Tatjana Pokorny
· 15.11.2021
Der erst 19 Jahre alte "SignForCom"-Skipper musste nach seinem fulminanten Auftaktsieg auf der ersten Etappe auf dem Atlantik kämpfen. Heute wurde er belohnt
Finale furios: Melwin Fink hat die zweite Etappe im 23. Mini-Transat EuroChef 2021 als 22. beendet. Dabei kämpfte er bis zum Ende der fordernden Transatlantik-Prüfung um jeden Meter und um jede Minute. Für seine Unermüdlichkeit wurde der 19-jährige Flotten-Benjamin heute belohnt. Seine ersegelte Zeit von 16 Tagen, 19 Stunden, 44 Minuten und 30 Sekunden reicht nach dem Sieg-Coup auf Etappe eins in der Addition beider Etappenzeiten tatsächlich noch zum Sprung aufs Podium.
Mit Gesamtplatz drei erzielte der junge "SignForCom"-Skipper auch eines der historisch besten deutschen Ergebnisse bei diesem urfranzösischen Klassiker. Vor Fink hatte der Hamburger Jörg Riechers 2017 Platz zwei in der Protowertung erreicht. Morten Bogacki war 2019 ebenfalls auf dem Proto "Lilienthal" auf Platz drei gesegelt.
Melwin Fink selbst hatte beim Zieldurchgang nicht mehr mit diesem Erfolg gerechnet: "Ich hatte den Podiumsplatz abgeschrieben. Am Morgen des vorletzten Tages hatte ich noch mehr als 100 Seemeilen Rückstand auf den jetzt viertplatzierten Léo Debiesse…" Trotzdem reduzierte Fink sein Schlafpensum in den letzten 48 Stunden auf eine Stunde pro Tag. "Ich habe mich in den letzten Tagen ziemlich kaputt gemacht", berichtete er YACHT online im ersten Interview nach dem Zieldurchgang, als er sich auf dem Vorschiff seiner Pogo kaum mehr auf den Beinen halten konnte.
Seinen Erfolg hatte Fink in den ersten Stunden nach dem Zieldurchgang "noch gar nicht realisiert". Die jubelnde Familie, ein Presseboot mit einem halben Dutzend Fotografen, hochgereckte Daumen und aufgeregte Zurufe ließ den jungen Deutschen dann aber verstehen, dass ihm der Sprung aufs Mini-Transat-Podest tatsächlich noch gelungen war. Finks Dank ging in den emotionalen Momenten der Ankunft nicht nur an seine Familie und die Unterstützer, sondern auch an die beiden Weggefährten im Dream Team: "Vorpommern"-Skipper Lennart Burke und "All Hands on Deck"-Skipper Christian Kargl aus Österreich: "Wir waren eine super coole Truppe. Lennart und ich haben in den vergangenen zwei Jahren so vieles zusammen gemacht und sind dabei echt eng zusammengewachsen. Und meine Mutter sagt, dass Christian Kargl und ich beim Segeln wie Papa und Sohn sind. Christian ist auch ein mega Typ!"
Ganz oben steht im Abschlussklassement der Serienboote, von denen nach insgesamt nur drei Ausfällen noch 62 im Rennen waren, hochverdient Favorit Hugo Dhallenne. "Es ist krass, was Hugo abgeliefert hat. Er hat definitiv den größten Respekt verdient. Was der mit seinem Boot macht, das ist unglaublich. Er hat den mit Abstand besten Job gemacht", würdigte Fink den strahlenden Sieger. Nach Platz zwei zum Auftakt hat der „YC Saint Lunaire“-Skipper Dhallenne eine grandiose Atlantik-Etappe bestritten und die Ziellinie bereits am Sonntag rund eine Stunde vor dem zweitplatzierten Italiener Alberto Riva erreicht. Der wiederum katapultierte sich nach Rang elf im ersten Durchgang mit seiner transatlantischen Glanzleistung noch auf den Silberrang bei den Serienbooten.
Diese beiden konnte Fink trotz Coup und Kontersieg auf Etappe eins nicht mehr einholen. Mit Gesamtplatz drei jedoch unterstrich Fink seine Kämpferqualitäten. Dafür wurde der „SignForCom“-Skipper mit Traumergebnis und Podestplatz belohnt und überbot sogar die eigene, vor dem Mini-Transat-Start durchaus ambitioniert geäußerte Hoffnung auf ein Top-Ten-Ergebnis deutlich.
Im Ziel wurde Fink bei der dunklen Nachtankunft vor Guadeloupe von seiner überglücklichen Familie empfangen. Vater Matthias Hampel hatte noch am Vorabend Platz vier für den Junior errechnet. Doch der konnte sich in der Nacht noch einmal vorarbeiten. Schon vor ihm hatten der Österreicher Christian Kargl und "Vorpommern"-Skipper Lennart Burke das Ziel als 20. und 21. der zweiten Etappe kurz hintereinander erreicht. Im Ziel trennte sie rund eine Stunde. Eine weitere Stunde später kam Fink ins Ziel. Das war das selbsternannte "Dream Team" wieder beisammen.
Für Kargl dürfte seine Leistung nach Platz drei auf der ersten Etappe infolge der Jury-Entscheidungen zum Gesamtergebnis in den Top Sechs reichen. Lennart Burke reiht sich in den Top 20 ein. Die offizielle Bestätigung der Gesamtstände stand am Montagmittag zunächst noch aus. Hier geht es zum Tracker und den Zwischenständen (bitte anklicken!).