Les Sables–Horta–Les Sables“Unglaublicher Erfolg” für “SignForCom”

Tatjana Pokorny

 · 13.07.2023

Glücklich im Ziel und stolz auf Platz vier: "SignForCom"-Skipper Melwin Fink und Estelle Greck
Foto: Next Generation Sailing
Melwin Fink und Estelle Greck haben im Zweihand-Klassiker Les Sables–Horta–Les Sables Platz vier auf der Rücketappe erkämpft. Der jüngste Skipper im Feld und die Ersatzseglerin für den verletzten Lennart Burke konnten sich im Kampf mit der französischen Class-40- und Figaro-Elite stark behaupten

Die deutsche Class 40 “SignForCom” hat ihre Premiere im Doublehand-Klassiker Les Sables–Horta–Les Sables mit Bravour bestanden. Nach Ruderbruch auf der Hin-Etappe von Les Sables-d’Olonne nach Horta auf den Azoren, einer Blitzreparatur in Porto, dem Etappen-Aus und der Rückenverletzung von Lennart Burke wurden alle Anstrengungen des Teams nun mit Platz vier auf der Rück-Etappe belohnt. Erkämpft haben ihn der erst 21 Jahre alte Skipper Melwin Fink und Ersatzseglerin Estelle Greck aus Lorient im Wettstreit mit Frankreichs Class-40- und Figaro-Besten.

Das Podium nur um 25 Minuten verpasst

Im furiosen Endspurt der fordernden Etappe sind Melwin Fink und Estelle Greck auf ihrer Pogo 40 S4 noch auf Platz vier vorgefahren – mitten hinein ins Class-40-Establishment. “Das ist ein unglaublicher Erfolg”, entfuhr es Melwin Fink nach 1.270 harten Seemeilen. Um 3.25 Uhr hatte die “SignForCom” am sehr frühen Morgen des 13. Juli die Ziellinie vor Les Sables-d’Olonne gekreuzt. Vier Tage, 12 Stunden, 53 Minuten und 13 Sekunden hatte der Ritt von Melwin Fink und Estelle Greck angedauert.

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Beinahe hätte es für das furios agierende “SignForCom”-Duo sogar fürs Podium gereicht: Das Ziel erreichte die schlagkräftige Mixed-Crew knapp 25 Minuten nach den Siegern von Etappe eins: “Ibsa” mit Alberto Bona und Pablo Santurde holten auf Etappe zwei Platz drei. Den Sieg sicherten sich auf dem Rückweg im Endspurt noch Xavier Macaire und Morgan Lagravière auf “Groupe SNEF” – ebenfalls eine Pogo. Zweite wurden Achille Nebout und Gildas Mahé auf “Amarris”, die sich ihre lange Führung im Finale noch haben abknöpfen lassen.

Wir haben ein Boot, das Regatten auch gewinnen kann. Es liegt nur an uns” (Melwin Fink)

Für Melwin Fink und auch für Lennart Burke, der das Duo in Les Sables-d’Olonne erwartet hatte, ist Platz vier eine mehr als motivierende Standortbestimmung. Fink sagt, er habe sich in den vergangenen Tagen auf See viele Gedanken dazu gemacht, was diese Regatta über die “SignForCom” sagt. Sein Fazit: “Dass die Regatta nach dem Ruderschaden und Lennarts Verletzung noch so gut ausgegangen ist, sagt uns: Boot und Material sind top! Wir haben ein Boot, das Regatten auch gewinnen kann. Es liegt also nur an uns.”

Fink erzählt auch, dass sein Team in den Tagen mit 25 Knoten Wind “nicht immer auf der letzten Rille” gefahren sei. “Wir wollten das Boot heil lassen. Man hat ja gesehen, was andere Teams teilweise kaputtgemacht haben.” Dennoch war die “SignForCom” schnell unterwegs. “Es herrschten schon krasse Bedingungen. Du warst nach dem Wachwechsel trotz voller Montur keine fünf Minuten trocken. Das Boot war brutal schnell, was für uns brutal nass war”, erzählt Fink am Donnerstagmorgen, nachdem er das Schiff noch aufgeräumt hat.

Es macht einen Riesenunterschied, das Boot von Hand zu steuern” (Melwin Fink)

Die meiste Zeit der erfolgreichen Etappe haben Melwin Fink und Estelle Greck die “SignForCom” von Hand gesteuert. Nur einen etwa 18-Stunden-Reach-Gang haben sie ihren Autopiloten die Arbeit machen lassen. “Es macht einen Riesenunterschied, das Boot von Hand zu steuern. Man muss das bei diesen Bedingungen machen, auch wenn unser Autopilot sehr gut ist”, sagt Melwin Fink.

Nach tagelangen Durchschnittsgeschwindigkeiten von 17, 18 Knoten und 24-Stunden-Ritten von 400 oder mehr Seemeilen war Fink im Ziel noch erstaunlich wach. Von seiner Ersatzfrau Estelle Greck habe er einiges lernen können, wenngleich sich die beiden Crew-Mitglieder im recht strikten Wachwechsel von zwei Stunden “On” und zwei Stunden “Off” gar nicht so intensiv viel austauschen konnten. “Estelle hat beispielsweise viele Szenarien am Rechner durchgespielt. Das war interessant. Sie baut selbst gerade eine Mach 5. Im Transat Jacques Vabre werden wir dann im Herbst Gegner sein”, sagt Fink und lächelt.

Das 50. Rolex Fastnet Race und das Transat Jacques Vabre folgen

Im Endspurt der gerade abgeschlossenen Rück-Etappe konnten Melwin Fink und Estelle Greck auch strategisch noch einmal glänzen. Ihre Entscheidung, die Île d’Yeu innen zu passieren, hat im Abgleich zu den Verfolgern Erwan Le Draoulec und Tanguy Leglatin rund drei Seemeilen Gewinn gebracht. Und beinahe noch den Podestplatz. Derart auf ihrem Kurs bestätigt, werden die Class-40-Neueinsteiger Melwin Fink und Lennart Burke noch am 13. Juli den Heimweg nach Deutschland antreten, denn die nächste Herausforderung naht bereits.

In der dritten Juli-Woche bringen sie die bis dahin von Finks Vater und Crew nach Cherbourg überführte “SignForCom” nach Cowes auf die Isle of Wight. Dort startet am 22. Juli um 13 Uhr britischer Zeit die 50. Jubiläumsauflage des Rolex Fastnet Race mit den beiden Jungprofis aus Hamburg und Bad Salzuflen sowie vielen weiteren deutschen Crews in unterschiedlichsten Klassen.


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