinale mit Titelträgern und Top-Akteuren aus unterschiedlichsten Bootsklassen auf VX Ones gesegelt. Die seit 2014 aktive One-Design-Klasse steht für Segeln mit einem agilen Boot bei Top-Geschwindigkeiten von 24 Knoten.
Bei einem niedrigen Gesamtgewicht sorgt das 80 Kilogramm schwere Kielschwert für ein gutes aufrichtendes Moment. “Ich habe diese Boote noch nie gesegelt, aber sie scheinen Downwind ganz gut loszurutschen”, frohlockte nicht nur der dreimalige Olympiateilnehmer und Ilca-7-Weltmeister Philipp Buhl, der sich für den heiteren Herbstgipfel in Hamburg zunächst mit den Teamkameraden Justin Barth und Julian Hoffmann in die Teilnehmerliste eingetragen hat.
Den mit VX Ones verbundenen sportlichen Kielskiff-Segelspaß testete in der ersten Version schon 2016 die YACHT. Jetzt können das Boot bei der Meisterschaft der Meister die Steuerleute mit wahlweise zwei oder drei Crew-Mitgliedern genießen. In welcher Crew-Konstellation die Champions antreten, müssen die 24 gemeldeten Skipper und Skipperinnen bis zur Vor-Ort-Anmeldung entscheiden.
Nach dem für Freitag vorhergesagten Sturm sind die Prognosen fürs “MdM”-Wochenende am 25. und 26. Oktober bislang moderat: Um die zehn Knoten und Regen sind für den Samstag in Aussicht. Am Sonntag könnten 14 Knoten in weniger Nässe von oben mehr Druck bringen. Wettfahrtleiterin Christina Buch und Chief Umpire Manuel Hünsch wachen mit ihren Teams über die Meisterrennen auf der Hamburger Außenalster.
Das Wettfahrtbüro ist am Samstag ab 8 Uhr geöffnet, bevor um 9 Uhr das Skipper’s Briefing beginnt. Ab 10 Uhr wird gesegelt. Am Sonntag treffen sich die Skipper bereits um 8.30 Uhr, bevor die Fleetraces fortgesetzt werden. Alle Crews sollen am Samstag und am Sonntag zum Einsatz kommen, möglichst viel Sport an diesem Meisterschaftswochenende genießen können. Das Finale bestreiten die sechs besten Boote nach der Hauptrunde.
Neben Mitfavorit Philipp Buhl und seiner Crew sind viele weitere Powerplayer mit von der Partie, allesamt Meister ihrer Disziplinen: Für den gastgebenden Hamburger Segel-Club und den Verein Inclusion in Sailing – Wir sind Wir geht die auf ihrem Heimatrevier stets starke Silke Basedow mit Schwester Maren Hahlbrock und Juliane Zepp ins Rennen. Paralympics Sieger Jens Kroker tritt mit Martin Kittsteiner und Oliver Stieglitz an. Altmeister und Tausendsassa Frank Schönfeldt aus Hamburg will es mit Ole Harder wissen.
Sein Sohn Till Krüger, mit dem Mühlenberger Segel-Club amtierender deutscher Vereinsmeister und Top-Team der aktuellen Liga-Saison vor dem Finale, ist gespannt auf die neue Bootsklasse. Der MdM-Zweite des vergangenen Jahres geht mit Lynn Hafemann und Henrike Germar ins Rennen. Till Krüger sagt: “Ich glaube, das wird ganz cool. Letztes Jahr hatte das Segeln auf den RS Venture Connects mit dem Knüppel in der Hand seinen eigenen Charme. Da gab es Chancengleichheit für alle.”
Zuvor hatte die Meisterschaft der Meister viele Jahre auf J/70-Booten stattgefunden. “Da hätten wir Liga-Segler jetzt einfach einen zu großen Vorteil. Jetzt haben wir richtige kleine Rennmaschinen – und freuen uns darauf.” Dass Till Krüger nicht zu zweit, sondern im Trio antritt, ist vor allem dem Teamgedanken geschuldet. “Wir sind so viele im MSC-Bundesliga-Team, also sollen auch maximal viele dabei sein können. Wir sollen ja Wind bekommen. Mal sehen, ob wir mit Gennaker segeln. Das wird dann lustig.”
Die Meisterschaft der Meister wird seit 1980 ausgetragen. Geprägt ist sie von der Idee, Deutschlands beste Segler klassenübergreifend zu ermitteln. In der Szene wird das Event zum Saisonende auch als Begegnungsstätte für Aktive aus unterschiedlichsten Segelreisen geschätzt, die sonst keine oder kaum Überschneidungen haben. Steuerleute aus 20 verschiedenen Disziplinen haben in der 44-jährigen Geschichte den Titel gewinnen können.
Die Premiere hatten 1980 die Europe-Spezialistenm Andreas Etten und Torsten Dmoch gewonnen, die ihren Titel ein Jahr später erfolgreich verteidigten. Rekordsieger ist Karol Jablonski, der mit unterschiedlichen Vorschotern auf der Außenalster sechsmal siegte. Kieler-Woche-Rekordsieger Wolfgang Hunger wurde fünfmal Meister der Meister, sein Stammvorschoter Rolf “Rocky” Schmidt glänzte dazu ohne Hunger selbst als Steuermann mit dem Sieg 1991.
In den Heydays der Meisterschaft der Meister rangen auch Segelgrößen wie Markus Wieser (3 Siege) und Jochen Schümann (2 Siege) miteinander um den zwar heiter betrachteten, aber durchaus begehrten Titel. Zweimal in 44 Jahren konnten sich im Meisterspiel Steuerfrauen durchsetzen: 2007 siegte die spätere Olympia-Vierte Ulrike Schümann mit Julia Bleck und Ute Höpfner, 2018 setzte sich die 470er-Steuerfrau Theres Dahnke mit Birte Winkel und Johanna Meier durch.