Globe40Traumstart in Weltumseglung – Prolog-Silber für Burke und Fink

Tatjana Pokorny

 · 08.09.2025

Die glückliche deutsche Globe40-Prolog-Crew feiert ihren zweiten Platz in Cádiz.
Foto: Next Generation Boating
Lennart Burke und Melwin Fink haben ihre erste Weltumseglung auffällig stark eröffnet: Im Globe40-Prolog von Lorient nach Cádiz kamen sie hinter den Top-Favoriten Ian Lipinski und Antoine Carpentier als Zweite ins Ziel. Dabei hielten sie auf den letzten Seemeilen auch den Schlussttacken der drittplatzierten Belgier um Jonas Gerckens stand.

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Für Lennart Burke und Melwin Fink ist dieser Zauber gerade der zweite Rang beim Globe40-Prolog zum Auftakt ihrer ersten Wetltumseglung. Wie erhofft, hatte sich das Team Next Generation Boating – Around the World von Beginn an in der Spitzengruppe positionieren können. Dass daraus ein furios erkämpfter zweiter Rang werden würde, ist ein bemerkenswerter Erfolg mit Strahlkraft fürs Rennen um die Welt.

Globe40: mit Turbo auf Platz zwei

In der ersten Prolog-Halbzeit noch im Duell mit Aina Bauza Roig und Axelle Pillain auf “Engie” engagiert, eroberten Burke und Fink erst Rang drei zurück, überholten auch das co-favorisierte belgische Team um Jonas Gerckens und zündeten einen Tag vor dem Zieldurchgang den Downwind-Turbo.

Der Startschuss zum Prolog im Globe40, dessen Ergebnisse mit dem Faktor 0,5 in der Wertung der begonnenen Weltumseglung eingehen, war am 4. September in frischen Winden gefallen. Unterwegs waren flaue und stürmische Passagen zu meistern. Die Stärken ihrer Pogo 40 S4 spielten Lennart Burke und Melwin Fink in den letzten 24 Stunden aus.

Am letzten Morgen des Globe40-Prologs hatten die führenden Top-Favoriten Ian Lipinski und Antoine Carpentier bei ihrer Siegfahrt auch Kap Vincent als Erste passiert. Lipinski berichtete zu dem Zeitpunkt: “Guten Morgen, die Nacht an Bord der Crédit Mutuel begann mit dem Spektakel einer Mondfinsternis! Es ist immer wieder bewegend, diese geometrischen Folgen von Konstellationen beobachten zu können. Und vor allem ist es sehr schön, den Mond so als Silhouette zu sehen.”

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Die Prolog-Sieger: nicht sicher, aber souverän

Zum sportlichen Stand im Globe40-Prolog sagte Lipinski während des Rennens: “Um das Bild abzurunden: die Nacht verlief mit einigen schönen Gleitfahrten vor dem Wind. Das war für uns eine Gelegenheit, die Entscheidungen unseres Segelplans für diese Weltumsegelung etwas konkreter zu begreifen. Wir haben gerade das Tor zwischen Kap St. Vincent und der Ecke des DST passiert, an der Spitze, mit einem Vorsprung von mehr als 15 Seemeilen vor den Verfolgern.”

​Melwin Fink hatte vor dem Rennstart gesagt: “Wer hier führt, wird das wohl auch nach Hause bringen.” So war es: Die Franzosen wurden ihrer Favoritenrolle souverän gerecht, auch wenn Burke und Fink am Ende noch Boden gutmachen und zeitweise auf bis zu sechs Seemeilen dicht ans Heck der Prolog-Dominatoren heranrücken konnten.

Einen Grund dafür hatte Top-Favorit Lipinski beim Kap St. Vincent genannt, als er mit seinen Siegprognosen noch vorsichtig geblieben war: “Das Rennen ist noch nicht vorbei, denn der Wind lässt nach, was den anderen die Möglichkeit gibt, einen Großteil des Rückstands aufzuholen. Außerdem gibt es zwei Möglichkeiten, um das Ziel vor Cadiz zu erreichen: einen südlichen Kurs, um so viel Offshore-Wind wie möglich zu nutzen, und die Küstenoption, die das europäische Modell vorhersagt.”

Globe40: die Belgier im Nacken

Sein Team habe sich, so Lipinski, für die südliche Option entschieden. Das allerdings habe hinter seiner Crew ein wenig die Tür für die anderen zum Aufholen geöffnet. Lipinski wusste: “Das könnte für uns ein wenig Spannung und Stress bedeuten. Wir werden sehen! Bis bald!”

Melwin Fink hatte sich am Nachmittag vor dem Zieldurchgang noch einmal aus der Bucht von Cádiz vom Prolog-Finale gemeldet und berichtet: "Es ist sehr spannend und sehr anstrengend hier, weil wir die ganze Zeit die Belgier im Nacken haben. Man muss ständig auf der Hut sein. Lipinski vorne sind wir auch näher gerückt, aber der kann schön entspannt segeln, weil er keine Belgier im Nacken hat. Die werden das Ding ziemlich sicher nach Hause fahren.”

Die gute Erkenntnis aus Sicht der jüngsten Crew im Globe40 beschrieb Melwin Fink kurz vor dem Zieldurchgang: “Wir sind alle sehr, sehr nah zusammengerückt. Wir hatten heute früh nochmal richtig Wind mit bis zu 30 Knoten, ganz flaches Wasser, sind mit bis zu 22 Knoten unter Spi hier langgeheizt. Jetzt haben wir 15 Knoten Wind und müssen ziemlich hoch fahren, weil die Belgier so hochdrücken. Jetzt fahren wir wahrscheinlich noch zwei Halsen und sollten gegen 20, 21 Uhr im Ziel sein."

Franzosen-Sieg im Globe40-Prolog

Dann ging es an diesem Montagabend für das Team Next Generation Boating – Around the World sogar noch etwas schneller. Um 19.16 Uhr kamen Lennart Burke und Melwin Fink – im Globe40-Prolog auch mit Eigner Joachim Wünning und Segelfreund Sebastian Dziwisch im Einsatz – gut 51 Minuten nach Ian Lipinski und Antoine Carpentier als Zweite ins Ziel. Die Franzosen hatten den 900-Seemeilen-Auftakt zur Weltumseglung nach 4 Tagen, 2 Stunden, 25 Minuten und 1 Sekunde gewonnen.

Als Dritte kam Jonas Gerckens und Renaud Deharengs Team Belgium Ocean Racing – Curium ins Ziel. Später am Abend wurde Aina Bauza Roig und Axelle Pillain auf “Engie” erwartet. Hier geht es zu Tracking, Zielzeiten und den weiteren Zwischenständen. Da waren die Top-Drei im Ziel bereits mit Champagner geduscht und hatten ein Bier zusammen getrunken.

Dabei kam es zu schönen und vielsagenden Szenen. Etwa, als die mit allen Wassern gewaschenen Ian Lipinski und Antoine Carptenier der jüngsten Crew im Rennen gratulierten und angesichts der brutalen Nacht vor dem Finaltag fast etwas entsetzt fragten: “Ihr seid doch nicht wirklich zu viert gesegelt?”

Burke und Fink im “Downwind-Wahnsinn”

Die Franzosen hielten es für nahezu unmöglich, dass Burke und Fink im “Downwind-Wahnsinn” bis zu 23 Knoten Bootsspeed mit einem Crew-Quartett erreicht hatten. Auch der französische Preparateur konnte es kaum fassen. Bootseigner Joachim Wünning will sich in Zukunft allerdings gut überlegen, ob er noch einmal bei einem so ruppigen Rennen dabei sein will.

Auf ihren Globe40-Prolog-Sieg über das Gerckens-Team sind die Prolog-Silbersegler Lennart Burke und Melwin Fink ziemlich stolz. “Die sind beim Auftakt mit vier Profis an Bord gewesen. Vor Lipinski haben wir mehr Respekt, aber Jonas hat ein sehr starkes Boot. Die bereiten sich seit Ewigkeiten vor, haben ein gutes Budget und mehr Erfahrung”, verglich Melwin Fink die drei Prolog-Podiumsteams.

Auch die klare Botschaft dieses Globe40-Prologs sprach Melwin Fink mit Blick aufs angelaufene Rennen um die Welt aus, dessen erste Etappe von Cádiz nach Mindelo auf den Kapverden am 14. September startet: “Es wird um diese drei Boote gehen. Das war jetzt schon ein ziemlicher Abstand zu den anderen. Wobei man sagen muss, dass die letzte Nacht sehr brutal war. Da ging es zur Sache, hat ordentlich geknallt.” Auf der deutschen Class40 gab es aber keine großen Schäden, nur ein paar kleinere Blessuren zu beklagen.

Globe40: Acht Monate “Fighten” voraus

Das Programm für die kommenden acht Monate der Weltumseglung verkündete am Abend in Cádiz Jonas Gerckens. Der sehr erfahrene 45 Jahre alte Class40-Skipper sagte zu seinen 23 und 26 Jahre alten deutschen Auftakt-Bezwingern: “Ich freue mich auf acht Monate Fighten mit euch!”

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