Die stürmische Nacht liegt hinter ihnen. Lennart Burke und Melwin Fink sind bei ihrer ersten Weltumseglung mit der Prolog-Crew drei Tage nach dem Start in Lorient gut unterwegs, lagen am Sonntagmittag auf Platz drei.
“Wir haben gerade super schöne Bedingungen. Das macht richtig Spaß, vor allem nach der Front, nach dem harten Wetter heute Nacht. Wir segeln im Sonnenschein, unter klarem blauen Himmel. Wir haben gerade ziemlich spitzen Downwind, fahren 130, 135 Grad TWA. Das Boot legt sich auch gerade schön auf die Seite”, hatte Lennart Burke am Vormittag vermeldet.
Das “Schönwetter-Segeln” lässt das Team Next Generation Boating – Around the World allerdings vor der portugiesischen Küste nicht in gemütliche Sonntags- oder gar Ferienruhe verfallen. “Es ist trotzdem immer noch reichlich Action, wir müssen viel trimmen. Der Wind dreht beständig”, sagt Lennart Burke, der sich mit Co-Skipper Melwin Fink darüber freut, den dritten Platz von Aina Bauza Roig und Axelle Pillain “auf “Engie” zurückerobert zu haben.
“Wir freuen uns, dass wir so gut mithalten können und ordentlich am fighten sind mit den anderen. Ian Lipinski vorne? Ja, der Typ ist einfach eine Waffe. Er ist von Anfang an einfach nur weggezogen. Jetzt hat er ein bisschen was verloren. Ich denke, es liegt daran, dass er den Dreher nach der Front zuletzt nicht so gut mitnehmen konnte wie wir. Es wird schwer, ihn zu kriegen”, erklärt Lennart Burke das aktuelle Szenario am Mittag des 7. September.
Die Globe40-Top-Favoriten Ian Lipinski und Antoine Carpentier liegen mit “Crédit Mutuel” weiter in Führung. Ihr schnell ersegelter Vorsprung wuchs allerdings zuletzt nicht mehr deutlich an. Auf Platz zwei folgten Jonas Gerckens und Renaud Dehareng vom Team Belgium Ocean Racing – Curium mit knapp 16 Seemeilen Rückstand. Auf 17 Seemeilen zu den Spitzenreiternreitern konnte die deutsche Crew in den vergangenen Stunden ihren Rückstand weiter verkürzen. Hier geht es direkt zum Globe40-Tracker.
Weitere drei Seemeilen hinter Lennart Burke, Melwin Fink und ihrer Prolog-Mannschaft lagen zuletzt Aina Bauza Roig und Axelle Pillain auf “Engie – Dessine-moi la High Tech”. Die Spanierin und die Französin, die lange für Boris Herrmanns Team Malizia gearbeitet hat, jetzt aber ihren eigenen Weg geht, machen den männlichen Top-Drei Druck, waren zwischenzeitlich auch schon selbst auf Rang drei vorgerückt.
Aina Bauza Roig und Axelle Pillain sind die Gewinnerinnen des Wettbewerbs Cap pour Elles, werden auf Kurs Transat Café L’Or gefördert. Aktuell nutzt das furiose Frauen-Duo die Einladung der Veranstalter zur Teilnahme am Globe40-Prolog zum Training für die Transat-Herausforderung im Herbst. Sie werden das Globe40 im Gegensatz zu den anderen acht Prolog-Crews ab Cádiz nicht fortsetzen, sondern ihr Training für die transatlantische Herausforderung im Herbst vorantreiben.
Ich fand es super beeindruckend, wie die beiden das Boot bei so hohen Geschwindigkeiten unter Kontrolle behalten haben.” Lennart Burke
“Die Mädels sind echt stark”, zollt Lennart Burke den beiden Class40-Seglerinnen viel Respekt. Er räumt ein: “Die hätten wir bei so ruppigen Bedingungen nicht so stark eingeschätzt. Schon vorletzte Nacht hatten wir echt viel Wind und sind mit bis zu 20 Knoten Bootsspeed unter großem Gennaker am Reachen gewesen. Wir waren die ganze Zeit Seite an Seite am Fighten mit denen.”
Inzwischen sind Lennart Burke und Melwin Fink wieder auf Platz drei vorgerückt. Burke sagt: “Wir gehen nicht davon aus, dass wir Lipinski noch einfangen können, wollen uns aber weiter an ihn ranarbeiten. Und wir wollen hart dafür kämpfen, die Belgier und die Mädels bis ins Ziel in Schach zu halten und noch Zweiter zu werden. Das ist noch möglich, wenn wir jetzt unseren Speed beibehalten, wenn der Wind danach auf Nord dreht und wir halsen Richtung südlicher Ecke Portugals, dass wir da eine bevorteilte Position haben.”
Leicht wird es nicht. Lennart Burke erklärt: “Der Haken wird sein, dass – wenn der Wind nach rechts dreht, also auf Nord – die Boote rechts von uns natürlich beim Dreher ein bisschen bevorteilt sind. Wenn wir uns aber noch ein bisschen mehr rankämpfen, kriegen wir das schon hin. Das ist auf jeden Fall der Schlüsselmoment auf den wir warten.”
Bislang sind Lennart Burke und Melwin Fink zufrieden mit ihren Leistungen im Globe40. Burke erklärt nach viel Arbeit mit der heimischen Werft und intensiver Vorbereitung auf die erste Weltumseglung: “Wir mussten auf jeden Fall erst einmal wieder reinkommen ins Regattasegeln. Auch in die vielen schnellen Segelwechsel, das schnelle Mitdenken und das schnelle Reagieren auf die Wetterwechsel. Das war schon sehr hart die letzten Tage mit vielen Wetter- und vielen Segelwechseln, mit Drehern und sehr ruppiger Welle. Es herrschten sehr besondere und anspruchsvolle Bedingungen, die uns für den Anfang ordentlich mitgenommen haben”, so Burke.
Wir lernen schnell, sind schnell wieder reingekommen ins Regattaleben und jetzt richtig gut eingefahren.” Lennart Burke
Die Stimmung an Bord der deutschen Class40 beschrieb Lennart Burke am Sonntagmorgen nach den ersten drei Nächten auf See als “super”, sagte: “Wir haben Bock aufs Um-die-Welt-Segeln.” Der Auftakt dazu ist fast gemeistert. Die ersten Boote werden vom Prolog bereits am Montagabend oder in der Nacht zum Dienstag im andalusischen Etappenhafen Cádiz erwartet. “Wir freuen uns aufs Ankommen, Sangria und Paella!”, sagte Burke lachend auf dem Kurs in die andalusische Hafenstadt.