Jules Verne Trophy“Die ultimative Dimension” – zwei Teams gestartet

Tatjana Pokorny

 · 30.11.2024

Hier prescht "Sodebo Ultim 3" los.
Foto: Vincent Curutchet
Während die schnellsten Boote der Vendée-Globe-Flotte am Samstag bereits im Indischen Ozean segelten, hat in französischen Gewässern eine weitere XXL-Herausforderung begonnen. “Sodebo Ultim 3” und “Lazartigue” sind zu neuen Jules-Verne-Rekordversuchen gestartet.

Für Ultim-Skipper Thomas Coville und seine Crew auf “Sodebo Ultim 3” ist der Startschuss bereits am Abend des 29. November gefallen. Mit Fréréric Denis, Pierre Leboucher, Léonard Legrand, Guillaume Pirouette, Benjamin Schwartz und Nicolas Troussel hat Thomas Coville die imaginäre Startlinie zum Jules-Verne-Rekordversuch zwischen dem Leuchtturm von Créac’h (Ouessant) und Kap Lizard (Südwestengland) um 21.03 Uhr gekreuzt.

Im Jules-Verne-Duell um die Welt

François Gabart und seine “Lazartigue”-Crew folgten am Samstagmorgen. Sie überquerten die Startlinie am 30. November um 8.51 Uhr deutscher Zeit. Zu schlagen ist im Kampf um die begehrte Jules Verne Trophy für die schnellste Nonstop-Mannschaftsweltumseglung der fast acht Jahre alte Rekord, den Francis Joyon und seine “Idec”-Crew im Januar 2017 mit sagenhaften 40 Tagen, 23 Stunden, 30 Minuten und 30 Sekunden aufgestellt hatte.

Die Teams hatten seit Anfang November auf ein passendes Wetterfenster für ihre parallel geplanten Rekordversuche gewartet. Am Freitag dann war die Zeit des Wartens zuerst für “Sodebo Ultim 3”vorbei. Da sprang die Ampel für das Team von Thomas Coville von Orange auf Grün. Die Crew konnte endlich in Lorient die Leinen loswerfen und Kurs auf Ouessant nehmen, von wo aus sie in das Rennen um die Welt gegen die Zeit eröffnet haben.

Thomas Coville hatte auf dem Weg zum Boot nach einem langen Monat Wartezeit noch vom Moment der Entscheidung erzählt: “Der Wechsel von Orange auf Grün ist oft ziemlich brutal. Man muss den Modus und die mentale Einstellung ändern, man befindet sich wie in einem Warteraum. Was mir persönlich beim Umschalten hilft, ist, wenn ich mich meine Segelbekleidung und meine Stiefel anziehe. Das ermöglicht es mir, in eine andere Welt einzutreten, die Welt eines Seglers.”

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Östlich ums Azorenhoch?

Die “Sequenz der Überführung bis zur Linie” trage ebenfalls dazu bei, “in die Dimension dieses Starts einzutreten”, sagte Thomas Coville weiter. Und dies: “Es ist ein starker Moment für unser Team und in unserer Geschichte.”

Zu den Bedingungen beim Start erklärte Covilles Mitstreiter Benjamin Schwartz: “Wir werden hoch am Wind starten, um eine erste Front im Süden eines Tiefs zu suchen. Mit einer Wende, die für Samstagnachmittag geplant ist, und dann nach Süden in einen Wind eintauchen, der zunehmen wird, also Vorwind. Das Ziel ist es, das Azorenhoch östlich zu umrunden und sich darunter zu schieben für eine letzte Halse, wahrscheinlich am Montagmorgen, die uns in etwa fünf Tagen direkt zum Äquator bringen wird, also mit einem kleinen Vorsprung auf die Rekordzeit.“

Benjamin Schwartz, der im letzten Ocean Race in der Schlussphase “Holcim - PRB” als Skipper übernommen hatte, blieb bei seinen Prognosen jedoch vorsichtig: „Das Fenster ist ziemlich kurz, insofern als das Azorenhoch dazu neigt, einen Rücken (eine Verlängerung) auszusenden, der den Weg nach Portugal schließt. Also wird es uns gelingen müssen, uns in der Zeit in einen ziemlich engen Korridor zu quetschen.“

Erst startete “Sodebo Ultim 3”, dann “Lazartigue”

Zwölf Stunden nach “Sodebo Ultim 3” eröffneten auch François Gabart und seine “Lazartigue”-Crew ihren Jules-Verne-Rekordversuch. Dass beide Boote nun im Duell-Modus unterwegs sind, macht die Rennen gegen die Zeit für Beobachter und Fans noch spannender. Interessant auch die Frage: Wann und wo passieren die Gigantinnen der Meere auf ihrem rund 28.000 Seemeilen langen Kurs um die Welt welche der Vendée-Globe-Skipper?

Der 32 Meter lange und 23 Meter breite Trimaran “Lazartigue” mit seinem 250-Quadratmeter-Großsegel, dessen Masthöhe von 36 Metern etwa das zweite Stockwerk des Eiffelturms erreicht, wird von einer Crew mit ebenso erfahrene wie mehreren aufstrebenden Seglern aus der Class40 gesegelt. Mit Gabart sind im Einsatz: Pascal Bidegorry, Tom Laperche, Antoine Gautier, Amélie Grassi und Émilien Lavigne.

Die Jules-Verne-Trophäe ist nach dem französischen Schriftsteller Jules Verne benannt, dem Autor des Romans „In achtzig Tagen um die Welt“. Inspiriert vom literarischen Abenteuer, wurde die Jules-Verne-Trophäe Anfang der 1990er Jahre von den Seglern Titouan Lamazou und Florence Arthaud ins Leben gerufen.

Wer knackt den acht Jahre alten Rekord?

Die Herausforderung ist einfach und schwer zugeich: Es gilt, die Welt mit einer Mannschaft so schnell wie möglich zu umsegeln – ohne Zwischenstopps und ohne Hilfe von außen. Seit der Gründung haben viele berühmte Segler versucht, diesen Rekord zu knacken. Die erste Referenzzeit wurde 1993 von Bruno Peyron mit einer Zeit von 79 Tagen aufgestellt. Seitdem wurde die Bestmarke mehrfach gebrochen. Francis Joyons “Idec”-Rekord steht nun aber schon acht Jahre in den Büchern – der Franzose und seine Crew hatten bei ihrem Fabellauf um die Welt auch den Wind auf ihrer Seite.

Das ist die ultimative Dimension.” François Gabart

Was François Gabart zum bereits laufenden Jules-Verne-Abenteuer inspiriert? Der 41-Jährige sagt: “Die Aufgabe, die Welt zu umrunden, ist immer noch außergewöhnlich. Es so schnell wie möglich zu schaffen, ist das Beste, was es gibt. Das ist die ultimative Dimension. Bei der Jules Verne Trophy gibt es auch den Begriff des Teams, der etwas ziemlich Unglaubliches mit sich bringt.”

Bilder von Francis Joyons Trimaran “Idec”, der den Jules-Verne-Rekord seit acht Jahren hält:

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