Das Finale der zweiten Etappe im Globe40 war so spannend, dass auch die Veranstalter reagierten. Der Tracker servierte im finalen Gefecht vor Saint-Paul auf Le Réunion minütliche Aktualisierungen. Die Fans in Belgien, Frankreich, Deutschland und anderso auf der Welt hielten den Atmen an. Nach einem Monat seervierte das Globe40 an diesem Samstag einen spektakulären Dreikampf vor La Réunion. Hier geht es zum Globe40-Tracker.
Noch am Morgen gegen 6 Uhr hatte das französische Team Crédit Mutuel mit Ian Lipinski und Ocean-Race-Europe-Gewinnerin Amélie Grassi das Klassement vor Team Belgium Ocean Racing – Curium mit Benoît Hantzperg und Renaud Dehareng angeführt. Mit zwölf Seemeilen Rückstand folgten Lennart Burke und Melwin Fink vom Team Next Generation Boating Around the World.
Um 10 Uhr hatten die Belgier den Franzosen die Führung abgejagt und Burke/Fink mit zunächst noch rasanten Geschwindigkeiten fast zu den beiden Top-Booten aufgeschlossen. Um 11.30 Uhr wurden Burke/Fink erstmals als Zweite geführt. Dann hatten alle drei Crews mit den sehr leichten Winden zu kämpfen. Und es kam tatsächlich zum am Vortag von Ian Lipinski prophezeiten “Elfmeterschießen”.
Im Kampf um die Podiumsplätze hatten sie sich da schon formiert: Die Belgier suchten ihr Glück dichter unter Land, Burke und Fink hatten sich zwischen den beiden Gegnern positioniert, die Franzosen versuchten es auf der westlichen Außenbahn, wo sie gegen Mittag sogar noch einmal weiter ausholten. Während das deutsche Doppel seiner Linie im finalen flauen Positionspoker treu blieb, waren es die Belgier die zuerst wieder einen frischen Windhauch bekamen und für ihre Entscheidung belohnt wurden.
Nach einem Monat auf See gaben schließlich nur Minuten den Ausschlag über den Sieg und die Vergabe der Podiumsplätze. Siebeneinhalb Minuten nach den belgischen Gewinnern passierten der 27 Jahre alte Lennart Burke und sein 23 Jahre alter Co-Skipper Melwin Fink als jüngste Crew im Globe40 die Ziellinie als Zweite. Das deutsche Duo konnte sich im Duell mit den erfahrenen Franzosen Ian Lipinski und Amélie Grassi durchsetzen. Knapp zwei Minuten Vorsprung reichten dem Team Next Generation Boating Around the World zum Silber-Coup!
Wir haben es geschafft! Zweiter Platz! Das ist so unglaublich… nach so vielen Seemeilen und so vielen Höhen und Tiefen.” Lennart Burke
29 Tage, 22 Stunden, 12 Minuten und 26 Sekunden haben Lennart Burke und Melwin Fink für den Kurs von Mindelo auf den Kapverden bis Saint-Paul auf La Réunion gebraucht. 27,5 Tage lagen sie dabei an dritter Position. Nach vielversprechendem Start am 2. Oktober hatte die jüngste Crew im Rennen beim Eintauchen in die Südhalbkugel und Stolperern am Äquator bis zum 17. Oktober einen Riesenrückstand von 660 Seemeilen auf die enteilenden Belgier und Franzosen aufgetürmt.
Dann folgte das Comeback. Doch erst am Finaltag konnten Lennart Burke und Melwin Fink erstmals seit dem 3. Oktober wieder auf Platz zwei vorrücken. Den verteidigten sie am Samstag gegen die heftig attackierenden Franzosen bis ins Ziel. “Die waren drei, vier Bootslängen hinter uns. Wir konnten ihre Gesichter gehen”, erzählte Melwin Fink später im Zielhafen.
Das packende Finale verfolgte auch Boris Herrmann am Bildschirm. Der sechsmalige Weltumsegler hatte seine Karriere ebenfalls mit einem Zweihandrennen um die Welt eingeläutet. Das Portimão Global Race gewann Herrmann 2008/2009 mit Co-Skipper und Freund Felix Oehme. Herrmann hatte Burke und Fink auf ihrem Kurs beflügelt. "Boris hat uns den wichtigen Impuls gegeben. Und den Arschtritt", hatte Burke vor dem Globe40-Start gesagt. Zum Finale sagte Boris Herrmann an diesem 1. November: "Das war megaspannend – top!”
Das ist guter Sport und ich freue mich sehr für Lennart und Melwin." Boris Herrmann
Die Etappenergebnisse bringen neue Spannung ins Globe40-Klassement, nachdem die Franzosen zuvor den Prolog von Lorient nach Cadiz (Wertungsfaktor: 0,5) als auch die erste Etappe von Cadiz bis zu den Kapverden (Wertungfaktor: 1) gewonnen hatten. Burke und Fink hatten einen zweiten und einen dritten Rang erkämpft, die Belgier – anders herum – einen dritten und einen zweiten Rang. Ihr Sieg auf der nun stark gewichteten, dreifach gewerteten 7000-Seemeilen-Etappe von Mindelo nach La Réunion hat die Belgier mit insgesamt 6,5 Punkten an die Spitze des Globe40-Zwischenklassements katapultiert.
Lennart Burke und Melwin Fink sind als Etappen-Zweite mit insgesamt zehn Punkten auf Platz zwei im Globe40-Klassement vorgerückt. Heftig Federn lassen mussten die bisherigen Dominatoren vom Team Crédit Mutuel. Platz drei auf Etappe zwei belastet ihr bislang so makelloses Globe40-Konto mit neun weiteren Zählern. Mit insgesamt 10,5 Punkten geht das französische Team von Position drei aus in den nächsten Abschnitt. “Das freut viele. Es ist wie ein Neustart”, sagte Melwin Fink im Zielhafen von Saint-Paul.
Die dritte von sechs Etappen um die Welt startet am 21. November. Sie führt die acht Zweihand-Crews auf ihren Rennyachten vom Typ Class40 nach Sydney. “Unser größtes Ziel bleibt weiterhin, um die Welt zu kommen und das Rennen heil zu beenden. Damit hätten wir schon was Dickes erreicht, wenn man überlegt, dass wir im April damit angefangen haben und irgendwie gar keine Kohle hatten”, sagte Melwin Fink.
Inzwischen ist eine Grundfinanzierung gesichert. “Wir stehen so bei einer knappen halben Million Euro für das Rennen”, sagte Melwin Fink. Die junge deutsche Crew weiß aber auch, dass die beiden Top-Gegner aus Frankreich und Belgien “vermutlich etwa oppelt so große Budgets haben. “Sie haben auch jeder zwei Preparateure, die sich um die Boote kümmern”, so Fink.
Im deutschen Team kümmern sich die beiden Co-Skipper auf La Réunion selbst um ihr Boot, haben aber kaum Materialschäden zu beheben. “Wir müssen sehen, ob wir es unsleisten können, nach Sydney ein Team kommen zu lassen. Das hängt davon ab, wie viel wir kaputtmachen und davon, ob wir noch einen weiteren Sponsor finden. Das ist nicht ausgeschlossen. Wir arbeiten noch dran und haben ja noch etwas schwarze Fläche im Großsegel, die uns anschaut…”