Golden Globe Race“Captain Gugg” im Ziel – das Podium ist komplett

Tatjana Pokorny

 · 12.05.2023

Glücklich als Dritter im Ziel des Golden Globe Race: Michael Guggenberger
Foto: Screenshot/Golden Globe Race

Michael Guggenberger hat es geschafft. Der Österreicher hat die Golden-Globe-Ziellinie vor Les Sables-d’Olonne als stolzer Dritter erreicht. Was seine Leistung bei der Soloregatta um die Welt ohne Hightech, aber mit Sextant wert ist, zeigen die Zahlen: 16 Starter waren ins Rennen gegangen, nur drei trotzten allen Stürmen und Gefahren des gnadenlosen Golden Globe Race – und kamen an.

Michael Guggenberger, auch bekannt als "Captain Gugg", hat das Golden Globe Race gemeistert. Der Österreicher erreichte die Ziellinie vor Les Sables-d’Olonne am Morgen des 12. Mai nach 249 Tagen, 17 Stunden, 42 Minuten und 24 Sekunden alleine auf See. Wie vor ihm Siegerin Kirsten Neuschäfer und Abhilash Tomy blickt nun auch Michael Guggenberger auf eine Ausnahmeleistung zurück.

Auf der Ziellinie seines Golden Globe Race riss er euphorisch beide Arme in die Höhe und lächelte mit der bretonischen Sonne um die Wette. Nach Norbert Sedlacek, der bei der Vendée Globe 2008/2009 Platz elf ersegelte, ist Michael Guggenberger erst der zweite Österreicher, der eine Nonstop-Einhandregatta um die Welt beendet hat.

“Bitte eine Apfelschorle und ein Schnitzel”

Die letzten Seemeilen hatten sich für den “Nuri”-Skipper noch einmal zur Geduldsprobe entwickelt, weil sich vor Les Sables-d’Olonne eine riesige windarme Zone ausgebreitet hatte. Der Steuermann vom Yacht Club Austria ließ sich davon am Ende seiner insgesamt 29.895 absolvierten Seemeilen aber nicht beirren. Ins Ziel kam er mit wieder auffrischenden Winden unter strahlend blauem Bretagne-Himmel. Dabei wurde Michael Guggenberger von einer Flotte von Begleitbooten auf den letzten Metern von lautem Hupkonzert beflügelt.

Schon am Vortag hatte sich der 44-Jährige, der den Refit für sein Golden-Globe-Race-Boot selbst durchgeführt hatte, für die Ankunft ein bescheidenes Willkommensmahl gewünscht: “Eine große trübe Apfelschorle, ein Schnitzel mit Reis und einem großen Feldsalat, bitte. Und vielleicht einen Eiskaffee danach.” Das hatte der Weltumsegler Renndirektor Don McIntyre in einem Gespräch mitgeteilt, bevor seine goldlackierte Biscay 36 “Nuri” aus der Feder von Alan Hill die Ziellinie am Freitag in auffällig gutem Zustand erreichte.

Das Boot ist intakt. Wie hätte ich sonst ankommen können? Es steht jetzt zum Verkauf.” Michael Guggenberger

“Sie sieht fantastisch aus, sehr fit. Michael hört nie auf zu arbeiten, macht einfach immer einen guten Job”, entfuhr es Golden-Globe-Race-Organisator Don McIntyre bei der ersten Begegnung auf See. Der Österreicher hatte zwar einige Stürme zu überstehen. “Doch er hatte auch Glück, hat nichts ganz Extremes erlebt”, kommentierte McIntyre bei der Begleitung der “Nuri” bis ins Ziel. Michael Guggenberger bestätigte später lächelnd: “Ja, das Boot ist intakt. Wie hätte ich sonst ankommen können?” Dazu verkündete er umgehend, dass sein Boot zum Verkauf steht.

Auf der Willkommensbühne in Les Sables-d’Olonne übergab Frankreichs Solosegellegende Jean-Luc Van Den Heede Michael Guggenberger nach der Ehrung für seine Leistungen die Flagge der Kap-Hoorniers-Vereinigung, die sich der Österreicher mit seiner Solo-Weltumseglung verdient hat.

Warmer Empfang der Konkurrenz für Michael Guggenberger

Die Südafrikanerin Kirsten Neuschäfer hatte das Golden Globe Race in einer Zeit von 235 Tagen, 5 Stunden, 44 Minuten und 4 Sekunden gewonnen. Einen Tag später hatte Abhilash Tomy die Ziellinie vor Les Sables-d’Olonne gekreuzt. Beide begrüßten Michael Guggenberger nach seiner Ankunft in Les Sables-d’Olonne mit herzlicher Umarmung und warmen Worten. “Ich hätte Deine Ankunft heute um nichts in der Welt verpassen wollen”, wandte sich Kirsten Neuschäfer an den drittplatzierten Weggefährten. Weiter sagte sie: “Ich habe riesigen Respekt für Michael Guggenberger und mit ihm in diesem Rennen einen guten Freund gewonnen.”

Der Niederösterreicher hat das Podium des Golden Globe Race komplett gemacht. Der Mann, der schon als Tischler, Notfallsanitäter, Gastronom, Musiker und im der Filmwelt gearbeitet hat, erfüllte sich nach zwölf Jahren intensiver Auseinandersetzung mit dem Seesegelsport einen acht Jahre gejagten Traum. Anlässlich seiner Ankunft wies Golden-Globe-Race-Gründer und Renndirektor Don McIntyre auf ein maritimes Festival und die gleichzeitige Siegerehrung am 24. und 25. Juni in Les Sables d’Olonne hin. Dort sollen mindestens acht oder neun Golden-Globe-Race-Boote und ihre Skipper zum Austausch mit den Fans im Vendée-Globe-Hafen versammelt sein. “Das ist eine tolle Chance, die Segler persönlich zu treffen und kennenzulernen”, sagte McIntyre.

Goldene Momente: Die Ankunft von “Captain Gugg” in Les Sables-d’Olonne:

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