Am Sonntag waren sie noch Neunte, doch den Wochenbeginn haben “SignForCom”-Skipper Melwin Fink und seine neue Co-Skipperin Estelle Greck nach harter Nacht als Sechste eingeläutet. Die erfahrene Class-40-Seglerin aus Lorient war für die Rücketappe der Doublehand-Regatta als Ersatzfrau für den verletzten Lennart Burke an Bord gekommen. Jetzt kommt das deutsch-französische Duo auf der Pogo 40 S4 immer besser in Fahrt, war am Montagmorgen bereits auf Platz sechs vorgerückt.
Das Leben an Bord ist hart. Wir wechseln alle zwei Stunden zwischen Steuern und Schlafen” (Melwin Fink)
Noch am späten Sonntagabend hatte Melwin Fink die anspruchsvollen Bedingungen auf Kurs Les Sables-d’Olonne beschrieben: “Bei uns ist alles okay an Bord. Es sind sehr harte Bedingungen. 25 Knoten Wind, spitzer Downwind unter Medium-Spi. Das Leben an Bord ist hart. Wir wechseln alle zwei Stunden zwischen Steuern und Schlafen. Uns geht es aber sehr gut, und wir kommen gut klar. Unsere Performance macht uns noch nicht so happy. Es herrscht eine sehr eklige Welle. Das Boot taucht ständig komplett ab. Alles sehr, sehr nass.”
Inzwischen geht es für die “SignForCom” aber zunehmend schneller und erfolgreicher voran. Der 21-jährige Melwin Fink und die 32-jährige Estelle Greck scheinen ihren Rhythmus gefunden zu haben. Der nach einem Sturz am Rücken verletzte Lennart Burke beobachtet sein Team von Land aus. Eine ärztliche Untersuchung hat inzwischen ergeben, dass er nach dem Sturz an Bord auf Etappe eins noch eine Entzündung im Rücken zu bekämpfen hat, aber für die kommenden Saisonhöhepunkte – das Rolex Fastnet Race und das Transat Jacques Vabre – wieder fit sein sollte. “Das habe ich mir auch selbst versprochen”, sagte der Stralsunder mit etwas Wehmut in der Stimme.
Seine Ersatzfrau Estelle Greck, die spontan nach Horta geflogen war und nun mit Melwin Fink Teil zwei des Les Sables–Horta–Les Sables bestreitet, hat Burke vor dem Startschuss zur zweiten Etappe in Horta kennengelernt. “Sie ist eine total liebe Frau, kernig und super durchtrainiert, sicher eine begehrte Mitseglerin.” Estelle Greck baut selbst gerade eine neue Class 40, bekommt die letzte Mach 5 von Sam Manuard, bevor die Mach 6 übernehmen.
Mit dem eigenen Boot ist Lennart Burke trotz Ruderbruch-Aus und Blitzreparatur in Porto auf Etappe eins bislang sehr zufrieden: “Die ‘SignForCom’ ist in einem super Zustand in Horta angekommen. Es gab nur das Ruderproblem. Wir hatten das Boot in Horta binnen zwei Tagen rennfertig.” Mit dem Zieldurchgang seines Teams auf Etappe zwei rechnet Lennart Burke in der Nacht zum 13. Juli und sagt: “Ich werde da sein.”
Schnell segeln kann Melwin auf jeden Fall. Er ist ein guter Trimmer” (Lennart Burke)
Die Aufgabe für Melwin Fink und Estelle Greck sei ähnlich wie auf Etappe eins, sagt Burke: “Speed, Speed, Speed. Sie sind gut von der Insel weggekommen und am Sonntag ins Tiefdruckgebiet rein. Ich denke, alle haben den Spi oben und geben Gas in Richtung Les Sables-d’Olonne. Wenn sie Glück haben und der Downwind mit 15 bis 20 Knoten bleibt, sind das auf jeden Fall Pogo-Bedingungen. Und schnell segeln kann Melwin auf jeden Fall. Er ist ein guter Trimmer.” Dass er selbst die Rücketappe nicht bestreiten kann, schmerzt Burke: “Ich wäre sehr, sehr gern an Bord, vor allem bei den Bedingungen!”
Da gestattet sich der in Hamburg lebende 24-jährige Stralsunder schon Gedanken an sein Comeback und einen Ausblick auf den Zweihand-Höhepunkt, der im Herbst mit dem Transat Jacques Vabre kommt: “Wir freuen uns riesig darauf. Das ist ein großartiges und faszinierendes Rennen. Es wird auch spannend zu sehen sein, wie die neuen Class-40-Boote im Vergleich zu den Imocas abschneiden. Sie können auf langen Distanzen durchaus schneller sein als einige der Imocas. Und es wird natürlich cool sein, Boris im Transat Jacques Vabre zu erleben.”
In der Class 40 können wir gut wachsen und uns positionieren” (Lennart Burke)
Auf dem zur neuen Saison mit Melwin Fink gemeinsam eingeschlagenen Karriereweg in der Class 40 fühlt sich Lennart Burke genau richtig: “Wir gehen es Schritt für Schritt an. Die Class 40 ist eine sehr professionell gemanagte Klasse. Wir sehen uns hier als Next Generation Sailing Team eine ganze Weile. Da können wir gut wachsen und uns positionieren.” Als inspirierend beschreibt Lennart Burke eine Seglergröße wie den dreimaligen Transat-Jacques-Vabre-Gewinner Antoine Carpentier: “Der hat zehn Fastnet-Rennen gewonnen und segelt seit 20 Jahren Class 40. Er sagt, dass Einhandsegeln nicht so sein Ding ist und er lieber Zweihand-Rennen bestreitet.”