Jens Kroker holt WM-Bronze im inklusiven Segeln

YACHT-Redaktion

 · 07.04.2025

Jens Kroker (ganz links) zufrieden bei der Siegerehrung. Er und der Zweitplatzierte aus Polen rahmen den neuen Französischen Weltmeister Gauthier Bril ein. | Hansa Worlds/Alex Dare
Bei der Weltmeisterschaft der inklusiven Hansa-Klassen in Australien sicherte sich Jens Kroker den dritten Platz im Ein-Personen-Boot Hansa 303. Der Heidelberger zeigte trotz herausfordernder Bedingungen eine starke Leistung in einem hochklassigen internationalen Teilnehmerfeld.

Jens Kroker hat bei der Weltmeisterschaft der inklusiven Hansa-Klassen im australischen Royal Prince Alfred Yacht Club die Bronzemedaille errungen. In der Hansa 303 – Klasse setzte sich der Heidelberger in einem stark besetzten Feld durch und landete auf dem dritten Platz. Den Weltmeistertitel sicherte sich der Franzose Gauthier Bril vor dem Polen Piotr Chickoki. Die Titelkämpfe waren geprägt von anspruchsvollen Wetterbedingungen. Zu starker Wind und Regen sorgten dafür, dass die Wettfahrtleitung die Weltmeisterschaft nicht wie geplant zu Ende bringen konnte.

Herausfordernde Bedingungen und spannendes Finale

Mehr als 200 Seglerinnen und Segler aus 16 Nationen waren nach Australien gereist, um in verschiedenen Hansa-Klassen um die Weltmeistertitel zu kämpfen. Die Regatta fand in einer von Bergen umgebenen Bucht nördlich von Sydney statt, was für wechselhafte und drehende Winde sorgte. Diese anspruchsvollen Bedingungen führten zu spannenden und engen Rennen in allen Klassen. Jens Kroker berichtet: „Viele Aktive sind in den Platzierungen mal weit vorn und dann wieder im Mittelfeld gelandet." Auch der Deutsche erlebte Höhen und Tiefen, seine Platzierungen in den sechs Qualifikationswettfahrten reichten von Rang 1 bis 11. Die Spannung hielt bis zum Schluss an. Vor den ursprünglich geplanten Finalläufen am Sonntag hatten in der Klasse Hansa 303 noch fünf Segler die Chance auf den Weltmeistertitel – so eng war das Feld beieinander. Böen bis zu 30 Knoten und starker Regen zwangen die Rennleitung dazu, die Läufe in der Gold- und Silberflotte am letzten Tag abzusagen. Die Titelträger wurden somit anhand der Ergebnisse nach den sechs Qualifikationswettfahrten gekürt. Kroker fuhr eine Serie mit folgenden Platzierungen: 11. Platz (Streichergebnis), 1. Platz, 1. Platz, 2. Platz, 1. Platz und 5. Platz.

Beachtliche Leistung trotz reduziertem Training

Für Jens Kroker ist der dritte Platz bei 75 Startern in der Hansa 303 - Klasse ein großer Erfolg, besonders angesichts seiner aktuellen Lebensumstände. Der 55-Jährige erklärt: „Die Schwerpunkte in meinem Leben haben sich verschoben auf Familie und Engagement im Job – da bleibt nicht mehr viel Zeit fürs Training." Umso beachtenswerter ist seine Leistung bei dieser Weltmeisterschaft. Kroker kann auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken, zu seinen Erfolgen zählen unter anderem der Sieg bei den Paralympics 2008, zwei paralympische Silbermedaillen (2000, 2012) sowie WM-Titel.

Vorbildliche Organisation und gelebte Inklusion

Die Weltmeisterschaft in Australien zeichnete sich nicht nur durch spannende Wettkämpfe aus, sondern auch durch eine hervorragende Organisation. Der Royal Prince Alfred Yacht Club (RPAYC) hatte die inklusive Weltmeisterschaft perfekt vorbereitet. Rund 200 freiwillige Vereinsmitglieder unterstützten die Seglerinnen und Segler während der gesamten Veranstaltung. Jens Kroker und Trainer Christian Bittner loben die Helfer als „immer freundlich, immer aufmerksam und zugleich unaufdringlich", zudem habe es „für jedes Problem eine Lösung" gegeben. Besonders beeindruckt zeigt sich Kroker von der selbstverständlichen Umsetzung von Inklusion beim RPAYC: „Hier wird gar nicht so viel über Inklusion geredet, weil eben keiner exkludiert ist." Der Verein verbindet seit vielen Jahren erfolgreich seinen leistungssportorientierten Einsatz mit einem starken Engagement im inklusiven Segeln.

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Vorbild für inklusives Segeln in Deutschland

Als Geschäftsführer der Turning Point Stiftung möchte Jens Kroker die in Australien erlebte Selbstverständlichkeit von Inklusion auch in Deutschland etablieren. „Diese Selbstverständlichkeit kann Vorbild für unsere Veranstaltungen im Bereich des inklusiven Segelns sein", betont er. Die Stiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, das Segeln für Menschen mit verschiedensten Einschränkungen zugänglich zu machen. Dabei geht es nicht nur um körperliche oder geistige Handicaps, sondern auch um soziale Hürden oder fehlende finanzielle Mittel. Die Stiftung unterstützt Segelvereine in Deutschland aktiv beim Aufbau inklusiver Angebote. Dieser weiter gefasste Inklusionsbegriff war auch die Inspiration für Chris Mitchell, den Entwickler der Hansa-Klasse. Die verschiedenen Boote dieser Klasse zeichnen sich durch vielfältige Adaptionsmöglichkeiten, Kentersicherheit und vergleichsweise günstige Anschaffungskosten aus. Sie sind weltweit verbreitet und eignen sich für Vereine, die in den Inklusionsbereich einsteigen möchten. Zudem könnten sie eine sinnvolle Ergänzung zum klassischen Optimisten darstellen.

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