Sören Gehlhaus
· 13.06.2025
Für den Offshore-Teil der Loro Piana Giraglia kam es wie vorhergesagt. Wurde das 241 Seemeilen lange Rennen nach Genua im letzten Jahr noch von Starkwind geprägt, hielt die Flaute den Großteil der Crews für weite Strecken fest im Griff – und tut es nach wie vor.
Beim Start vor Saint-Tropez am Mittwochmittag gingen 97 Yachten noch bei guter Brise über die Linie, wobei die großen Maxis gut zwölf Knoten erreichten. Lokalmatador Sir Lindsay Owen-Jones führte die Flotte mit seiner neuen Leichtwind-Rakete „Magic Carpet e“ an. Je weiter sich die Ausreißer von der Küste entfernten, desto stärker schwächelte die Brise. Als die Nordwestspitze von Korsika querab lag, schlief der Wind gänzlich ein und Huang-Seng Lees „Scallywag 100“ setzte sich ab. Seglerisch präsentierte sich das Mare Nostrum als bleiernes Monstrum, atmosphärisch als glatt gezogene Leinwand für das Schauspiel des Himmels und der Riggs.
Doch der Wind schlief keinen festen Schlaf. Der reinrassige Racer, ursprünglich für das Sydney Hobart Race gebaut, erreichte als erster wieder frischen Luftstrom und hielt mit elf Knoten auf den Giraglia-Felsen zu, den „Scallywag 100“ um kurz vor sechs Uhr in der Früh rundete. Als Kurs Nord anlag, fielen die SOGs der Vierer-Gruppe aus den 100-Fußern „Scallywag 100“ und „Magic Carpet e“ sowie der ClubSwan 80 „My Song“ und 80 Fuß langen Judel/Vrolijk-Konstruktion „Capricorno“ wieder unter fünf Knoten.
Regelrechtes Dümpeln war es für die ORC-Starter, die zwischen Saint-Tropez und Korsika festhingen. Als das Führungsquartett Donnerstagfrüh 100 Seemeilen vor Genua lag, trat Martin Baums Swan 48 „Elan“ den Rückzug an. Ihm schloss sich die Swan 53 „Crilia“ sechs Stunden später an. Einen Zweikampf um die Line Honours lieferten sich „Scallywag 100“ und „Magic Carpet e“, die teils zweistellige Werte loggten, sich unter Land aber wieder über maximal fünf Knoten Boatspeed freuten.
Am Ende war es der Hongkonger 100-Fußer, der die Ziellinie kurz vor 21 Uhr kreuzte und damit 1 Tag, 8 Stunden und 58 Minuten für die 241 Seemeilen benötigte. Drei Minuten später hatte „Magic Carpet e“ das Juryboot querab, landete berechnet aber vor „Scallywag 100“ auf Platz zwölf der IRC-Gesamtwertung (Stand Freitagmittag). Zwei Ränge dahinter lag die Neo 430 „Neomind“ als beste deutsche Yacht, aber um 15.00 Uhr mit noch drei Seemeilen bis Genua. Zur gleichen Zeit halten die letzten Crews auf 30- und 40-Fußern auf die steinerne Wendemarke zu. Das zeigt einmal mehr, wie sehr die Giraglia bei leichten Winden ein Rennen der krass unterschiedlichen Geschwindigkeiten ist.
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