Globe40Ein Rennen, viele Welten – Burke und Fink sicher im Hafen

Tatjana Pokorny

 · 13.12.2025

Ian Lipinski und Amélie Grassi haben Etappe drei im Globe40 gewonnen.
Foto: Image en France/Globe40
Es kam wie von Lennart Burke und Melwin Fink vor einer Woche vorhergesagt: Während Ian Lipinski und Amélie Grassi ihren Globe40-Etappensieg in Sydney feiern, ist das deutsche Duo nach seinem Bumerang-Bruch im Indischen Ozean und der schmerzhaften Rückkehr zurück im Etappenstarthafen La Réunion. Die fast zeitgleichen Ereignisse zeigen, wie schön einerseits und wie brutal andererseits eine Weltumseglung sein kann.

Für Lennart Burke und Melwin Fink hielt Etappe drei im Globe40 keine Weihnachtsgeschenke bereit. Im Gegenteil: Nach ihrem Bumerang-Bruch im Indischen Ozean hatten sie Etappe drei von La Réunion nach Sydney mitten im Indischen Ozean aufgeben und den schweren Rückweg in den Starthafen antreten müssen. Rund zwei Wochen brauchten sie bei durchschnittlich einer Handvoll Knoten Bootsgeschwindigkeit. Mit mehr Speed wollten sie ihren ohnehin gefährdeten Mast ihrer Class40 nicht zusätzlich belasten.

Am 1. Advent erwischt, vor dem 3. Advent zurück

​In ihren Worten erlebten die deutschen Globe40-Herausforderer ihr jähes Etappenaus so: “Am ersten Advent erwischte es uns: Der Bumerang, ein zentrales Mastbauteil, brach und die Oberwante verlor die Befestigung. Wir sicherten den Mast und segelten vorsichtig im vierten Reff weiter. Statt Kurs auf Sydney haben wir uns für die Rückkehr nach La Réunion entschieden – der kürzeste Weg, um den Schaden zu begutachten und Reparaturen durchzuführen.”

Hier werden wir neue Pläne schmieden und möchten wieder durchstarten, sobald das Ausmaß des Schadens klar ist.” Melwin Fink

In die Riesenenttäuschung über das einstweilige technische K.o. bei der ersten Weltumseglung hatte sich schon auf dem langen und schweren Rückweg nach La Réunion auch Dankbarkeit gemischt, die sich an diesem 13. Dezember bei der Ankunft im Hafen von St. Paul entlud. Vom Team hieß es in Richtung Team und Fans: “Wir sind sehr dankbar für unsere unversehrte Ankunft und danken auch euch für eure Unterstützung durch aufbauende Worte und das Daumendrücken! Euch allen einen schönen dritten Advent!”

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​Das Team Next Generation Boating Around the World hatte St. Paul auf La Réunion am 22. November verlassen, war mit der Globe40-Flotte in die dritte Etappe gestartet, bevor eine gute Woche später das technische Unglück den Traum von der erfolgreichen ersten Weltumseglung zerbersten ließ. Lennart Burke und Melwin Fink hatten sich beim Prolog und den ersten beiden Etappen in den Top-Drei einsortiert und die Favoriten stark gefordert. Sie lagen im Zwischenklassement auf Platz zwei, als ihre Hoffnungen auf eine komplette Runde um die Erde und einen starken Podiumsrang platzten.

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Globe40: Der Tiefschlag folgte Höhenflügen

Eine Rückkehr ins Rennen zum Start der vierten Etappe am 1. Januar in Sydney war seit der Entscheidung pro Sicherheitsrückkehr nach La Rénuion nicht mehr möglich. Auch der Wiedereinstieg zum Start der fünften Etappe am 18. Februar in Valparaioso scheint kaum machbar. Die sechste und letzte Etappe von Recife in den Start- und Zielhafen Lorient beginnt am 29. März.

Vor ihrem Tiefschlag hatten die beiden Co-Skipper aus Hamburg mit Enthusiasmus, Willen und Ehrgeiz begeistert. Sie zeigten beeindruckenden Teamgeist, Humor und auch ihre Kochkünste, lösten Probleme und gaben wieder Gas. Von Rückschlägen wie einem verlorenen oder einem kaputten Segel und enormen Rückständen von mehr als 600 Seemeilen auf die Spitzenreiter auf Etappe zwei hatten sie sich nie unterkriegen lassen. Doch den letzten Bruch konnte auch ihr Kampfgeist nicht überwinden.

​Einem besinnlichen 3. Advent blicken Lennart Burke und Melwin Fink im Globe40 nach ihrem Schock-Aus und dem in andauernder Sorge um den Mast vorsichtigen Zurücktasten nach La Réunion nicht entgegen. Doch haben sie ihre Situation mit Professionalität und Teamgeist angenommen und vorerst einen sicheren Hafen erreicht. Zunächst tieftraurig und enttäuscht, schmiedeten sie gemeinsam mit ihrem Team zügig erste neue Pläne, richteten sich gegenseitig wieder auf.

“Crédit Mutuel” gewinnt Etappe drei

Wann und wo das Team noch einmal ins Globe40 einsteigen kann, bleibt vorerst weiter offen. Lennart Burke und Melwin Fink haben nun binnen eines Monats zum zweiten Mal die Insel erreicht, die sie vor dem Start in die Weltumseglugn nur vom Hörensagen kannten. Dort sollen in den kommenden Tagen Ersatzteile eintreffen. In Folge gründlicher Untersuchungen und Reparaturen soll dann ein Plan zum Wiedereinstieg ins Rennen um die Welt finalisiert werden.

In der Zwischenzeit konnten Ian Lipinski und Amélie Grassi die dritte Etappe gewinnen. Den Abschnitt von La Réunion nach Sydney meisterte das französische Mixed-Duo in 19 Tagen, 18 Stunden, 53 Minuten und 43 Sekunden. Dabei waren aus den theoretischen 5120 Seemeilen über Grund gesegelte 9482 Kilometer geworden. In einer Phase über vier Tage hatten die Top-Favoriten der Weltumseglung auf Class40-Yachten wie im Rausch sogar 400 Seemeilen pro Tag geschafft.

Wir sind so, so, so zufrieden und glücklich!” Amélie Grassi

Ihre dichtesten Verfolger vom Team Belgium Ocean Racing – Curium waren am Samstagabend noch auf See und mit keiner Handvoll Knoten unterwegs, wurden aber in der Nacht zum dritten Adventssonntag in Sydney erwartet. Hinter ihnen kämpft die Crew auf der französischen “Free Dom” um ihren ersten Podiumsplatz im Globe40.

Die Globe40-Verfolger erwartet Sturm in der Bass Strait

Die Österreicherin Lisa Berger und ihr Co-Skipper Jade Edwards-Leaney blickten als Fünfte auf “Wilson Around the World” einer stürmischen Passage durch die Bass Strait entgegen, die schon bald auch die Bühne für den australischen Weihnachtsklassiker Rolex Sydney Hobart Race sein wird. Lisa Berger hatte am frühen Samstagmorgen einen Ausblick auf ihre voraussichtlich letzten drei Etappentage auf See gegeben.

​Lisa Berger schrieb: “In den letzten Tagen haben wir das Tiefdruckgebiet, das sich uns gerade nähert, sehr genau beobachtet. Das hat uns etwas nervös gemacht, da uns die stärksten Winde mit Böen von rund 50 Knoten genau dann treffen werden, wenn wir die berühmte Bass-Straße passieren, die für ihre gefährlichen Wellen und Winde bekannt ist. Keiner von uns war bisher dort, daher ist das Neuland für uns.”

Und weiter: “Nach so langer Zeit auf hoher See wieder Land zu sehen, macht mich immer nervös, besonders unter den schwierigen Bedingungen, die uns erwarten. Aber es ist okay, wir sind vorbereitet und werden sehr vorsichtig sein, damit ‘Wilson’ und wir dieses Tiefdruckgebiet unbeschadet überstehen. Und das Gute daran ist, dass es alles vor dem Wind ist.” Hier geht es zum Globe40-Tracker.

Französische Globe40-Freude in Sydney

Der Clip zum Triumph der Sieger der dritten Etappe im Globe40: Ian Lipinski und Amélie Grassi haben sich erfolgreich für die auf Etappe zwei im Triple-Finalkrimi erlittene Niederlage revanchiert, bei der sie auch von Lennart Burke und Melwin Fink geschlagen worden waren. Jetzt gewannen Lipinski und Grassi den Abschnitt von La Réunion nach Sydney souverän. Ihre Eindrücke vom Finale im ehemaligen Olympia-Revier vor dem berühmten Opernhaus und erste Kommentare zeigt das Video:

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