Tatjana Pokorny
· 21.07.2022
Der Startschuss fiel am 19. Juli: Ein Dutzend Protos und 60 Serienboote segeln bei der 9. Edition des Mini-Klassikers auf Kurs Azoren
Die Minis sind in dieser Woche in ihren Klassiker Les Sables–Azoren–Les Sables gestartet. Insgesamt folgten 72 Solosegler dem Ruf des Zweiteilers: Zwölf in der Proto- und 60 in der Serienwertung. Das Szenario ist typisch: Bei Kap Finisterre teilt sich am dritten Tag auf See das Feld auf dem Weg zur nordwestlichen Spitze Spaniens. Angetrieben wird die Flotte dabei seit Mittwoch von nordwestlichen Winden um 15 bis 20 Knoten.
Am Vormittag des dritten Tages auf See begannen die Routenwahlen erwartungsgemäß zu divergieren. Einige Akteure, darunter auch Proto-Spitzenreiter Pierre Le Roy auf "Teamwork", entschieden sich für den Südkurs, um zwischen der Küste und dem Verkehrstrennungsgebiet von Kap Finisterre hindurchzukommen. Andere, wie der zunächst auf Platz zwei liegende Jacques Delcroix ("Actual") und der Großteil des Feldes, bevorzugten den Außenkurs.
"Diejenigen, die innen fahren, haben mit bis zu 35 Knoten Wind zu rechnen. Für sie wird der Druck schnell zunehmen. Die anderen werden etwas weniger Wind, aber auch etwas weniger Seegang haben. Für sie wird es weniger lang hart sein", sagte Christian Dumard, der Wetterberater des Rennens. Sicher erscheint, dass alle in den kommenden 48 Stunden mit Geschwindigkeiten zwischen acht und 14 Knoten weiterfahren.
Für die Miniisten wird es in den nächsten zwei Tagen nicht nur darum gehen, sorgfältig und möglichst gewinnbringend zwischen Geschwindigkeit und Sicherheit abzuwägen. Sie müssen auch eine strategische Entscheidung treffen, um eine nach Süden sackende Hochdruckachse bestmöglich zu durchfahren, die ihnen am Samstag den Weg versperren könnte. Während die Kap-Finisterre-Passage die Flotte eher spalten wird, ist es sehr wahrscheinlich, dass viele Boote gegen Ende der Woche wieder dichter zusammenrücken. Gleichzeitig sind erfolgreiche Ausbrüche denkbar. Eines ist sicher: Es wird spannend, und die Segler werden in diesen Tagen viel Zeit am Kartentisch verbringen! Hier geht es zum Live-Tracker (bitte anklicken!).
Gefordert ist auch Lisa Berger. Die sympathische junge Österreicherin vom Segelclub Attersee lag mit ihrem Mini 980 "Mojo" am Donnerstag bei nur 40 Seemeilen Rückstand auf Spitzenreiterin Julie Simon ("Dynamips") auf Platz 43 in der Serienbootwertung und war eher auf der "Außenbahn" unterwegs. Zu dem Zeitpunkt hatte das Feld erst knapp ein Viertel der 1.270 Seemeilen langen ersten Etappe von Les Sables nach Horta absolviert. Aufgeben musste inzwischen Fabrice Sorin, der auf seinem Maxi "Cartoffset" elektronische Probleme hatte. Mit dem Vierten der vergangenen Auflage hat das Rennen einen Podiumsplatz-Kandidaten verloren. Sorin wird voraussichtlich Lorient anlaufen, wo am Dienstag Boris Herrmanns Team die neue Imoca "Malizia – Seaexplorer" erstmals zu Wasser ließ und feierte.