German Offshore AwardBoris Herrmanns “Malizia” ist die Beste

Tatjana Pokorny

 · 07.03.2025

Mit Platz zwei beim Transat New York Vendée gewann Boris Herrmanns "Malizia – Seaexplorer" die 18. Verleihung des German Offshore Awards.
Foto: NYV2024
Die deutschen Seesegler trafen sich traditionell im imposanten Großen Saal des Hamburger Rathauses, um ihre beste Yacht des Jahres 2024 zu küren. 35 Tage nach seinem Vendée-Globe-Finale gewann Boris Herrmanns “Malizia – Seaexplorer” den German Offshore Award. Nicht die Vendée Globe, sondern eine Transat-Spitzenleistung im vergangenen Jahr gab den Ausschlag.

“Der German Offshore Award ist volljährig”, hielt Hamburgs Staatsrat Christoph Holstein zum Auftakt der Verleihung des German Offshore Awards fest. Zum 18. Mal wurde der Ehrenpreis der Freien und Hansestadt Hamburg verliehen. Das Rennen als beste deutsche Hochseeyacht 2024 machte im prächtigen Rahmen des mit 720 Quadratmetern größten Saals im Hamburger Rathaus Boris Herrmanns “Malizia – Seaexplorer”.

German Offshore Award: “Malizia” vor “Red Bandit”

Mit einem Vorsprung von nur 0.41 Punkten setzte sich die Imoca von Deutschlands bekanntestem Hochseesegler Boris Herrmann ganz knapp gegen Carl-Peter Forsters TP52 “Red Bandit” vom Bayerischen Yacht-Club durch. Die “Rote Banditin” hatte im vergangenen Jahr das Rolex Middle Sea Race gewonnen hatte. Die Formel-basierte Wahl, in deren Rahmen eine Jury Punkte vergibt, ging so eng aus wie nie zuvor.

Der German Offshore Award wird jährlich für die beste deutsche Hochseeyacht bei internationalen Regatten von einer Jury aus Vertretern der großen Hamburger Segelvereine unter Vorsitz des Hamburger Segel-Verbandes vergeben. Die Jury für den German Offshore Award bilden die für das Ressort Seesegeln zuständigen Vorstände von fünf Vereinen: Blankeneser Segel-Club, Hamburger Segel-Club, Norddeutscher Regatta Verein, Segelvereinigung Altona-Oevelgönne und Mühlenberger Segel-Club.

Dreimal schon hatte Boris Herrmann den German Offshore Award in der Vergangenheit gewonnen. Seine Boote hatten die Auszeichnung für die Regattajahre 2009 (”Beluga Racer”/Portimão Global Race), 2018 (”Malizia”/Route du Rhum) und 2021 (”Malizia – Seaexplorer”/Vendée Globe) erhalten. Boris Herrmanns vierter Sieg beim German Offshore Award belohnte nicht seine Leistung als Zwölfter bei der für ihn 35 Tage zuvor zu Ende gegangenen Vendée Globe, sondern den formidablen zweiten Platz hinter Charlie Dalin beim stark besetzten Transat New York Vendée 2024.

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Im Transat New York Vendée geglänzt

„Das Rennen New York-Vendée war ein atemloser Sprint über mehr als 3.000 Seemeilen, bei dem die Yacht ihr ganze Performance ausspielen konnte“, erinnerte Staatsrat Christoph Holstein in seiner Laudatio an die starke Leistung von “Malizia – Seaexplorer” und ihrem Skipper aus Hamburg. Weiter sagte Christoph Holstein: „Boris Herrmann hat in diesem Rennen eindrucksvoll gezeigt, welches Potenzial die Yacht bei optimalen Witterungsbedingungen hat und wie überragend sein Schiff segelt, wenn Mensch und Boot als perfekte Einheit funktionieren.“

Boris Herrmann war mit Malizia-Teammitgliedern in Rathaus seiner Wahlheimatstadt Hamburg gekommen und freute sich über die erneute Auszeichnung. Der sechsmalige Weltumsegler bedankte sich und sagte: “Ich fühle mich sehr geehrt. Ich bin auch etwas überrascht. Denn mit unserer Kategorie sind wir oft nicht an vorderster Stelle in dieser Formel und der Wertung. Also freue ich mich sehr über diesen Preis und bedanke mich bei unserem Team und allen unseren Partnern, die uns unterstützen.”

Neben „Malizia - Seaexplorer“, die nach ihrem Refit vor einer fordernden Regattasaison mit Rennen wie dem Course du Caps, dem Ocean Race Europe am 10. August in Kiel und dem Transat Café D’Or im Herbst steht, und „Red Bandit“, deren Crew bereits intensiv für das Admiral’-Cup-Comeback im Sommer plant, waren weitere erfolgreiche deutsche Regattayachten nominiert.

Eine würdige Siegerin und starke Kandidaten

Zur Wahl standen auch Henri de Bokays Elliot 52 „Rafale“ (Verein Seglerhaus am Wannsee) für den Sieg beim Rund Skagen Race sowie die Neo 430 „Neomind“ von Sascha Schröder (Verein Seglerhaus am Wannsee) für den Sieg in der ORC-Gesamtwertung und den 3. Platz nach IRC beim Aegean 600. Fünfte Kandidatin war die First 31.7 „Lucky Five“ von Leif Petersen (Neustädter Seglerverein) für ihren Sieg bei der Zweihand-Regatta Baltic 500.

Den Life Time Award für sein seglerisches Lebenswerk erhielt Carl Friedrich Schott, in der Segelszene den meisten als „Schotti“ bekannt. Der 78-jährige gilt als Urgestein des German Offshore Award, seit mehr als 15 Jahren ist er der Anker und Grandseigneur der Verleihung. Über Jahrzehnte war der Geehrte international als Wettfahrtleiter im Einsatz, wobei die Olympisches Spiele 1972 in Kiel einen Höhepunkt in seiner Karriere als Wettfahrtoffizieller markierten.

Carl Friedrich Schott setzte sich über viele Jahrzehnte für die internationale Verständigung und Zusammenarbeit führender Yachtclubs ein, engagierte sich vor allem im und für den Royal Ocean Racing Club (RORC). Den Wehring & Wolfes Jugendpreis erhielten beim 18. German Offshore Award Melwin Fink und Lennart Burke. Die beiden jungen Class40-Co-Skipper sind Symbolfiguren der neuen deutschen Offshore-Szene. Sie sind auch bekannt als Hamburgs bekannteste Segel-WG und arbeiten mit dem gemeinsam gegründeten Werftbetrieb Next Generation Boating an einer beständigen Horizonterweiterung.

German Offshore Award: Burke und Fink sind Vorbilder

Selbst erst 23 und 26 Jahre alt, beflügelt das Duo neben den eigenen ehrgeizigen Projekten noch weiteren Nachwuchs: Tom Wehde aus Kiel nimmt unter dem Dach ihres Teams Next Generation Sailing Kurs auf das Mini-Transat 2027. Lennart Burke und Melwin Fink arbeiten erfolgreich mit der Class 40 „Next Generation Boating“ an einer gemeinsamen Offshore Karriere. Mit ihrem vieldimensionalen Einsatz erfüllen Burke und Fink längst die Bitte, die Mona Küppers in ihrem Appell an die Seesegelszene äußerte.

Die DSV-Präsidentin wünscht sich von der Seesegelszene maximaimal viel Engagement für den Nachwuchs. Sie sagte: “Für den Commodore Cup stellt der DSV jedes Jahr eine Yacht mit einer jungen Crew. Ich wünsche mir, dass viele Vereine diesem Beispiel folgen.” Sie appellierte auch an die Eigner und Crews, jungen Seglerinnen und Seglern Chancen zu geben. Ihr Aufruf: “Es braucht eine Kombination aus inspirierenden Geschichten, echten Erlebnissen und einer starken Gemeinschaft, um jungen Menschen den Einstieg in das Seesegeln zu ermöglichen.”

Boris Herrmann forderte gleichzeitig den ehrgeizigen Nachwuchs indirekt zu mehr Initiative auf. Der sechsmalige Weltumsegler sagte mit Blick auf das Ocean Race Europe und die anstehenden Vorstellungen neuer Crew-Mitglieder für Team Malizia: “Leider sind keine anderen Deutschen dabei. Ich hätte mich natürlich gefreut, wenn es noch ein paar deutsche Kandidaturen gegeben hätte. Wir haben immer mal eine Initiativbewerbung für das Team, da mitzumachen. Aber ich muss sagen: keine einzige aus Deutschland. Und das ist eigentlich schade.”

Leistungssport Seesegeln: Verjüngung erwünscht

Er habe, so Boris Herrmann, im vergangenen Jahr sogar aktiv versucht, “die eine oder andere deutsche Seglerin oder Segler bei anderen Teams einzuspleißen, aber das hat bisher noch nicht gefruchtet”. Sein Zwischenfazit: “Also müssen wir uns hier noch ein bisschen verjüngen und ein bisschen die Werbetrommel weiter rühren.” Mit Melwin Fink und Lennart Burke, so Herrmann, habe man aber “zwei starke Aspiranten, die in diese Richtung super erfolgreich sind”.

REPLAY! Der Rückblick auf das Transat New York Vendée 2024. Mit Platz zwei hat Boris Herrmanns “Malizia – Seaexplorer” den German Offshore Award gewonnen:

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