La Solitaire du FigaroTrauriger Betrugsfall – “Ich mache mir schreckliche Vorwürfe”

Tatjana Pokorny

 · 16.09.2023

"Banque Populaire"-Skipper Corentin Horeau hat das 54. La Solitaire du Figaro gewonnen
Foto: Alexis Courcoux/54. La Solitaire du Figaro Paprec
Benoît Tuduris Freude über seinen Sieg auf der letzten Etappe im La Solitaire du Figaro Paprec währte nicht lange. Der Franzose wurde beim Schummeln erwischt und rückwirkend von der 54. Auflage des französischen Soloklassikers ausgeschlossen. Mit Pierre Daniellot wurde ein weiterer Landsmann für die Etappen zwei und drei disqualifiziert

Es sind harte Maßnahmen, mit denen eine Jury des französischen Seglerverbands und die Veranstalter in einem aktuellen Betrugsfall im La Solitaire du Figaro durchgreifen. Nach der Überprüfung der Bordcomputer aller Figaro Beneteau 3 im Zielhafen Piriac-sur-Mer hat die Jury der Fédération Française de Voile (FFVoile, französisches Pendant zum Deutschen Segler-Verband) unter dem Vorsitz von Georges Priol am Samstag entschieden, Benoît Tuduri (”Capso - En Cavale”) rückwirkend vom Rennen auszuschließen. Zudem wurde Pierre Daniellot (”Team Vendée Formation”) von der zweiten und dritten Etappe des Rennens disqualifiziert.

Auch die World-Sailing-Regel 69 wurde verletzt

Beide Segler hatten während des Rennens sogenannte Grib-Dateien (Wetterdaten) heruntergeladen. Das ist nach den Klassenregeln verboten und ruft auch die World-Sailing-Regel 69 auf den Plan, in der es um die Schädigung des Ansehens des Sports geht. Die Entscheidungen führten zu einer entsprechenden Änderung in der Gesamtwertung des Rennens sowie der Beneteau-Wertung für die “Bizuths” (Erstteilnehmer) und der Beneteau-Trophäe für die “Bizuths”.

Nach einer Kontrolle am Samstag wurden die beiden betroffenen Boote “Capso - En Cavale” und “Team Vendée Formation” zum Gegenstand eines Juryberichts. Darin hieß es: “Die Skipper dieser beiden Boote haben während des Rennens Wetterdateien heruntergeladen. Wir haben diese beiden Segler vorgeladen, und sie sind vor die Jury getreten. Die Dokumente, die uns vorgelegt wurden, beweisen, dass sie tatsächlich Dateien heruntergeladen haben.”

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Während der Untersuchung hat der Skipper von ‘Capso – En Cavale’ zugegeben, dass er ein zweites Telefon mit an Bord genommen hatte, mit dem er eine Internetverbindung nutzen konnte.” (Jury)

Weiter hieß es: “Während der Untersuchung hat der Skipper von ‘Capso - En Cavale’ zugegeben, dass er ein zweites Telefon mit an Bord genommen hatte, mit dem er eine Internetverbindung nutzen konnte. Das verstößt absolut gegen alle Regeln des Rennens, bei dem Empfangsgeräte an Bord verboten sind.” Nach seiner Anhörung durch die FFVoile-Jury wird Benoît Tuduri daher von der Veranstaltung ausgeschlossen. Weiter hieß es dazu: “Angesichts der Schwere der Tat wird ein Bericht von der Jury an die FFVoile geschickt, was zusätzliche Konsequenzen für den Segler nach sich ziehen könnte.”

Der Fall von Pierre Daniellot wiegt in den Augen der Jury etwas weniger schwer: Aufgrund der geringen Anzahl von heruntergeladenen Dateien – eine in England, die andere in der Vendée und ohne nachweislichen Beweis, dass er ein Telefon an Bord hatte – fällt die Strafe geringer aus. Er wird von den Etappen 2 und 3 disqualifiziert. Damit fällt er in der Gesamtwertung vom 9. auf den 28. Platz zurück, wobei jeder, der auf einer Etappe disqualifiziert wird, die Zeit des Letzten gutgeschrieben bekommt, zu der drei Stunden addiert werden.

Es wurden die Regeln des Segelsports angewandt, und diejenigen, die davon abwichen, wurden bestraft.” (Jury)

In einer Pressemitteilung der Veranstalter der La Solitaire du Figaro Paprec hieß es am Abend: “Das Prinzip der Solitaire du Figaro Paprec ist einfach: Die Segler kämpfen unter gleichen Bedingungen auf Booten eines Typs. Es ist also der Segler, der den Unterschied macht. Es wurden die Regeln des Segelsports angewandt, und diejenigen, die davon abwichen, wurden bestraft.”

Benoît Tuduri wandte sich noch am Abend an seine Klassenkollegen und entschuldigte sich in einer WhatsApp-Gruppe mit diesen Worten:

“Hallo an alle, heute muss ich euch einen schweren Fehler meinerseits gestehen: Ich habe auf Etappe drei geschummelt. Ich habe eine Sim-Karte mit an Bord genommen, mit der ich Wetterdateien abrufen konnte, was mich in meiner Strategie bestärkt hat. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist ... Ich habe mich selbst unter Ergebnisdruck gesetzt und wollte sichergehen, dass ich diese Etappe nach dem, was vorher passiert war, erfolgreich absolviere. Ich fühle mich schlecht, weil ich ruer Vertrauen missbraucht habe, und ich mache mir schreckliche Vorwürfe.

Ich gehe heute Abend zu der Preisverleihung, um mich öffentlich zu entschuldigen. Alle meine Partner, meine Freunde und meine Familie haben das nicht verdient. Die gesamte Organisation, die Skipper und die Menschen im La Solitaire haben es auch nicht verdient. Dieses unsportliche Verhalten, dem ich nachgegeben habe, erteilt mir eine schöne Lektion. Ich bin mir dieses Fehlers bewusst, der meine sportlichen Leistungen ruiniert hat. Ich akzeptiere die Konsequenzen und den Ausschluss vom Rennen.

Ich hoffe, ich bekomme die Gelegenheit, allen und mir selbst zu zeigen, dass ich besser bin als das” (Benoît Tuduri)

Es tut mir zutiefst leid. Ich verstehe, dass ich euch sehr enttäusche. Ich denke, dass meine Entschuldigung nichts an dem ändern wird, was ich getan habe. Ich stehe dazu. Ich hoffe, ich bekomme die Gelegenheit, allen und mir selbst zu zeigen, dass ich besser bin als das. Es tut mir leid, dass ich die Stimmung verdorben habe.”

Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken fielen weitgehend empört und hart aus. Zum Beispiel so: “Es ist wichtig, dass man mit diesen Spaßvögeln hart ins Gericht geht ... Lizenzentzug wäre nicht auszuschließen. Wenn man spielt, muss man sich an die Regeln halten, sonst bleibt man zu Hause.”

Elodie Bonafous: beste Skipperin, beste Neueinsteigerin

Oder so: “Nicht nur, dass es einer Institution dieses Sports schadet. Auch die Idee, zu betrügen, ist so weit vom Geist des Segelns und diesem Rennen entfernt. Das ist unerträglich.” Oder auch so: “Er hatte mich mit seiner Kühnheit und seinen taktischen Entscheidungen verzaubert, aber ich bin von dieser Nachricht angewidert! Es ist klar, dass es mit regelmäßig aktualisierten Wetterdaten einfacher ist.”

Am späten Samstagabend (17. September) wurde das Klassement infolge der Strafmaßnahmen geändert: Gesamtsieger bleibt Corentin Horeau (”Banque Populaire”) vor Basile Bourgnon (”Edenred”) und Lois Berrehar (”Skipper Mecif 2022”). Beste Skipperin und beste Neueinsteigerin unter allen männlichen und weiblichen “Bizuths” war in diesem Jahr Elodie Bonafous (”Queguiner – La vie en rose”) als Sechste des Gesamtklassements. Sanni Beucke aus Strande bei Kiel beendete ihr zweites Figaro mit der Kampage “This Race is Female” nach drei Etappen auf Platz 27.

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