Meisterschaft der Meister“Kalt, nass, anstrengend – toll!”

Tatjana Pokorny

 · 27.10.2025

Die Boote vom Typ VX One brachten viel Action und Segelspaß auf die Alster.
Foto: Pepe Hartmann/HSC
Das Wetter ließ bei der 44. Meisterschaft der Meister auf der Hamburger Außenalster schwer zu wünschen übrig. Dass der Klassiker seine 23 teilnehmenden Crews trotzdem glücklich gemacht hat, lag an der enorm engagierten VX One-Klassenvereinigung und den Gastgebern vom Hamburger Segel-Club. Meister der Meister wurden die Favoriten, auch wenn der Sieg bis zum letzten Lauf keineswegs sicher war und von einer Alster-Privatböe beflügelt wurde.

Philipp Buhl und Justin Barth sind die Champions der 44. Meisterschaft der Meister. Der Laser-Weltmeister und sein Vorschoter, Ilca-7-Teamkamerad und WG-Freund Justin Barth, haben den Meistergipfel auf der Hamburger Außenalster im Last-Minute-Schlusssprint gewonnen. “Wir waren die Glücklichen”, zog Philipp Buhl am Abend nach einem verregneten und sehr nassen Hamburger Wochenende Bilanz. Es hat die 67 Seglerinnen und Segler trotzdem glücklich gemacht.

Meisterschaft der Meister: Sportspaß mit VX Ones

23 Deutsche Meister aus unterschiedlichsten Klassen oder Podiumssegler bei WMs und EMs waren zur 44. Edition des deutschen Herbstklassikers beim Hamburger Segel-Club aufgekreuzt. Erstmals wurde das einst auf Piraten, aber auch schon auf J/70, B Ones oder RS Venture Connects veranstaltete Saisonfinale auf Kielskiffs vom Typ VX One ausgetragen. Die Boote kamen bei den Teilnehmern der Meisterschaft der Meister sehr gut an. Hier ein schon älterer YACHT-Test, der die Boote vorstellt.

Möglich machten das sportliche Meistervergnügen die hochengagierte VX One Klassenvereinigung mit ihrer Vorsitzenden Iris Kamml und Privateigner aus ganz Deutschland, die ihre Boote für das Meisterwochenende zur Verfügung gestellt hatten. “Wirklich toll, was die Klassenvereinigung der VX One hier geleistet hat. Sie haben die Boote gestellt, aufgebaut und repariert. Wie die sich engagiert haben!”, verneigte sich nicht nur Silke Basedow vor dem XL-Einsatz bei dieser Meisterschaft der Meister.

Das Fazit der Top-Seglerin aus Hamburg: “Es war kalt, nass, anstrengend – toll!” Auch Philipp Buhl war begeistert: “Dass es in heutiger Zeit noch solche Leute wie die VX One-Eigner gibt, das ist der Hammer! Auch das Ehrenamt war eine krasse Nummer hier. Unser Dank geht an die Veranstalter und die Leute, die uns geshuttelt haben, die da zwei Tage auf den Motorbooten saßen und sich die Finger abgefroren haben.”

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Ein dickes Kompliment für die Boote und die Veranstaltung generell. Dass die Meisterschaft der Meister schon 44 Male auf die Beine gestellt wurde, das ist cool!” Philipp Buhl

Es waren insbesondere die sportlichen Boote, die den 35 Jahre alten Deutschen Ilca-7-Meister und dreimaligen Olympia-Teilnehmer nach längerer Pause wieder zur Meisterschaft der Meister auf der Außenalster gelockt hatten. Wie nur ein weiteres Team im Feld, ging Buhl die Aufgabe im Duo mit Justin Barth statt im Dreier wie die Mehrheit der Crews an.

“Bärliner” in der Hauptrunde souverän

“Wir haben uns da zwar reingefuchst, aber zu zweit zu sein, das war bei dem Wind nicht immer ein Vorteil. Auf dem Vorwind allerdings schon…”, sagte der für den Norddeutschen Regatta Verein und den Segelclub Alpsee-Immenstadt segelnde Steuermann. Die Hauptrunde der Meisterschaft der Meister hatten Philipp Buhl und Justin Barth als Vierte abgeschlossen.

Die souveränste Vorstellung hatten über sieben Hauptrunden-Flights die J/70-Meister Maximilian Nickel, Laurenz Odenbreit und Charlotte Graffunder vom Berliner Yacht-Club hingelegt. Mit sechs Siegen (einer davon aufgrund der Absage des letzten Fleetraces in stürmischen Sonntagsbedingungen in Form eines Durchschnittswertes) und einem zweiten Rang waren die “Bärliner” als dominante Spitzenreiter ins Finale eingezogen.

Den entscheidenden Lauf erreichten auch die co-favorisierten Hamburgerinnen Silke Basedow, Juliane Zepp und Maren Hahlbrock. Das HSC-Trio, das ebenfalls für den Verein Wir sind Wir – Inclusion in Sailing startet, erreichte den Endlauf als Hauptrunden-Dritte hinter den Piraten-EM-Zweiten Stefan, Nils und Cora Theuerkauf. “Nur” als Vierte qualifizierten sich Philipp Buhl und Justin Barth für das Entscheidungsrennen. Das Duo hatte zwar auch drei Siege in sieben Rennen ersegelt, hatte aber am Sonntagvormittag auf Kurs Finale ein paar Federchen lassen müssen.

Abgerechnet wird zum Schluss

Justin Barth sagte: “Am Samstag war es für uns bei abnehmenden Winden am Nachmittag immer besser gelaufen. In mehr Wind am Sonntag hatten wir auch ein bisschen mehr Respekt beim Gennakerfahren als die anderen Teams. Das hat uns hier und da mal ein bisschen was an der Leetonne gekostet, was die Rennen für uns etwas schwieriger gemacht hat.“

Was das Ilca-Duo unter anderem sehr gut beherrschte, ahnte Silke Basedow früh: “Auf der Kreuz musst du halt richtig hängen…” Es galt auch bei dieser Meisterschaft der Meister die alte Weisheit: Abgerechnet wird im Ziel. Im entscheidenden Lauf fokussierten sich die im Klassement vor Buhl und Barth liegenden Crews aufeinander.

So kamen das Ilca-Doppel gut von der Startlinie weg und erreichte die Luvtonen in dritter Position. “Dann hatten wir ein bisschen Glück, als einzige eine Riesenböe zu bekommen, so dass wir unten am Gate einen gefühlten halben Schenkel Vorsprung hatten.” Dieser Zwischenspurt reichte zum Rennsieg – und zum Event-Sieg.

Knappe Titelentscheidung: punktgleiche Top-Drei

Weil die Verfolger danach genau so ins Ziel kamen, dass die aus der Hauptrunde mitgenommenen Punkte und die im Finale ersegelten Zähler eine Punktgleichheit der Top-Drei ergaben, gewannen Philipp Buhl und Justin Barth als Team “Overpowered” die 44. Meisterschaft der Meister vor den “Bärlinern” und dem Frauen-Trio um Silke Basedew.

Den Ausschlag gab die Leistung im Finale. Justin Barth sagte mit Blick auf die Gesamtleistungen der drei Posiumscrews: “Ich meine, die Berliner sind nur erste Plätze gefahren und hätten den Sieg verdient. Ebenso Silke, die uns am Sonntag noch einmal ein paar Punkte abgenommen hat.”

Es war eine große Glückskomponente dabei, dass es für uns im Finale genau so ausging. Aber natürlich freuen wir uns.” Justin Barth

Wie andere Teilnehmer, brachte auch Justin Barth noch am Abend nach dem Finale eine VX One zurück zu ihrem Eigner vom heimischen Berliner Yacht-Club. Der in Kiel lebende 24-jährige Berliner sagte: “Die Organisation der VX One-Klasse war so beeindruckend. Für ihr Engagement gibt es ja keine Gegenleistung. Und die Boote waren echt cool! Es ging ab wie auf dem Laser. Gerade, wenn wir keinen Gennaker hochgezogen hatten, sind wir in den starken Böen ins Vollgleiten gekommen.”

Agile Renner mit hohem Spaßfaktor

​Die Wahl der VX One-Boote hat sich bei dieser Meisterschaft der Meister als voller Erfolg erwiesen. Die agilen Renner waren gute Boote mit hohem Spaßfaktor für das diverse Feld mit ganz unterschiedlichen Herausforderern aus Jollen- und Kielbootklassen. Philipp Buhl sagte: “Ein dickes Kompliment für die Boote und die Veranstalter. Wir hatten das unangenehmste Wetter, aber das angenehmste Wochenende. Gut gefallen hat mir auch der familiäre Charakter.”

Von der Erfahrung mit den VX Ones nimmt der 35-Jährige Top-Segler schöne Erinnerungen mit: “Wir haben uns ziemlich gefreut, wenn wir mal über die Downwind-Layline geschossen sind, dann richtig anspitzen mussten und die Karre losgeschossen ist.” Eine Anregung für künftige Finalrennen bei der Meisterschaft der Meister hat Philipp Buhl auch noch: “Vielleicht kann man da noch tunen, indem man das Finale mit drei Rennen und Eliminierung macht, falls die Zeit dafür da ist.”

Für die helle Stimmung unter den Seglern sorgte an diesem Wochenende im Hamburger “Schmuddelwetter” auch das entspannte Miteinander der Aktiven auf dem Wasser und an Land. In souveräner Wettfahrtleitung von Tina Buch und ihrem Team, meisterten die Gastgeber um HSC-Vize Wolf-Dieter Jahn das Meisterwochenende bestens. Chief Umpire Manuel Hünsch sagte: “Das Wetter war echt anstrengend, aber wir haben fast 7 Flights und das Finale hinbekommen. Aus Umpire-Sicht gab es relativ wenig Arbeit.”

Hamburger Schmuddelwetter? Egal! Der aktuelle Clip vom Meisterwochenende.

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