Nach 130 Tagen auf See ist auch die Zweitplatzierte der Global Solo Challenge und erste Class 40 wieder an Land. US-Seglerin Cole Brauer und ihre “First Light” erreichten das spanische A Coruña in den frühen Morgenstunden am heutigen Donnerstag. Empfangen wurde die jüngste Teilnehmerin und einzige Frau im Starterfeld von zahlreichen Fans, den Instagram-Livestream verfolgten Tausende Daheimgebliebene.
Schon während des Rennens hatte sich gezeigt: Diese nur 1,55 m große Frau ist ein Riesengewinn für die Segelwelt. Bei den Trials für das Ocean Race wurde die ehrgeizige Brauer noch als zu klein befunden und wieder nach Hause geschickt. Ein harter und tränenreicher Knockdown für die Amerikanerin. Doch sie berappelt sich und nutzt die erste Auflage der Global Solo Challenge, um es sich selbst und allen anderen zu zeigen. Dabei nutzt sie das Medium Instagram wie kein anderer Segler je zuvor. Mit authentischen Videos holt sie nicht nur Segelfans ins Boot, sondern auch unzählige Menschen, die sich bis dato noch nie mit Segeln befasst hatten.
Für mich ist Cole ist eine Influencerin. Eine Kardashian. Ihr kann es egal sein, was amerikanische Segler denken” (Marcus Hutchinson, Top-Teammanager für Hochsee-Regatten)
Brauers Erfolgsrezept: Anstatt beständig die beinharte Heldin in Profi-Offshore-Klamotte zu präsentieren, zeigt sie sich auch mal mit dem trostspendenden Plüschteddy, bei der Maniküre, oder beim Ausrasten zu Rockmusik. Man schaut ihr einfach gern zu und genießt es, an ihrem Rennen teilzuhaben. Brauer feiert das Segeln, und alle feiern mit. Dass der Ritt um die großen Kaps naturgemäß auch mit Qualen verbunden ist, zeigt ein Video, in dem Brauer mit voller Wucht quer durch das Boot geworfen wird. Eine unerwartete Welle hatte sich auf die Class 40 gestürzt und der Solo-Skipperin dabei schwere Rippenprellungen zugefügt. Ihre mahnenden Worte im Nachgang: “Niemals den Respekt vor dem Ozean verlieren!”
Cole steht für die nächste Generation der Segler. Sie erzählen ihre Geschichte auf eine andere Weise – und es funktioniert” (Dee Caffari, Offshore-Ikone und Brauers Mentorin)
Einer erfolgreichen Profi-Karriere scheint nun nichts mehr im Wege zu stehen. Der Marktwert ihrer Fangemeinde auf Social Media ist gigantisch. Sponsoren werden Schlange stehen, um an ihrer Popularität teilzuhaben. Zum Vergleich: Der Brite und Marketing-Stuntman Alex Thomson hat 140.000 Follower, und “Unser Boris” Herrmann, dessen Wollpulli auf der letzten Vendée Globe Kultstatus erreichte, liegt bei 116.000 Followern. Beide haben sich die Anhängerschaft zudem über Jahre aufgebaut. Man darf gespannt sein, was die Zukunft für den neuen Segel-Rockstar noch bringen wird.
Genau wie bei der Vendée Globe oder dem Golden Globe Race verläuft die Route nonstop um die drei großen Kaps. Bei diesem neuen Rennformat wurden die teilnehmenden Boote nach ihren Leistungsmerkmalen gruppiert und entsprechend zeitversetzt ins Rennen geschickt. Ende August 2023 ging es los. Einmal auf See, gibt es keine Klassenunterschiede mehr – ob klein oder groß, das erste Boot, dass die Ziellinie überquert, gewinnt auch. Start- und Zielhafen ist das spanische A Coruña. Am 24. Februar sicherte sich der Franzose Philippe Delamare nach 147 Tagen den ersten Platz. Neun von 16 Booten mussten das Rennen bereits vorzeitig beenden.