Tatjana Pokorny
· 12.10.2025
“Wir arbeiten uns im Osten wieder ran. Die anderen ziehen gut im Westen runter”, beschrieb Melwin Fink die Situation für sein Team am Sonntag. Inwzischen haben Benoït Hantzperg und Renaud Dehareng auf “Belgium Ocean Racing – Curium” und Ian Lipinski mit Amélie Grassi auf “Crédit Mutuel” auf ihrem Kurs nach La Réunion etwa den 20. Breitengrad Süd erreicht. Bei der Äquator-Passage vor zwei Tagen hatten die beiden Boote nur 33 Minuten getrennt, am Sonntagabend waren es nicht mehr als 15 Seemeilen.
Die aktuellen Bedingungen, so Melwin Fink, dürften die drei Crews vorne noch eine Weile begleiten: “Die Winde werden noch etwa zwei Tage anhalten, immer so mit gut 20 bis 25 Knoten Reaching, teilweise auch mal über 20 oder unter 20 Knoten, also etwas unbeständig. Aber wir kommen sehr gut voran.”
Wir sind ganz schön am Brettern. Es ist gerade nicht ganz so komfortabel.” Melwin Fink
Fink beschrieb die Bedingungen auch als “etwas eintönig”. Mit dem Kommentar “Tagein, tagaus – so sieht es hier aus” veröffentlichte das Team Next Generation Boating Around the World am Sonntagnachmittag diesen Clip. Die Crew hofft mit Blick auf die Prognosen, das Kap der Guten Hoffnung in den kommenden zwölf bis 13 Tagen erreichen zu können. Etwas weniger als 3000 Seemeilen lagen bis zum ersten der drei großen Kaps am Mittag des 12. Oktober noch voraus. Die mit der Kap-Passage verknüpfte Vorstellung, sagt Fink: “Sobald wir bei Kap abbiegen, geht es dann ja ganz schnell.”
Die führenden beiden Boote, so seine Einschätzung, “fahren im Westen vermutlich unter Code Zero, was wir nicht machen”. Fink ergänzte: “Wir fahren ein bisschen spitzer als die. Warum die das machen, wissen wir nicht genau. Wahrscheinlich erhoffen sie sich dadurch, schneller in den neuen Wind zu kommen, der uns dann über den Atlantik bringt. Wir gehen da jetzt aber nicht mit, bleiben hier im Osten und pokern darauf, dass wir dadurch unseren Vorteil gewinnen. Das wird auf jeden Fall spannend!”
Der Crew selbst, berichte Fink, gehe es gut. “Es ist nur mit viel Gepolter sehr anstrengend und ungemütlich”, erklärte der jüngste Teilnehmer der zweiten Globe40-Auflage. Und auch dies: “Es wird langsam kühler, ist zwar immer noch warm, aber nicht mehr so wie am Äquator. Wir geben weiter Gas!”
Auch Amélie Grassi hatte von “Crédit Mutuel” am Vortag berichtet: “Wir haben die erste Ölzeug-Nacht hinter uns. Nicht, dass es sehr kalt ist. Aber es wird ein bisschen nass. Dabei sind wir immer Kopf an Kopf mit den Belgiern.” Auf Kurs Süd erzählte Amélie Grassi auch von Arbeiten am Boot: “Ich finde, Ian und ich geben ein gutes Handwerkerduo ab. Es läuft reibungslos, wir finden immer saubere Lösungen. Wir überprüfen weiter das Boot, damit es genauso fit und bereit ist, den Süden anzugreifen wie wir – die kraftvollste Phase dieser Etappe.”
Dafür stärken sich alle Crews. Wie das kulinarisch laufen kann, demonstrierten Melwin Fink und Lennart Burke mit einem detailreichen Koch- und Mode-Clip hier. Dazu ertönt mit “Funiculì, Funicolà”. Das Stück wurde 1980 zur Eröffnung der Standseilbahn auf den Vesuv geschrieben. Der italienische Klassiker lief zur zelebrierten Anbord-Produktion von Spaghetti Carbonara à la Fink.
Die Verfolger der drei vorne liegenden Scow-Boote tun indessen ihr Möglichstes, um dranzubleiben. Inzwischen hat die viertplatzierte “Banco Brasil” aber bereits gut 470 Seemeilen Rückstand auf die führenden Belgier angesammelt. Mit 513 und 580 Seemeilen Rückstand folgen “Free Dom” und “Wilson Around the World” mit der Österreicherin Lisa Berge und ihrem britischen Co-Piloten Jade Edwards-Leaney. 733 Seemeilen liegen Melodie Schaffer und Julia Virat auf “Whiskey Jack” zurück. Hier geht es zum Tracking, bei dem die Positionsaktualisierungen alle vier Stunden erfolgen.