Helga CupSieg im Leichtwindkrimi – ”Völlig unwirklich, mega gelaufen”

Tatjana Pokorny

 · 16.06.2025

Segeln im Helga Cup bedeutet auch Sport in einem bildschönen Stadtstadion.
Foto: Lars Wehrmann/Helga Cup
Beim 8. Helga Cup wurden am Wochenende alle Teilnehmerinnen gefeiert. Die mit knapp 380 Seglerinnen weltgrößte reine Frauen-Regatta ging am Sonntag auf der Hamburger Außenalster vor den Stegen des gastgebenden Norddeutschen Regatta Verein mit einem Flautenkrimi zu Ende. Sowohl in der J/70 als auch im RS Venture Connect gab es Überraschungen.

60 ehrenamtliche Helfer haben am vergangenen Wochenende dafür gesorgt, dass die weltgrößte Frauenregatta auf der Hamburger Außenalster nicht nur an Land, sondern auch auf dem Wasser ein spannendes Segelsport-Fest war. Die achte Edition des Helga Cup endete am Sonntag in sehr leichten Winden in beiden Wertungsklassen mit Überraschungssiegerinnen.

Helga Cup: erst Letzte, dann Erste

In der inklusiven Klasse RS Venture Connect galt bei der “Women’s only”-Regatta Helga Cup das Motto “Die Letzten werden die ersten sein”: 2024 noch war Daniela Möller nicht über den letzten Platz hinausgekommen. Jetzt siegte sie mit Steuerfrau Renate Schröder und konnte ihren Erfolg kaum fassen. Weil das Finale selbst am Sonntag in Beinahe-Flaute nicht ausgetragen werden konnte, wurden die Siegerinnen entsprechend ihrer Ergebnisse in den Fleetraces gekürt.

Für das Finale der Klasse RS Venture Connect hatten sich die Teams Mottenmodus, Windbräute, Team Nomine, Team Sophia, Alstersailor und Team 3,5 qualifiziert. Mit sieben ersten Plätzen aber ging das Team Alstersailor als Top-Favorit ins Finale. Nach zweieinhalb Tagen mit idealen Segelbedingungen verließ den Helga Cup jedoch ausgerechnet zur Entscheidung das zuvor so genossene Wetterglück.

Mit einsetzendem Regen schlief der Wind nach den Qualifikationsrennen am Sonntag ein. Das traf besonders die Seglerinnen im RS Venture Connect. Ihr Finallauf musste in fehlenden Winden abgebrochen werden. Die Endplatzierungen ergaben sich aus dem Klassement nach den Rennen der Hauptrunde. Hart war das für die Titelverteidigerinnen: die elfjährige Nomine Fabian und ihre Segelpartnerin Jola Schönebeck vom Norddeutschen Regatta Verein.

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Mit tollen Teamwork “eingegroovt”

Das Team war mit Platz zwei in das Finale gestartet und hatte gehofft, den umjubelten Vorjahreserfolg wiederholen zu können. Durch den Rennabbruch aber blieb es für die beiden in diesem Jahr bei Silber im Helga Cup. Bronze ging an das Team Sophia, mit Doris Wilke als Steuerfrau und der jüngsten Teilnehmerin Sophia Hein (9). Zu den Ergebnissen im RS Venture Connect geht es hier.

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Über den Sieg beim Helga Cup freuten sich Renate Schröder (Segler-Verein Trave e.V.) und Daniela Möller vom Team Alstersailor. Für Möller war es nach 2024 die zweite Teilnahme am Helga Cup. Im Vorjahr noch war sie mit etwas Pech auf dem letzten Platz gelandet. Umso größer war nun die Freude über den Sieg. „Am Anfang hatten wir etwas Probleme mit dem Boot, aber dann haben wir uns eingegroovt. Es lief immer besser und war tolles Teamwork. Ich freue mich sehr über den Sieg und darüber, dass ich eine so tolle Segelpartnerin hatte.”

In der Klasse J/70 kam es am Sonntag auf der Hamburger Außenalster vor den Stegen des gastgebenden Norddeutschen Regatta Vereins zum Leichtwind-Showdown. Insgesamt zehn Crews kreuzten zum Finale auf. Die als Spitzenreiterinnen nach der Hauptrunde in die Entscheidung gegangenen Fiven nutzten ihre Chance nach zuvor gezeigten Klasseleistungen an den windreicheren Tagen auch im Hauch von Finalwind.

Siegerinnen im Helga Cup: Fiven vor Nordkomplott

Die Fiven-Frauen aus der Stadt Brandenburg, Berlin und Hamburg hatten sich erst 2023 bei einem Helga-Cup-Fest am Abend in Hamburg kennengelernt. Damals segelten alle drei Seglerinnen noch in anderen Crews. Von den „Original-Fiven“ war Steuerfrau Helen Fischer geblieben. Sie hatte sich Ulrike Heck und Martina Braune vom Segelclub Märkischer Adler e.V. und die Hamburgerin Ulrike Ellmer ins Boot geholt.

Das ist völlig unwirklich, es ist einfach mega gelaufen.” Ulrike Elmer

„Es war unsere zweite gemeinsame Regatta. Am Starnberger See sind wir vor drei Wochen Zweite geworden und rechneten uns gewisse Chancen beim Helga Cup aus. Damit, dass wir gewinnen, hatten wir aber nicht gerechnet“, sagte Ulrike Ellmer im Glück. Die Seglerinnen verteidigten ihre in der Hauptrunde in frischen, oft anspruchsvoll böigen und drehenden Winden erkämpfte Flottenführung im finalen Flautenkrimi mit guter Übersicht und Gelassenheit an Bord.

Auf den zweiten Platz segelte das Team Nordkomplott mit den 49erFX-Europameisterinnen Marla Bergmann und Hanna Wille vom Mühlenberger Segel-Club. Mit der Nacra 17-Olympia-Dritten Alicia Stuhlemmer und Bundesliga-Seglerin Laura Bo Voß in einem Boot, holten Marla Bergmann und Hanna Wille bei ihrer Helga-Cup-Premiere J/70-Silber. Bronze ging an das Team Stiftung Mammazentrum vom Hamburger Segel-Club mit Steuerfrau Juliane Zepp, Marion Rommel, Maren Hahlbrock und Lea Beele.

111 Rennen bis zum Helga-Cup-Finale

Mit knapp 380 Seglerinnen war der Helga Cup 2025 war in den Qualifikationsläufen geprägt von guten und fordernden Segelbedingungen. Insgesamt 73 Crews mit Sportlerinnen aus elf Ländern waren auf der Hamburger Außenalster im Einsatz. 61 Teams hatten die Rennverläufe in der Klasse J/70 geprägt, zwölf in der Klasse RS Venture Connect. In insgesamt 111 Rennen bis zu den Finals genossen die Frauen für Segelsportspaß satt. Hier geht es zu den Ergebnissen in der J/70.

Ein Herzensprojekt war die Teilnahme am Helga Cup für Profiseglerin Susann Beucke, die als Steuerfrau des Teams MamaSEAtas mit an Krebs erkrankten Frauen antrat. Für die Regatta hatte sich Beucke eine viertägige Pause vom Offshore-Training in der Bretagne genommen. Sanni Beucke sagte: „Der Aufwand hat sich total gelohnt. Es war ein tolles Event mit wahnsinnig sympathischen Frauen und großartiger Stimmung. Es ging ums Dabeisein und weniger ums Gewinnen. Schön ist es, dass Frauen mit ganz unterschiedlichen Segelvorkenntnissen mitmachen können. Ich gehe beseelt aus der Veranstaltung.”

Auch für Anna Barth, 49erFX-Seglerin und Taktikerin im deutschen SailGP-Team, markierte der Helga Cup ein außergewöhnliches Wochenende. Sie übernahm für einige Rennen die Pinne von Sanni Beucke und genoss es, mit den MamaSeatas zu segeln. Die in Hamburg ausfgewachsene Strategin im Germany SailGP-Team um Erik Heil sagte in ihrer Heimatstadt: „Die Geschichte der Frauen hat mich berührt. Das Segeln mit ihnen hat viel Spaß gemacht und sich angefühlt, als würden wir uns schon ewig kennen.”

Partnerschaft: GER-SailGP-Team und “Wir sind Wir”

Anna Barth war an diesem Wochenende ein gutes Beispiel für die Netzwerk- und Schubkraft-Qualitäten des Helga Cup, der nicht nur Frauen, sondern auch Kampagnen und Projekte miteinander verbindet. Die Profiseglerin mit olympischen Zielen im Skiff 49erFX an der Seite ihrer Steuerfrau Emma Kohlhoff berichtete, dass es künftig eine Kooperation des deutschen SailGP-Teams mit „Wir sind Wir – Inclusion in Sailing e.V.“ geben wird.

Gemeinsam wollen der deutsche SailGP-Rennstall von Unternehmer Thomas Riedel und dem viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel und der engagierte Verein die Inklusion im Segelsport weiter voranzutreiben. „Es ist ein schöner Gedanke, jedem Menschen das Segeln zu ermöglichen und das Gefühl zu teilen, wie es auf dem Wasser ist“, sagt die Seglerin.

Bereits am 17. Juni ist im Rahmen der Partnerschaft zwischen dem Germany SailGP Team by Deutsche Bank und dem inklusive Segelverein Wir sind Wir – Inclusion in Sailing e. V. unter dem Motto “#AlleAnBord” ein offenes Webinar geplant. Dabei geht es um die Frage: “Wie inklusiv ist der deutsche Segelsport und was braucht es für die echte Teilhabe?”

Organisatoren ziehen positiv Bilanz

„Wir hatten gute Segelbedingungen und konnten 111 Rennen in teils gardaseeähnlichen Bedingungen durchführen“, sagte NRV-Clubmanager Klaus Lahme in seiner positiven Bilanz. Wichtig war für ihn und die Seglerinnen auch dies: “Ich danke ganz herzlich den über 60 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, unserer Wettfahrtleitung, Tina Buch und Jens Hahlbrock mit ihren Teams, der Umpire-Chefin Svenja Hünsch und ihrer Mannschaft. Sie alle haben einen großartigen Job gemacht!“

Christoph Holstein, Staatsrat der Behörde für Inneres und Sport, dankte den Seglerinnen bei der Siegerehrung für ihr Engagement und betonte, dass Inklusion und Frauensegeln in der Gesellschaft noch sichtbarer werden müssen. Von Breitensport bis Leistungssport: Der Helga Cup zählt zu den Top-Events der Initiative Hamburg Active City.

Helga-Cup-Initatior und Motor Sven Jürgensen sagte schon am Finalabend: “Wir machen weiter, der nächste Helga Cup kommt 2026.” Die neunte Auflage des Helga Cups findet vom 11. bis zum 14. Juni 2026 auf der Hamburger Außenalster und der Anlage des Norddeutschen Regatta Vereins statt.

Das Sonntagsfinale im 8. Helga Cup 2025:

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