Globe40Sternklarer Himmel, null Wind – Flautenpoker für Burke und Fink

Tatjana Pokorny

 · 23.11.2025

Der Blick des belgischen Teams auf den Horizont.
Foto: Team Belgium Ocean Racing – Curium
Lennart Burke und Melwin Fink sind am 22. November mit dem Globe40-Feld in Etappe drei gestartet. Von La Réunion geht es nach Sydney. Der Auftakt läuft wie erwartet: flau! Die gute Nachricht: Das deutsche Duo lag am Sonntagabend weiter in der Spitzengruppe. Frohe Kunde auch für die Fans von “Wilson Around the World”-Skipperin Lisa Berger, die mit Jade Edwards-Leaney als bester Spitzbug unterwegs war.

Im Indischen Ozean ist es dort, wo Lennart Burke und Melwin Fink gerade eineinhalb Tage nach dem Start vor La Réunion segeln, an diesem Sonntagabend längst stockdunkel. “Es ist eine sternklare Nacht, wir haben null Wind”, vermeldet Melwin Fink von Bord. Rund 9500 Kilometer entfernt vom Zuhause in Hamburg sind Burke und Fink am Samstag mit den anderen acht Class40-Duos in die dritte Etappe der Weltumseglung Globe40 gestartet. Den ersten Sonnenuntergang hatten sie bereits am Samstag so erlebt.

Globe40: gut 5000 Seemeilen nach Sydney voraus

Der Abschnitt von la Réunion nach Sydney hat begonnen, wie Etappe zwei aufgehört hatte: Die Top-Drei sind wieder Bug an Bug unterwegs. Am frühen Sonntagabend führten noch Lennart Burke und Melwin Fink knapp vor “Crédit Mutuel” mit Ian Lipinski und Amélie Grassi und dem Team Belgium Ocean Racing – Curium mit Jonas Gerckens und Benoît Hantzperg.

Zwei Stunden später dann hatten die Belgier beim “Topfschlagen” im Indischen Ozean die Führung übernommen. Sie führen nach dem Prolog und den ersten beiden Etappen das Globe40-Zwischenklassement vor dem deutschen Duo und den Franzosen an. Alles weist weiter darauf hin, dass dieser Dreikampf sich bis zum Ende des Rennens im April 2026 fortsetzen wird. Eine ausführliche Zwischenbilanz hatten Lennart Burke und Melwin Fink hier bei YACHT online gezogen.

Während die drei Top-Crews draußen im Indischen Ozean am Sonntagabend keine zwei Seemeilen voneinander entfernt segelten, wechselten die Positionen noch häufig. Viel Segelspaß hatten die Weltumsegler noch nicht. Melwin Fink erzählte am Sonntagabend deutscher Zeit: “Wir drehen uns alle im Kreis, sitzen alle ganz, ganz eng beeinander. Zuletzt, als noch Wind war, waren wir vorne. Jetzt dreht es sich wieder. Mal sehen, wer zuerst den Wind bekommt und losfährt.”

Das Maskarenenhoch als die Hürde nach Süden

Bei den bislang vorherrschenden leichten Winden waren im führenden Trio noch keine auffälligen Vorteile in den gegebenen Bedingungen auszumachen. “Beim Reaching waren es mal die Belgier, im Downwind waren wir die Schnellsten. Es verändert sich aber alles die ganze Zeit. Und es ist mal wieder sehr spannend, wie dicht die Boote beeinander sind. Nur bei Flaute, da fahren wir als Letzte los. Das spüren wir gerade wieder. Allerdings fahren die anderen auch im Kreis, also ist alles gut”, sagte Melwin Fink.

Seine Crew segelte am Sonntagabend bereits zwischen 22. und 23. Breitengrad Süd. Wie die Konkurrenz, so wollen auch Lennart Burke und Melwin Fink auf diesem Southern-Ocean-Abschnitt möglichst schnell nach Süden vorstoßen. Auf dem Weg dahin aber lauert das sich ausdehende Maskarnenhoch. Es wird für die Zweihand-Crews ein Balance-Akt bleiben, sich auf dem Rücken dieses Hochs südöstlich vorzutasten – immer in Gefahr, in sehr flauen Zonen klebenzubleiben.

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Dieses riesige Hoch sorgt für kunterbunte Bedingungen – es ist Wahnsinn.” Melwin Fink

Aktuell stehen die Instinkte der Segler und auch ein wenig Glück hoch im Kurs. “Wir hatten jetzt schon so oft Bedingungen, die nicht angesagt waren. Eben hatten wir Südwind, obwohl wir keinen Südwind haben sollten. Jetzt ist Südwind angesagt, aber wir haben Nordwind. Es ist irre! Wind, kein Wind, Wind, kein Wind. Eine richtige Taktik kann man da nicht entwickeln, außer möglichst schnell nach Süden zu segeln”, beschreibt Melwin Fink die fordernde Lage im Indischen Ozean.

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Im Globe40 mit guter Laune auf Kurs Südmeer

Fink geht davon aus, dass alle Crews Ähnliches im Sinn haben, sagte: “Ich glaube, dass ist auch die Taktik, die alle anderen Teilnehmer verfolgen. Es ist auf jeden Fall spannend. Es könnte einfachereres Segeln sein, aber das Wetter ist schön und wir haben gute Laune. Wir genießen die ruhige Zeit auch, bis es dann kalt, nass und schnell im Süden wird.”

An die drei Wochen auf auf der Insel La Réunion, die sie am Vortag wieder verlassen haben, erinnert sich die jüngste Crew im Feld gerne zurück. “Es war eine tolle Zeit an Land, aber jetzt können wir endlich wieder segeln. Jetzt haben wir auch wieder Lust aufs Segeln und freuen uns, Sydney hoffentlich möglichst schnell zu erreichen”, sagt Melwin Fink.

Den gleichen Plan hat auch die Konkurrenz. Hier ein Blick darauf, wie sich Ian Lipinski und Amélie Grassi auf die laufende dritte Etappe vorbereitet haben. Den Rückblick auf den Start am Samstag, emotionale Abschiedsszenen und tolle Segelbilder gibt es hier.

“Wilson” ist schnellster Spitzbug zum Etappenauftakt

“Wir wissen noch nicht, wie lange es dauert. Aber wir freuen uns riesig darauf, nach Australien zu segeln. Wir lieben es!”, sagte “Wilson Around the World”-Skipperin Lisa Berger vor dem Start auf La Réunion. Auch die Positionskämpfe in der Flotte der Spitzbugboote versprechen einige Spannung. “Barco Brasil” hat zwar mit 5,5 Punkten einen guten Vorsprung vor der im Zwischenklassement auf Platz fünf liegenden Österreicherin Lisa Berger und ihrem Co-Skipper Jade Edwards-Leaney, doch die haben schon ein paar Male bewiesen, dass sie kämpfen können.

“Wilson” wiederum hat nach dem Prolog und den Globe40-Etappen eins und zwei nur 0,5 Zähler Vorsprung vor der französischen “Free Dom”, die bei wechselnder Crew auf Etappe drei nun von Maxime Bourcier und Noél Delpech gesegelt wird. Die gute Kunde aus österreichischer Fan-Sicht: Lisa Berger und Jade Edwards-Leaney hatten bis Sonntagabend Platz vier auf der laufenden dritten Etappe erkämpft.

Das ist bemerkenswert, denn das Mixed-Duo segelt mit der Lombard-Akilaria RC 2 von 2010 das älteste Boot der Globe40-Flotte. Damit machen sie den Brasilianern vor sich auf deren Mach 40.3, einem Spitzbug der neuesten Generation, gehörigen Druck. Hier geht es zum Tracking für das Globe40, das alle vier Stunden aktualisiert wird.

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