Ein kleines Meldeplus im Vergleich zum Vorjahr, acht abwechslungsreiche Rennen über drei Tage und zwei am Ende interessant besetzte Podien: Die MaiOR-Regatta hat ihre Teilnehmer am langen Wochenende gefordert und begeistert. Principal Race Officer Eckart Reinke sagte nach der Schlussfeier in Kiel: “Ich bin von der Qualität des Feldes total angetan: Das war weltmeisterlich, absolutes Top-Niveau.”
Was den erfahrenen Regatta-Manager so überzeugte, beschrieb Eckart Reinke mit einem Beispiel: “Wenn in einem Rennen nach einem Allgemeinrückruf im Black-Flag-Start zehn Boote einen Nullstart hinlegen, spricht das für eine extrem hohe Güte im Feld. Wir waren auch auf dem Startschiff beeindruckt.”
Eckart Reinke weiß wie alle Big-Boat-Antreiber hierzulande: “Die nordeuropäischen Felder hatten einige Verluste durch die Wechsel von Eignern ins Mittelmeer wegzustecken, aber hier baut sich jetzt gerade eine neue Szene auf, die wirklich gut ist. Darunter sind auch viele Dänen, die im positiven Sinn hart segeln.”
Die beiden Podien der auch von den Aktiven genossenen MaiOR-Regatta erlebten eine interessante Besetzung: In ORC A&B war das Podest am Ende der dreitägigen Serie rein dänisch besetzt. In ORC C&D machten GER-Crews die Top-Drei unter sich aus. Bei den großen Booten waren Steuermann Jesper Radich, Matchrace-As Jeppe Borch und das Team auf der neuen dänischen XR41 “Formula X” (siehe auch YACHT-Test) nicht zu schlagen. Sie zeigten, so formulierten es auch die Veranstalter, “Meisterklasse in Beständigkeit und Kontrolle”.
Mit fünf Siegen in den acht Wettfahrten und nur zwölf Zählern auf dem MaiOR-Konto gewann die “Formula X” das frühe Kräftemessen in der neuen Saison souverän. Ihre Segelnummer war das Programm: DEN 1. Es folgten auf den Plätzen zwei und drei Peter Buhls Crew auf der regelmäßig erfolgreichen dänischen ClubSwan 42 “Sirena” und Erik Stannows dänische X-41 “Dixi 4”, deren Crew am letzten Tag noch einmal taktisch glänzte und den dritten Podiumsplatz konzentriert klarmachte.
Auf “Dixi 4” wirken mit Gordon Nickel, RVS-Boss Bertil Balser, Bendix Hügelmann oder auch dem olympischen Soling-Silbermedaillen-Gewinner Gunnar Bahr viele bekannte deutsche Segler an der Seite von Erik Stannow für den Erfolg. Jens Kuphals Crew auf der neuen XR41 “Exciter” fehlte im hochspannenden Duell um Platz drei mit “Dixi 4” am Ende aber nur ein Punkt zum Sprung aufs Podium.
Der “Exciter”-Eigner und Steuermann vom Berliner Yacht-Club und seine Stamm-Crew mit Ocean-Race-Segler Robert Stanjek und Boote-Optimierer Max Gurgel glänzten vor allem zur Halbzeit. Sie holten einen Tagessieg und drei dritte Ränge, kassierten aber auch drei Resultate jenseits der Top-Fünf. Hier geht es zu den MaiOR-Ergebnissen in beiden ORC-Gruppen.
Jens Kuphal sagte: “Das war eine Tiptop-Regatta! Die Bedingungen waren durchwachsen, schwierig in der Strander Bucht, super draußen im Stollergrund. Eckart Reinke und die Wettfahrtleitung haben wie immer eine tolle Leistung hingelegt. Dieser Ruf führt auch dazu, dass uns dieses Mal viele Dänen besucht haben. Es waren schöne Felder, in denen Top- und Amateur-Crews zusammen gesegelt sind und gemeinsam Spaß hatten.”
Der entscheidende Punkt ist, dass wir diese Güte und Energie jetzt weitertragen.” Jens Kuphal
An seinem 61. Geburtstag hatte Jens Kuphal einen Monat zuvor am 3. April seine neue XR41 “Exciter” mit Freunden, Crew und Gästen getauft. Er bleibt begeistert vom Konzept: “X-Yachts gebührt großer Dank. Vom Sportlichen her ist X-Yachts der Gewinner dieser Veranstaltung. Sich in heutiger Zeit hinzusetzen, keine Mühen und Kosten zu scheuen und mit diesem Boot einen neuen Akzent zu setzen, ist beeindruckend.”
Er sei, so Kuphal, angesichts der kurzen Vorbereitung “total zufrieden” mit der Leistung seiner Mannschaft und seiner Yacht. Er wisse, dass die MaiOR-Sieger seit Dezember auf dem Wasser seien. Seine Crew hat bis zum MaiOR-Start zwei Trainings absolviert. “Natürlich musst du dich erstmal eintunen und eingrooven auf so einem Boot. Du kannst es in mehreren Modi segeln. Du kannst mit dem Boot super cruisen, aber auch wirklich performen”, so Kuphal.
“Die XR41 ist ein Raumwunder und ein Trimm-Monster.” Jens Kuphal
Den Zwölf-Punkte-Streicher in Rennen drei beispielsweise hatte sich das “Exciter”-Team unglücklich eingefangen. Oben an der Tonne unter den Top-Booten platziert, entschied sich die Crew für eine Halse, als der Wind plötzlich komplett starb und die Verfolger Boot für Boot vorbeifuhren, während Kuphal und Co. fast bewegungslos zusehen mussten. “Das war ein einziges Gestehe, absurd”, erzählte Kuphal lächelnd. Seiner begeisterten MaiOR-Bilanz tat das Malheur keinen Abbruch.
“Es ging zur Sache bei der MaiOR. Wenn wir das über die Saison halten können, wäre das super”, so der Berliner, der bei der Taufe seines Bootes auch intensiv für den Zusammenhalt in der Seesegelszene geworben hatte. “Diese Community ist mir wichtig. Sie ist eine Art ‘Safe space’ – das ist in heutiger Zeit so wichtig. Das müssen wir bewahren.” Kuphal nutzte den gelungenen Saisonauftakt darüber hinaus für die Bewerbung der kommenden Saisonhöhepunkte.
Bei der Kieler Woche werden vom 21. bis 29. Juni im Rahmen der Deutschen Seesegel-Meisterschaft sowohl Inshore- als auch Offshore Titel vergeben. Vom 8. bis 16. August steigt die ORC Weltmeisterschaft in Tallinn. “Die haben ein neues Clubhaus gebaut und geben sich wahnsinnig Mühe”, wirbt Kuphal für den ORC-Gipfel im Hochsommer in Estland.
Die Kämpfe ums Podium in der Gruppe ORC C&D machten bei der MaiOR-Serie deutsche Boote unter sich aus. Torsten Bastiansens X-35 “Sydbank” holte in acht Rennen vier Tagessiege, davon zwei am Finaltag. Das Boot vom Flensborg Yacht Club setzte sich im Kampf um den Gruppensieg mit nur elf Zählern auf dem Konto klar gegen die Mat 1010 “Matchbox” (17 Punkte) von Torsten Habicht und Eike Claas Carmincke durch. Auf Platz drei segelte Kai Haupthoffs “Varuna X Press” (19 Punkte).