Global Solo Challenge70-Jähriger vollendet bemerkenswerte Weltumsegelung

Kristina Müller

 · 08.07.2024

Louis Robein lässt den Korken knallen
Foto: globalsolochallenge ;
Ein besonderes Rennen hat ein denkwürdiges Ende gefunden. Als letzter Segler hat der Franzose Louis Robein am Nachmittag des 3. Juli A Coruña in Nordspanien erreicht und die Welt damit umsegelt. Allerdings nicht nonstop, wie es die Regularien der Global Solo Challenge eigentlich vorsahen, sondern mit mehreren abenteuerlichen Zwischenstopps auf verschiedenen Kontinenten. Probleme an Bord und die folgenden Reparaturen hatten das erfordert

Dafür blickt der 70-Jährige nun stolz auf das Finish im kleinsten Boot der Flotte zurück. Er segelte die X-37 „Le Souffle de la Mer III“, mit der er 277 Tage und 5 Stunden für die Einhand-Weltumsegelung benötigte. Gesamtsieger wurde sein Landsmann Philippe Delamare nach 160 Tagen auf See. Als Zweite kam nach 162 Tagen die US-Amerikanerin Cole Brauer an, die während ihrer Runde um die Welt täglich sehr erfolgreich auf Instagram von ihrer Solo-Tour berichtete.

Louis Robein beendete das Rennen als Siebter von insgesamt 16 Startern, die alle zu unterschiedlichen Terminen ins Rennen gegangen waren – die kleinsten Boote zuerst, die größeren danach. Robein war demnach der Erste gewesen. Neun Segler hatten unterwegs allerdings nach folgenschweren Havarien aufgeben müssen. So segelte der Finne Ari Känsäkoski unter Notrigg aus eigener Kraft Hunderte Seemeilen über den Indischen Ozean zurück nach Südafrika.

Wie viele weitere Skipper der Global Solo Challenge stemmte auch Louis Robein die Teilnahme an der Regatta aus eigenen Mitteln – in diesem Fall seiner Rente. Mit Einfallsreichtum und Geduld reagierte er auf die vielen Rückschläge unterwegs.

Zunächst brach seine Steuersäule, die er wieder festlaminieren musste. Auch die Befestigung seines Hydrogenerators sowie der Autopilot bereiteten ihm Probleme, die er jedoch lösen konnte – und denen meist mit Humor begegnete: Nach Auskunft des Veranstalters hatte Robein acht Flaschen französischen Spitzenwein an Bord und feierte jeden Erfolg und jedes Etappenziel mit einer davon.

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Besonders hart traf es Boot und die Elektrik an Bord im Indischen Ozean, sodass Robein einen Zwischenstopp in Hobart auf Tasmanien zwecks Reparatur einlegte. Von dort musste er vor der zweiten Februarwoche wieder starten, um nicht disqualifiziert zu werden. Den Skippern war ein Neustart nach einem Zwischenstopp nur gestattet, wenn sie sich dann noch in einer Position befanden, von der aus sie Kap Hoorn realistischerweise noch bis zum Ende des australischen Sommers erreichen konnten und nicht im Herbst durch die hohen südlichen Breiten segeln mussten.

Viele von Robeins Mitstreitern hatten ebenfalls mit technischen Problemen oder Schlimmerem zu kämpfen, schafften es jedoch nicht ins Ziel und waren auf externe Hilfe oder gar Bergung angewiesen. Vor dem Hintergrund ist die Leistung des rüstigen Franzosen umso bemerkenswerter.

Von Hobart aus konnte er am 9. Februar Richtung Kap Hoorn aufbrechen. Die Reparaturen am Boot waren möglich gewesen, da Freunde eine Spendenaktion organisiert hatten. Zunächst funktionierte alles, dann versagte jedoch der Autopilot.

Dennoch gelang Louis Robein die Überquerung des Südpazifiks und die Umrundung von Kap Hoorn am 5. April. Dann steuerte er Ushuaia an, um sich auszuruhen und Reparaturen vorzunehmen, und konnte dabei nur knapp einen Mastbruch nach einem Wantenschaden verhindern. Allerdings lief er bei der Ansteuerung auf Grund. Er konnte freigeschleppt und von der argentinischen Marine in den Hafen von Ushuaia gebracht werden.

Erneut sprangen Freunde ein, und eine Spendenaktion konnte die Kosten für das Abschleppen decken. Vom südlichsten Ende Amerikas benötigte der Franzose fast drei weitere Monate bis ins Ziel und loggte etwa 7.000 Seemeilen. Seine Ankunft am 3. Juli markiert das Ende einer bemerkenswerten Premiere der Global Solo Challenge.

Unterdessen hat der Veranstalter bekannt gegeben, dass die Solo-Regatta um die Welt in drei Jahren erneut stattfinden wird. Anmeldungen für die Ausgabe 2027/2028 sind bereits möglich. Laut Nannini haben bereits mehrere Dutzende ernsthafte Kandidaten ihr Interesse bekundet, sechs bereits fest gemeldet.

Auch der deutsche Einhandsegler Philipp Hympendahl will dann dabei sein. Er hatte bereits für das zurückliegende Rennen gemeldet, musste jedoch wegen zu großem Refit-Aufwand seiner Comfortina noch vor dem Start aussteigen. Nun plant er einen zweiten Anlauf mit mehr Vorbereitungszeit. Das Durchhaltevermögen von Louis Robein dürfte dabei für ihn und alle weiteren Aspiranten ein ordentlicher Motivationsschub sein.

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