Tatjana Pokorny
· 08.01.2022
Vor Lanzarote fiel heute der Startschuss zum 8. Transatlantik-Klassiker des Royal Ocean Racing Club. Es könnte auf Kurs Grenada neue Bestmarken hageln
3000 Seemeilen, 30 Boote und ein Ziel: Das 8. RORC Transatlantic Race läuft! Der veranstaltende Royal Ocean Racing Club schickte die Flotte am Samstagmittag in zwei Feldern – getrennt nach Mehrrumpfern und Monohulls – auf den Kurs mit Ziel Grenada. Der Transatlantik-Klassiker begann unter wolkenverhangenem Himmel und in aufgewühlter See vor Lanzarote. Die Wetterprognosen versprechen ein schnelles Rennen. Die Starts wurden live übertragen. Dabei glänzten die Veranstalter nicht mit guten Bildern, dafür aber mit der extrem informativen Kommentatorin und Vendée-Globe-Skipperin Pip Hare am Mikrofon.
Pip Hare konnte nicht nur über diverse prominente Landsleute im Einsatz berichten – darunter Vendée-Globe-Star Alex Thomson, der den Atlantik erstmals als Co-Skipper einer Crew auf dem Gunboat 68 "Tosca" überquert, und auch Finn-Olympiasieger Giles Scott auf Peter Cunninghams MOD70 "PowerPlay" –, sondern auch kenntnisreiche Einblicke in fast alle weiteren teilnehmenden Teams und einen guten technischen Überblick über die Stärken und Schwächen der Boote geben. Alex Thomson schlägt mit seinem Einsatz wenige Wochen nach seinem Vorerst-Rücktritt aus dem Imoca-Circuit und dem Verkauf der "Hugo Boss" an den Schweizer Alan Roura ein neues Kapitel auf. Die Bilder vom sympathischen Briten zeigen, wie gut ihm das Neuland zu tun scheint.
Kurz vor dem Start sagte Thomson: "Ich freue mich schon auf die ersten Tage, in denen Ken Howery und ich mit der Crew auf 'Tosca' in unser Wachsystem eintauchen werden. Gestern haben wir die Verpflegung für das Rennen organisiert. Die Mahlzeiten werden etwas anders ausfallen, als ich es gewöhnt bin. Und vielleicht kriege ich irgendwann sogar eine Dusche! Ich hoffe, dass ihr uns alle via Homepage der Veranstalter (bitte anklicken!) folgt und werde euch sehr gerne auf dem Laufenden halten." Zum Racetracker des Rennens geht es hier (bitte anklicken!).
Keine Überraschung bot die Zwischenwertung nach den ersten Stunden des Rennens: In Führung lag erwartungsgemäß die MOD70 "Argo" vor Giovanni Soldinis Multi 70 "Maserati" und der MOD70 "PowerPlay". Alle drei waren mit Geschwindigkeiten jenseits der 25 Knoten losgebrettert. Mit nur wenig Abstand folgte die Einrumpf-Favoritin "Comanche" mit Skipper Mitch Booth und Profi-Crew, die beim Start wie eine riesige dunkle Wand durch das Feld der Einrumpfyachten gepflügt war. Sowohl die Mehrrumpfer als auch Rekordjägerin "Comanche" haben gute Aussichten, die Bestmarken des atlantischen Meeres-Marathons zu unterbieten. Für Einrumpfyachten liegt der Rekord bei 10 Tagen, 5 Stunden und 47 Minuten. "Comanche"-Navigator Will Oxley hatte vor dem Start prophezeit, dass der Kurs für sein Team womöglich in acht Tagen zu absolvieren sei.
Pech hatte zum Auftakt das britisch-deutsche Trio auf der rund zwei Jahrzehnte alten Imoca "Rosalba": Skipper Richard Tolkien, Neal Brewer und Frank Sturm vom Cöpenicker Segler-Verein hatten ein Problem mit dem Großfallbolzen zu bekämpfen. Das konnte die Crew allerdings zügig beheben und sich in der "Line Honors"-Zwischenwertung nach gesegelter Zeit zunächst auf Rang 26 einreihen.
Wesentlich besser gelang der Start Ocean-Race-Rekordteilnehmer Bouwe Bekking und seiner Mannschaft auf dem Volvo Ocean 70 "L4 Trifork", die sich in dieser Anfangsphase auf Platz fünf behaupten konnten. Die Zweihand-Crew auf dem mit zehn Metern Länge kleinsten der 30 Transat-Boote, der britischen JPK 10.10 "Jangada", jagte dem Feld am späten Samstagnachmittag auf Platz 29 mit knapp acht Knoten Speed unerschrocken hinterher. Co-Skipper Richard Palmer hatte vor Rennbeginn gesagt: "Wir sind ein kleines Boot auf dem großen Ozean. Wenn man aufs Wetter schaut, werden wir uns in großen Wellen wiederfinden. Unser leichtes Boot wird viel mehr umhergerockt als die größeren Teilnehmer. Die größte Herausforderung besteht für uns in der Übermüdung. Bei einer Zweimann-Crew ist es der härteste Test wachzubleiben."