Für Gotland Runt melden immer größere Yachten. Im letzten Jahr kündigte sich sogar die 175 Fuß lange Baltic „Ravenger“ (Ex-„Pink Gin VI“) an, musste aber aufgrund technischer Probleme einen Rückzieher machen. Dieses Jahr kam mit „Black Jack“ eine 100-Fuß-Rennmaschine aus dem Mittelmeer nach Sandholmn, um an dem Offshore-Rennen mit Start und Ziel im östlichen Stockholmer Schärengarten teilzunehmen. Und die monegassische Supermaxi raste tatsächlich um die Ostseeinsel. Auch Paul Meilhat ging mit französisch-schwedischer Crew auf seiner Imoca „Biotherm“ über beide Linien, die allerdings unter dem Namen „Havsörnen III“ (dt.: Seeadler) in den Listen auftauchte.
Unter den knapp 200 Yachten waren hauptsächlich zehn Meter lange Cruiser-Racer, aber auch Fahrtenformate und Klassiker lockte das Offshore-Spektakel in den Norden. Aus Deutschland reisten unter anderen Jens Kellinghusens Ker 56 „Varuna 6“ an oder die 12mR-Yacht „Anita“ von der SV Rheingau, die in der Klassiker-Wertung geführt wurde. Zudem trugen elf Teams im Rahmen von Gotland Runt die Schwedische Offshore-Doublehand-Meisterschaft aus.
Dieses Jahr begann das ostseeweit größte Hochseerennen mit einer ungewöhnlichen Verzögerung. Wetterbedingungen mit starken Böen, Regen und Hagel zwangen den veranstaltenden Königlich Schwedischen Yachtclub (KSSS) zu einer Startverschiebung um 16 Stunden. Die Wettfahrtleitung ließ sich nicht zu Torheiten verleiten; für sie wog die Sicherheit schwerer als die Termintreue.
Nach reiflicher Abwägung der Wetterprognosen wurde eine neue Startzeit festgelegt und die Route angepasst, wodurch es 314 Seemeilen zu meistern galt. Auf Raumschotskurs schoss das Feld durch die Schären und hatte nach Passieren des Leuchtturms Almagrundet Gotland im Uhrzeigersinn zu runden. In der Startsequenz als Letzte an der Reihe waren „Black Jack“ und „Havsörnen III“, die das Feld mit Ritten von bis zu 25 Knoten schnell aufrollten.
Im Ziel erwarteten die Schnellsten schwache Winde. Wettfahrtleiter Håkan Andersson erklärte: „Die Bedingungen waren recht trickreich, womit wir hier im Norden vielleicht eher vertraut sind." „Black Jack“ marschierte mit Code Zero als Erste über die Linie, nach einer gesegelten Zeit von 22 Stunden und 4 Minuten. Damit unterbot „Black Jack“ den im letzten Jahr aufgestellten Rekord der österreichischen VO70 „Tschüss II“ um 23 Minuten. Die durchschnittliche Geschwindigkeit von 14,24 Knoten übertraf die bisherige Bestmarke von 14,12 Knoten. Skipper Tristan Le Brun zeigte sich begeistert: „Wir wussten, dass das Potenzial da war, aber in Rekordzeit zu segeln, übertraf all unsere Erwartungen." Le Brun hob auch die Jugendförderung hervor: „Wir sind stolz auf unsere junge Crew und arbeiten aktiv daran, das Boot mit Offshore-Seglern der Zukunft zu besetzen."
Am stärksten war die Konkurrenz im Ranking ORCi Full Crew, das die schwedische First 36.7 „Garmin Team Pro4u“ nach berechneter Zeit anführte. Als Zweite beendete die Gotland-Runde die Aspect 45 „Black Lily“ aus Schweden vor Lorenz Jensens JPK 10.30 „Rentnerbank“. Hinter der deutschen JPK 10.80 „Frida“ rangierte der Knierim-Bau „Varuna 6“ von Jens Kellinghusen auf Platz 7. Max Kohlhoff, Taktiker/Stratege auf „Varuna 6“ sagte zum Rennen: „Dass erste Mal in der Geschichte von Gotland Runt musste der Start verschoben werden. Das war für uns anfangs völlig unverständlich. Es stellte sich aber heraus, dass das Race Committee da eine wirklich gute Entscheidung getroffen hatte. Diese Zelle war es schon Wert an Land abgewettert zu werden.“
Die Gotland Runt 2025 unterstrich mit fast 200 teilnehmenden Booten aus zehn Nationen ihre Position als eines der prestigeträchtigsten Offshore-Rennen weltweit. Die Veranstaltung blickt auf eine lange Geschichte zurück, die bis ins Jahr 1937 reicht. Damals nahmen 42 Boote unterschiedlicher Größen an einem 250 Seemeilen langen Kurs mit Start und Ziel in Visby teil. Über die Jahrzehnte entwickelte sich das Rennen stetig weiter. In den 1950er Jahren wurde die Strecke angepasst und die Teilnehmerzahl wuchs kontinuierlich. 1957 wurde erstmals die Richtung um Gotland geändert, um bessere Windbedingungen zu nutzen.
Mit der Größe der teilnehmenden Yachten wächst auch die Veranstaltung Gotland Runt. Über 40 internationale Crews aus neun Nationen kamen 2025 nach Stockholm, insgesamt waren es über 600 Seglerinnen und Segler. Entsprechend groß ist der Aufwand, den der KSSS betreibt. Dieses Jahr aktivierten die Königlich-Schwedischen 72 freiwillige Helfer, und allein im Media Team kümmerten sich 21 Personen um Live- Berichterstattung mit Fotos und Videos. Auch einen Preis für die beste Medienarbeit von Bord gibt es, dieses Jahr erhielt ihn Christine Persson auf „Warpath“.
„Varuna 6“ im Ostsee-Surf:
Gesamtsieger (SRS/GR-Wertung)
Klasse ORCi
Schwedische Offshore-Doublehand-Meisterschaft 2025 - (ORCi)
Schnellstes ORCi-Boot nach gesegelter Zeit:
Varuna 6, Jens Kellinghusen, NRV