Zuerst war es vor allem Erleichterung, die Lennart Burke und Melwin Fink am 13. Dezember empfanden, als sie La Réunion mit stehendem Mast erreicht hatten. Wenige Tage später ist daraus nun unbedingte Entschlossenheit geworden. 19 Tage nach ihrem technischen Etappen-K.o. im Indischen Ozean, der Rückkehr in den Starthafen St. Paul auf La Réunion, den ersten Untersuchungen des Schadens im Mast und Gesprächen mit dem Versicherer, den Partnern und den Veranstaltern, haben Lennart Burke und Melwin Fink ihre Pläne bekanntgegeben.
Unmittelbar nach der Ankunft auf La Réunion hatten sie bereits mit den Arbeiten am Mast begonnen. Im ruhigen Hafen konnte der entstandene Schaden erstmals ausführlich inspiziert werden. Dabei hat sich bestätigt, dass der Salingsbeschlag (Bumerang) gebrochen ist und die Saling durch den Druck der Oberwante an den Mast gedrückt wurde. Als “besonders besorgniserregend” empfanden Lennart Burke und Melwin Fink die Erkenntnis, “dass sich die Saling deutlich nach hinten verschoben hatte und nicht mehr an ihrer ursprünglichen Position saß”.
Diese Verschiebung habe zu Reibungen am Mast geführt und auch Lackabplatzer verursacht. Die allerdings, so die Einschätzung der Crew, seien “nach aktuellem Stand nur kosmetischer Natur”. Wie der Mast von innen aussieht, habe das Team aber bislang noch nicht klären können. Der Versicherer, so hieß es vom Team, teile die bisherigen Einschätzungen. Geplant sei seitens der Versicherung, während der Reparatur im neuen Jahr eine Ultraschalluntersuchung des gesamten Masts und der Salinge zu veranlassen. So sollen laut Team mögliche Folgeschäden ausgeschlossen werden.
Aktuell liege, so vermeldete das Team Next Generation Boating Around the World, “kein Versicherungsschaden vor”. Der Versicherer wolle durch ein Gutachten und den Scan sicherstellen, dass es auch so bleibe. Das Team wird die Reparatur im Januar gemeinsam mit einem Fachmann aus Deutschland durchführen, um “möglichst wieder volles Vertrauen in das Rigg zu gewinnen zu können”. Das wird wichtig sein, denn nun stehen auch die Pläne für den Wiedereinstieg ins Rennen. Sie entsprechen den bereits hier auf dem Rückweg der Crew nach La Réunion skizzierten Möglichkeiten, die Reparaturnotwendigkeiten, Kurs und Rennzeitplan zulassen.
Lennart Burke und Melwin Fink wollen von La Réunion via Kapstadt nach Recife segeln, um die sechste und letzte Etappe des Globe40 ab Brasilien zu bestreiten. In Kapstadt werden sie einen Pitstop einlegen, um das bis dahin eingesetzte Dyneema-Provisorium gegen die neu gepressten D2-Zwischenwanten auszutauschen. Das funktioniert auf La Réunion nicht, weil dort keine Rod-Presse zur Verfügung steht.
Alle Versuche und Ideen, das Comeback schon zur fünften Etappe ab Valparaiso zu schaffen, haben sich “aus Sicherheits-, Zeit- und Kostengründen” als “nicht realisierbar” erwiesen. Gegen die Hauptwindrichtung Kap Hoorn zu passieren, erschien dem Team als nicht vertretbar. Auch eine Passage durch den Panama-Kanal schlossen Lennart Burke und Melwin Fink aus. “Für Recife stimmt das Gesamtpaket einfach perfekt. So können wir Euch nochmal eine richtig schöne Regatta liefern”, sagte Lennart Burke zur Entscheidung auch an die Team-Fans gerichtet.
„Aufgeben gibt es für uns nicht. Immer weitermachen.” Lennart Burke
Die Enttäuschung über den geplatzten Traum von der Weltumseglung ist trotz allem geblieben. Doch sorgen die neuen Pläne auch für neue Energie. Burke und Fink wollen sich ihren Stolz zurückholen. Dafür treten sie nicht nur mit der angestrebten Teilnahme am Globe40-Finale an, sondern nehmen vorsichtig schon einmal ein Comeback bei der nächsten Edition ins Visier.
Melwin Fink zeichnete ein erstes Bild von der Zukunft und sagte: „Wir wollen auf jeden Fall nochmal ran. Aber anders.“ Die Class40 könnte nach vier Jahren Einsatz und einem Refit bei Next Generation Boating in neue Hände gehen. „Wir müssen und wollen in unserer Firma Gas geben. Der Aufbau einer neuen Kampagne aber bleibt im Fokus. Sobald wir startklar sind und Partner haben, würden wir ein neues Boot bauen.”
Im laufenden Rennen sind inzwischen fast alle Kämpfe auf Etappe drei von Le Réunion nach Sydney entschieden. Die letzten beiden Teams – “Whiskey Jack” mit Melodie Schaffer und Colin Campbell sowie “Jangada Racing” mit Richard Palmer und Rupert Holmes sind an diesem 19. Dezember in Sydney angekommen oder werden in Kürze erwartet. Zwar haben die Veranstalter das Zwischenklassement noch nicht aktualisiert, doch dürften die jüngsten Etappen-Zweiten vom Team Belgium Ocean Racing das Zwischenklassement vorerst weiter anführen.
Top-Favorit Ian Lipinski und Amélie Grassi haben ihren Rückstand auf die Belgier mit ihrem dritten Sieg bei bislang vier Abschnitten auf nur noch zwei Punkte verkürzt. Sie waren auf der mit Faktor drei höchstbewerteten Etappe sowohl von den Belgiern als auch von Lennart Burke und Melwin Fink geschlagen worden und versuchen nun, das Blatt wieder zu ihren Gunsten zu wenden.
Dahinter werden voraussichtlich “Barco Brasil”, “Free Dom” und “Wilson Around the World” mit der österreichischen Skipperin Lisa Berger und ihrem Co-Skipper Jade Edwards-Leaney folgen. Hier geht es zu den Etappen-Ergebnissen und zum Tracker. Zu den Globe40-Zwischenständen geht es hier. Da fehlten zuletzt aber noch die Ergebnisse von Etappe drei, dem inklusive Prolog insgesamt vierten Abschnitt der Weltumseglung auf Class40ies.