Globe40Auf Kurs La Réunion – die Sorge um den Mast bleibt

Tatjana Pokorny

 · 07.12.2025

Während die Globe40-Flotte jenseits des 40. Breitengrads Süd dem Etappenhafen Sydney entgegensegelt, kämpfen Lennart Burke und Melwin Fink um die schnellstmögliche Rückkehr nach La Réunion, wo sie ihr Boot reparieren wollen.
Foto: Globe40/Virtual Regatta
Eine Woche liegen Bumerang- und Wantbruch an Bord der Class40 von Lennart Burke und Melwin Fink im Indischen Ozean zurück. Und immer noch acht Tage haben sie auf dem unfreiwilligen Rückweg nach La Réunion unter Schutzbeseglung für den lädierten Mast zu meistern. Als “sehr, sehr zäh” beschrieb das Duo den aktuellen Weg, dankte gleichzeitig für viel moralische Unterstützung von außen.

Acht Tage bis zum Unfallort und voraussichtlich 14 Tage zurück. Diese beiden zeitlichen Abschnitte zeigen, wie hart der Bumerang- und Wantbruch am 30. November Lennart Burke und Melwin Fink im Globe40 getroffen hat. Weil ihr beschädigtes Rigg auf See irreparabel ist, ware die beiden Co-Skipper aus Hamburg genötigt, die laufende dritte Etappe offiziell aufzugeben. Seit einer Woche befinden sie sich auf dem schweren Rückweg in den Etappenhafen von La Réunion.

Globe40: die Herausforderungen nach dem Tiefschlag

Gehandicapt durch die notwendige Rücksicht auf den Mast und die damit verbundene langsame Fahrt von durchschnittlich etwa vier bis fünf Knoten, kommt das Team Next Generation Boating bei der ersten Weltumseglung im Schongang nur sehr langsam voran. “Wir halten durch, aber es ist sehr, sehr zäh”, beschrieb Lennart Burke am 2. Advent sieben Tage nach dem Unglück die aktuelle Herausforderung nach dem Tiefschlag.

“Das einzige, was jetzt gerade noch wichtig ist: dass unser Mästchen oben bleibt. Ganz ruhig schlafen können wir mit dem Rigg noch nicht, weil sich auch die Saling tatsächlich ein bisschen verschoben hat. Sie wird nur noch durch die Oberwante und Lashings da oben rangedrückt, die wir zur Fixierung gemacht haben. Aber ich glaube nicht, dass die Lashings halten würden, wenn die Saling verrutscht. Da ist so viel Druck auf den Wanten. Es ist schwer zu sagen“, sinnierte Melwin Fink am Sonntagabend.

Die Crew ging zuletzt von einer Ankunft im Hafen von La Réunion zwischen dem 13. und dem 14. Dezember aus. Eine gute Nachricht aber hatte Melwin Fink auch: “Wenn alles nach Plan läuft, empfangen wir unsere Ersatzteile am 17. Dezember. Ganz sicher ist das noch nicht, auch wenn es so bestätigt wurde. Dann ist es der Plan, das Boot nach Chile oder nach Brasilien zu bringen. Genau wissen wir es noch nicht. Unser Traum ist es natürlich, nach Chile zu segeln. Oder auf irgendwelchen Wegen dahin zu kommen. Da gibt es ein paar Möglichkeiten…”

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Wir müssen ausloten, was für uns möglich ist. Und was wirklich sinnvoll und realistisch ist.” Melwin Fink

Der Zeitrahmen, auf den Lennart Burke und Melwin Fink je nach ihren Möglichkeiten nach erfolgter Reparatur zu reagieren haben, ist dieser: Die vierte von sechs Etappen im Globe40 wird die verbliebenden sieben Zweihand-Crews ab 1. Januar ohne das deutsche Team von Sydney nach Valparaiso führen. Im chilenischen Etappenhafen wird die Flotte der Class40-Weltumseglung Ende Januar erwartet. Der Startschuss zum fünften Abschnitt nach Recife fällt am 18. Februar. Im brasilianischen Etappenhafen wird das Feld Mitte März erwartet.

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Erst komplexe Reparatur, dann Rückkehr ins Rennen

Von dort geht es dann am 29. März über rund zweieinhalb Wochen zurück in den Start- und Zielhafen Lorient, wo das Rennen am 4. September dieses Jahres mit dem Prolog begonnen hatte. Der absolute Notfallplan wäre es für das Team Next Generation Boating Around the World laut Fink, nach Brasilien zu segeln. Generell aber sei es zunächst der Plan, “das Boot anständig zu reparieren, den Mast anständig zu kontrollieren”. Ein einfaches Kinderspiel wird es nicht werden.

Melwin Fink erklärt: “Es ist ja jetzt nicht nur der Tausch der Teile. Die Saling wird auch beschädigt sein. Nach der langen Zeit müssen wir sicher sein, dass nicht auch der Mast eine Beschädigung hat. Die Wante muss ausgetauscht werden. Entweder brauchen wir noch mehr Teile aus Europa, oder wir müssen in Kapstadt noch Sachen an Bord nehmen. Zum Beispiel wird das Rod nicht auf La Réunion gepresst werden können. Das ist schon ziemlich sicher. Da ist die Frage, ob wir es kommen lassen oder auf der Überführung in Kapstadt anhalten und es dort tauschen.”

Die Kette der durch den Bruch im Globe40 ausgelösten Fragen und Herausforderungen reißt für Lennart Burke und Melwin Fink nicht ab. Und jedes Mal wieder gilt bei der Suche nach den besten Antworten die Devise: Was ist am sinnvollsten, was an realistischsten? Bei allem wiegt auch der Materialschaden für das junge Team schwer, das ohnehin mit knappem Budget in die Weltumseglung gestartet war. Die Kosten werden voraussichtlich zwischen 4000 und 10.000 Euro liegen. Mit weiteren 10.000 bis 15.000 Euro dürften notwendige Flüge, Umbuchungen und andere logistische Notwendigkeiten das Teamkonto belasten.

Viel Aufmunterung von außen für das deutsche Duo

Der geplante Australien-Aufenthalt über Weihnachten ist gestrichen. “Das ist für alle ganz schön doof, hat uns ganz schön aus der Bahn geworfen. Aber das ist leider Teil dieses technischen Sports. Wir hätten niemals gedacht, dass es uns trifft, weil wir echt immer gut auf unser Boot aufgepasst haben. Aber so, wie es aussieht, ist auch etwas kaputtgegangen, was man nicht hätte steuern können”, sagt Melwin Fink.

Was die Crew beschäftigt, ist der auf den ersten Blick grundlos erfolgte Bruch. Melwin Fink sagt: “In Lee war die Salingsaufhängung nicht mal unter Last in dem Moment, in dem wir da gesegelt sind. Wir hatten so 25 Knoten Wind, in Böen vielleicht 30. Aber egal, es war in Lee. Wir hatten unseren Mast vor der Regatta gerserviced, alles kontrolliert. Entweder gab es da irgendwelche Haarrisse oder da war schon irgend etwas, das man nicht hätte sehen können”, sagte Melwin Fink.

Wir sind auf jeden Fall erschüttert. Aber that’s life. Wir müssen jetzt das Beste daraus machen und gute Lösungen finden.” Melwin Fink

Lennart Burke und Melwin Fink geht es den Umständen entsprechend gut. Der Moral tat gut, dass es von außen viel Aufmunterung für die jüngste Crew im Globe40 gab. “Es ist unglaublich, was ihr alles kommuniziert habt, wie sehr ihr an uns glaubt, wie sehr ihr hinter uns steht. Das hat uns wirklich total beeindruckt und motiviert uns extrem, weiterzumachen und Gas zu geben”, sagte Lennart Burke an diesem 7. Dezember. Die beiden Segler haben inzwischen den Blick nach vorne gerichtet.

Glück im Unglück: der Mast steht weiter

Melwin Fink sagte: “Eine Woche nach dem Unfall blicken wir positiv zurück und freuen uns erstmal, dass unser Mast noch steht. Und, dass wir so gut wieder aus der Situation rausgekommen sind. Wir hatten ja ordentlich Wind, als das passiert ist. Wir konnten unsere Segel vernünftig bergen. Wir konnten gut aus dem Süden raussegeln, sind jetzt in ziemlich sicheren Gewässern, wo nicht mehr so viel passiert außer Gewitter. Wir sind happy, dass nichts Schlimmeres passiert ist und müssen das so sehen.”

“Anfangs”, so Melwin Fink, “dachten wir, dass nur die Wante rausgefallen ist. Da hatten wir uns schon Lösungen ausgedacht und auch mit Riggern an Land gesprochen, wie wir das reparieren können. Wir hatten einen guten Plan, das ganze mit Lashings und Dynema zu reparieren. Aber wir haben uns natürlich auch die ganze Zeit gefragt, wie es sein kann, dass die Wante da einfach rausfällt.”

Die Segler hatten an Korrosion oder einen kleineren Bruch gedacht. “Dann sind wir nach vorne und haben gedacht, dass das nicht möglich ist. Dass es nicht sein kann, dass das einfach rausfällt. Dann haben wir gesehen, das die Salingsaufhängung komplett durchgebrochen ist. Da war uns klar, dass es nicht mehr so lustig ist und wir einen nächsten Plan brauchen.”

Zeitpunkt für den Wiedereinstieg ins Globe40 noch offen

Die erste Hoffnung sei gewesen, dass das Team trotzdem weiter nach Australien segeln kann und es nach “anständiger Reparatur” dort wieder pünktlich ins Rennen schafft. “Aber egal, wie wir es gedreht und gewendet haben: Es wäre sich zeitlich nicht ausgegangen. Wir hätten mit 2000 Seemeilen eine deutlich längere Überführung gehabt als mit 1400. Wir hätten pünktlich überführen und pünktlich die Teile kriegen müssen. Egal, wie wir es uns schöngerechnet gerechnet hätten: Wir wären nicht pünktlich zum Start gekommen”, erklärt Melwin Fink das Dilemma der letzten Woche.

Und weiter: “Auch die 48 Stunden Startzeit hätten wir nicht hinbekommen. Alles hätte bedeutet, dass wir mit einem nicht überholten Boot in die Pazifiketappe gestartet wären. Was in keinster Weise zu verantworten gewesen wäre: Zwei Ozeane mit einem nicht überholten Boot zu überqueren.” Auf technischer Ebene hat sich das Team nach der harten Entscheidung für die Rückkehr nach La Réunion vor allem mit Riggern darüber ausgetauscht, was dem angeschlagenen Boot nun noch zumutbar ist, wie alles zu sichern ist. Das sei nicht ihr Spezialgebiet, doch hätten sich auch andere nicht wirklich festlegen wollen, was noch geht – und was nicht.

“So standen wir am Ende wieder alleine da, mussten selber entscheiden, was wir machen”, sagte Melwin Fink an diesem Globe40-Sonntag. Die Crew habe viel miteinander und auch mit ihrem Team diskutiert, alle Fakten auf den Tisch gepackt und gemeinsam eine Entscheidung getroffen, wo die deutscheClass40 zur Reparatur hinsegelt und wie es dann weitergehen könnte. Teil eins der Entscheidung ist bekannt, Teil zwei vorerst offen.

Spitzenduell auf Kurs Sydney: “Crédit Mutuel” führt

Zeit, aus der unglücklichen Ferne den Rennverlauf der Konkurrenz zu beobachten, haben Lennart Burke und Melwin Fink gerade mehr, als ihnen lieb ist. “Die kämpfen da vorne an der Spitze ordentlich miteinander. Die werden wahrscheinlich zur ähnlichen Zeit ankommen wie wir in La Réunion. Die sind ordentlich gebrettert, haben krasse Etmale gefahren. Wir sind ganz neidisch, dass wir daran nicht teilhaben konnten. Aber so ist das.”

Auf Etappe drei führte am Sonntagabend bei gut 1000 Seemeilen bis in den Etappenhafen Sydney “Crédit Mutuel” mit rund 75 Seemeilen Vorsprung vor Team Belgium Ocean Racing – Curium. Hier geht es zum Globe40-Tracker und allen Platzierungen.

Lennart Burke und Melwin Fink haben derweil zwangsweise andere Prioritäten. Melwin Fink sagte: “Für uns bleibt wichtig, nicht den Spirit zu verlieren. Für uns ist das Rennen auf keinen Fall vorbei. Das steht ganz, ganz weit oben auf der Liste. Wir wollen mit dem bestmöglichen Szenario wieder ins Rennen einsteigen und es auf jeden Fall beenden. Für die ganze Runde um die Welt hat es dann nicht gereicht, aber wichtig ist für uns, das zu Ende zu bringen und gute Lösungen zu finden. Dann haben wir für uns viel erreicht und das Bestmögliche aus der Situation gemacht.”

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