Jens Kuphal bei ORCi-EM in Norwegen"Das war ein guter Auftakt, jetzt geht's los!"

Tatjana Pokorny

 · 10.08.2022

Jens Kuphal bei ORCi-EM in Norwegen: "Das war ein guter Auftakt, jetzt geht's los!"Foto: Team Intermezzo

Die erste Mittelstrecke der ORCi-EM ist absolviert: Jan Opländers "Katima" siegte in Klasse A vor Michael Berghorns "Halbtrocken 4.5". "Intermezzo" holte Platz sieben

Das erste Rennen der ORCi-Europameisterschaft in Norwegen ist absolviert. Dabei verschafften sich gleich mehrere deutsche Boote eine gute Ausgangsbasis für die einwöchigen Titelkämpfe in skandinavischen Gewässern. Allen voran gelang das zum Auftakt überraschend stark Jan Opländers Team auf "Katima" vom Flensburger Segel-Club in Winden zwischen sieben und 14 Knoten. Die 15 Jahre alte Swan 45 machte das Rennen in der großen Klasse A nach berechneter Zeit. "Natürlich bin ich heute ein glücklicher Kapitän mit glücklicher Crew", sagte Opländer nach der Rückkehr in den kleinen EM-Hafen von Hankø.

"Die Rallye durch die Inselwelt hat es den Gennaker-Booten auf dieser Mittelstrecke teilweise schwer gemacht, ihren Straightline-Speed auszufahren. Da waren wir mit Spinnaker flexibler", erklärte "Katima"-Stratege und Navigator Tim Kröger den Rennsieg. "Dazu haben wir vor dem Rennen ein paar wertvolle Routing-Tipps von Wouter Verbraak bekommen, die uns den Weg gewiesen haben. Bei diesem Sieg sind viele kleine gute Puzzle-Teile zusammengekommen. Die Crew hat stark gesegelt, das Boot ist gut. Geholfen hat auch, dass wir nach unserem Rennwert zwar in Klasse A segeln, aber entsprechend unserer Größe teilweise in der Nähe der B-Boote wie beispielsweise 'Intermezzo' gesegelt sind. Die haben uns gut gespusht."

Neben Opländer und Kröger segeln Christian Bader (Vorschiff), Kai Reimers (Mast), Nico Krause (Pit), Max Opländer (Cockpit), Jan Baumann (Vorsegeltrimmer), Stefan Voss (Taktik/Kite), Eike Schurr (Brace/Cockpit) und Rainer Wilhelm (Großsegeltrimmer) die Swan 45.

Jan Opländers Crew auf der Swan 45 "Katima" gelang zum EM-Auftakt ein Sieg: Das Team gewann die Mittelstrecke in Klasse A nach berechneter ZeitFoto: Trond Teigen/KNS
Jan Opländers Crew auf der Swan 45 "Katima" gelang zum EM-Auftakt ein Sieg: Das Team gewann die Mittelstrecke in Klasse A nach berechneter Zeit

Co-Favoritin "Halbtrocken 4.5" gut im Spiel

Platz zwei in der großen Klasse A holte zum EM-Beginn die Co-Favoritin "Halbtrocken 4.5" von Michael Berghorn. Als drittes Boot hinter Holger Streckenbachs TP52 "Imagine" und der norwegischen TP52 "Jokerman" im Ziel, rückte die für den Kieler Yacht-Club startende "Halbtrocken 4.5" berechnet noch einen Platz vor. Dafür sorgten nach ORCi-Handicap dreieinhalb Minuten Vorsprung vor "Jokerman" und knapp fünf Minuten weniger auf dem Konto als "Imagine", die Vierte wurde.

"Imagine"-Crewmitglied und RVS-Boss Bertil Balser zog eine erste kleine Zwischenbilanz und berichtete: "Wir segeln hier in einem tollen und anspruchsvollen Revier mit Strom und Welle. Die Veranstalter der ORCi-EM agieren mit selbstfahrenden Tonnen innovativ und mit der Erfahrung aus zuvor ausgerichteten großen Wettbewerben souverän. Es ist eine runde Veranstaltung." Die GP 42 "X-Day" mit Skipper Lars Hückstedt eröffnete die ORCi-Europameisterschaft in Klasse A als Fünfte.

Die GP 42 "X-Day" mit Skipper Lars HückstedtFoto: Trond Teigen/KNS
Die GP 42 "X-Day" mit Skipper Lars Hückstedt

In Klasse B konnte Jens Kuphals modifizierte Landmark 43 zwar zum Auftakt nicht wie erhofft ganz nach vorn in die Spitze vordringen, doch ist das Team mit Platz sieben im Feld der 21 mittleren Boote auch nicht unzufrieden. "Das war ein guter Auftakt, jetzt geht's los", sagte Kuphal am Dienstagabend nach der Mittelstrecke in Hankø. Zum Rennen selbst sagte der Eigner und Steuermann: "Das war eine toller, landschaftlich schöner und sehr herausfordernder Kurs. Der Start war tricky. Als es auf den ersten langen Upwind ging, haben wir unsere Chance zum Angriff genutzt, waren oben Erste an der Tonne. In der Nacht konnten die Norweger als Locals offensichtlich gut mit den vielfältigen Herausforderungen zwischen den Inseln umgehen. Sie haben sich gut durchgeschlängelt. Wir haben das Duell mit ihnen genossen, hatten bei uns eine tolle Stimmung an Bord."

Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass die warmen Mahlzeiten im Kühlschrank im Hafen stehen geblieben waren. "Man glaubt gar nicht, wie der 'Preis' für die Stullen an Bord hochging", erzählte Kuphal lachend. Zur eigenen Platzierung im ersten Rennen sagte Kuphal, dessen Team dem Favoritenkreis bei der Gruppe BB in der ORCi-EM angehört: "Der Platz ist nicht toll, aber auch kein Drama. Ich hätte mir einen Platz in den Top Vier erhofft. Das wäre vielleicht etwas entspannter gewesen. Unser direkter Konkurrent liegt ja aber mit der 'White Shadow' auch nur einen Platz vor uns. Das Duell mit denen macht riesigen Spaß!"

Mittwoch starten die ersten Kurzrennen vor Hankø

Die Dominanz der nach EM-Wettfahrt eins in Gruppe B auf den ersten fünf Plätzen liegenden X-41-Yachten, so Kuphal, sei mit Blick auf längere Kurse nicht neu: "Das ist ein bekanntes Phänomen. Wir können auf so langen Strecken kaum den guten Faktor rausfahren, den die haben. Wir sind an der Kreuz sehr viel schneller, sodass wir es auf den Kurzstrecken rausfahren. Aber auf den Downwinds sind sie fast so schnell wie wir …" Darüber hinaus greife bei den Kurzstrecken ein zweites Phänomen: "In den Up & Downs beharken sich die vielen X-41er, stellen sich gegenseitig ab." Wird es auch am Mittwoch so sein, wenn im Oslofjord die ersten Kurzrennen stattfinden?

Mit der XP 44 "Surprise" ersegelte das zweite deutsche Boot in Klasse B Platz 19. In der EM-Division C sind keine deutschen Boote am Start. Hier hat sich auf der Mittelstrecke das schwedische Team Pro4u auf der modifizierten First 36.7 gegen zwei Arconas aus Estland und Norwegen durchgesetzt. Hier sind die Zwischenstände der ORCi-EM im Überblick zu sehen>>

Nachtaufnahme von Bord der "Katima"
Foto: Eike Schurr/Blondsign