Jules Verne Trophy“Sodebo” knackt den Äquator-Rekord

Tatjana Pokorny

 · 20.12.2025

Die Ultim-Gigantin "Sodebo" meisterte Abschnitt eins der Nonstop-Weltumseglung in Rekordzeit.
Foto: Jérémie Lecaudey/Team Sodebo
Für Thomas Covilles Crew auf “Sodebo Ultim 3” hat die Jagd auf die Jules Verne Trophy optimal begonnen: Die Tri-Gigantin hat einen Rekord für den ersten Abschnitt bis zum Äquator aufgestellt. Dabei unterbot das siebenköpfige Team die 2019 von “Spindrift 2” aufgestellte Bestzeit um fast 16 Stunden.

In der Nacht zum 20. Dezember haben sich Thomas Coville und ihr Team im Kampf um die Jules Verne Trophy den ersten Rekord aufgestellt. Als sie um kurz nach ein Uhr morgens den Äquator passierten, hatten sich der Skipper und Benjamin Schwartz, Frédéric Denis, Pierre Leboucher, Léonard Legrand, Guillaume Pirouelle und Nicolas Troussel die neue Bestzeit für den ersten Abschnitt ihrer Nonstop-Weltumseglung von Ouessant zum Äquator nach nur 4 Tagen, 4 Stunden, 2 Minuten und 25 Sekunden gesichert.

Damit unterbot die siebenköpfige Crew die bisherige Bestzeit von “Spindrift 2” aus dem Jahr 2019 um 15 Stunden und 54 Minuten. Und das war nicht die einzige gute Kunde für die fulminant durchgestarteten Franzosen. Der Blitzauftakt bescherte “Sodebo Ultim 3” zum Zeitpunkt der Rekordsicherung im theoretischen Vergleich mit der Jules-Verne-Rekordhalterin “Idec Sport” auch einen Vorsprung von 1 Tag, 14 Stunden, 56 Minuten und 35 Sekunden. Hier geht es zum Live-Tracker mit vielen spannenden Zusatzinformationen.

“Sodebo Ultim 3”: wie im Rausch zum Äquator

Francis Joyon und sein Team hatten die Welt 2017 ohne Zwischenstopp in nur 40 Tagen, 23 Stunden, 30 Minuten und 30 Sekunden umrundet. An dieser Bestmarke beißen sich seither alle Rekordjäger die Zähne aus, weil entweder die Windfenster weniger gut passen oder Kollisionen und technische Probleme die Rekordhoffnungen platzen ließen.

Für Thomas Coville und seine sechs Crewmitglieder hatte das jüngste Abenteuer am 15. Dezember um 21:01 Uhr deutscher Zeit vor der Küste von Ouessant mit reichlich Druck in der Luft begonnen. Die “Sodebo Ultim 3”-Crew hatte laut Benjamin Schwartz von einem „außergewöhnlichen” Wetterfenster profitiert. „Dieses Fenster ermöglichte es uns, den gesamten Nordatlantik über extrem nah an der Orthodromie (Red.: der kürzesten Route zwischen zwei Punkten) zu segeln. Wir starteten in einem gut ausgebildeten Downwind hinter einer Front, bevor wir einer sehr geraden Route folgten”, erklärte Benjamin Schwartz den fabelhaften Jules-Verne-Auftakt.

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Ein Kinderspiel sei es allerdings nicht gewesen, so Schwartz. Léonard Legrand sagte dazu: „Der Start des Rennens kam plötzlich und war ziemlich brutal. Wir mussten uns in 30 bis 35 Knoten Wind und 5,30 Meter hohen Wellen vor der Küste Portugals zurechtfinden.“ Die Crew hatte dieses rekordgünstige Szenario aber bewusst gewählt und schnell das richtige Tempo gefunden, war meist mit Geschwindigkeiten jenseits der 30 Knoten unterwegs.

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Jules Verne Trophy: im Zeitraffer durch den Nordatlantik

Bereits am Dienstag hatte “Sodebo Ultim 3” Kap Finisterre passiert, einen Tag später die Kanarischen Inseln. Sie trotzten den starken Winden beim Passieren der Kapverden am Donnerstag und durchquerten am Freitag den Kalmengürtel. Auch für erfahrene Atlantiksegler klingt es, als hätte jemand den Zeitraffer eingeschaltet. Insbesondere im Kalmengürtel habe, so die Crew, die Landmannschaft mit ihren Routern Philippe Legros, Simon “Sifi” Fisher und Chris Bedford “großartige Arbeit” geleistet.

Nach einer schnellen Durchquerung des “Pot-au-Noir” genossen die Segler ihr erfolgreiches Erreichen des ersten großen Meilensteins, kreuzten den Äquator am sehr frühen Samstagmorgen um 1:03:30 Uhr. Neben der Freude über diesen Motivationsschub blieb aber bei den “Sodeboys” auch die Konzentration auf das, was noch kommt. „Diese Zeit am Äquator ist ziemlich crazy, aber sie ist kein Selbstzweck”, warnte Benjamin Schwartz vor zu viel Euphorie.

“Sodebo Ultim 3” mag sich bis zur Äquator-Passage mehr als eineinhalb Tage Vorsprung auf “Idec Sport” erarbeitet haben, doch alle wissen: Der verbliebene Abschnitt der Weltumseglung von gut 19.000 Seemeilen wird noch viele Herausforderungen bereithalten. Der nun erarbeitete Puffer wird sie begleiten. „Wir haben die Spur von IDEC Sport auf unserem Tracker an Bord“, erzählte Guillaume Pirouelle, Class40-Gewinner des Transat Café L’Or. Was aber auch alle wissen: “Idec Sport” war bei der Rekordfahrt vor bald neun Jahren insbesondere im Indischen Ozean sehr schnell. Genauso weiß Pirouelle : “Ihre Fahrt über den Atlantik war weniger schnell.”

Zum jetzigen Zeitpunkt bedeutet unser Vorsprung noch nicht so viel, aber wir nehmen alles mit, was wir kriegen können!“ Guillaume Pirouelle

Bis zum Ende der Weihnachtswoche am Kap der Guten Hoffnung?

Nun konzentriert sich die “Sodebo Ultim 3”-Crew auf die südatlantischen Aufgaben. Benjamin Schwartz gab einen ersten Ausblick: „Das St. Helena-Hoch hat sich in einer eher westlichen Position festgesetzt, sodass wir entlang der brasilianischen Küste bis zum Breitengrad von Rio fahren müssen, bevor wir nach links abbiegen können. Wir sollten unseren Vorsprung auf den Rekord im Südatlantik einigermaßen halten können.“ Auf der Jagd nach der Jules Verne Trophy wird das Team bis Ende der Weihnachtswoche am Kap der Guten Hoffnung erwartet.

​Die Reaktion von Skipper Thomas Coville auf den verheißungsvollen Beginn im Kampf um die Jules Verne Trophy fiel naturgemäß glücklich aus. Coville sagte: „Das ist ein guter Start! Wenn man etwas wagt und ein Zeitfenster nutzt, ist das der einzige Teil der Strecke, den man selbst wählen kann. Dann muss man versuchen, das zu erreichen, was man sich theoretisch vorgenommen hat. 4 Tage und 4 Stunden – wir haben unser Ziel erreicht! Das freut uns sehr, denn hinter der Wahl des Zeitfensters und auch hinter der Umsetzung mit uns sieben an Bord der ‘Sodebo Ultim 3’ steht ein ganzes Team.”

Coville lächelte und sprch weiter: “Natürlich sind wir heute Abend sehr glücklich, dass wir eine schöne Spur hinterlassen haben. Es sieht aus wie eine schöne Spur im Pulverschnee, ist aber weniger einfach! Dank Benjamin und dem Routing-Team sind wir gut vorangekommen und haben alle Hindernisse und Inselpassagen gemeistert. Auf zur nächsten Etappe!”

In Rekordzeit zum Äquator – Impressionen von Bord der “Sodebo Ultim 3”:

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