Die traditionsreiche Segelregatta auf dem Genfer See, der Bol d’Or, endete mit einem überraschenden Triumph für das Team Realteam Spirit unter Skipper Jérôme Clerc. Nach 15 Stunden, 26 Minuten und 5 Sekunden überquerte die Crew als erste die Ziellinie und sicherte sich damit den Gesamtsieg. Das für Leichtwindbedingungen optimierte Boot setzte sich knapp gegen die Konkurrenz durch. Sails of Change 8 mit Skipper Yann Guichard folgte mit einem Rückstand von 4 Minuten und 2 Sekunden auf dem zweiten Platz, während Zen Too unter Guy de Picciotto mit 12 Minuten und 7 Sekunden Rückstand den dritten Platz belegte.
Vor einigen Jahren ging es bei dem Schweizer Klassiker weniger beschaulich zu:
Neben dem Hauptevent sorgte der Kampf um den Bol de Vermeil, die Trophäe für das schnellste Einrumpfboot, für besondere Spannung. In einem Familienduell setzte sich Gauvain Ramseier mit seinem Team auf der Libera Carondimonio gegen seinen Vater Thomas Jundt auf der innovativen QFX durch. Die Leistung der jungen Siegercrew ist umso bemerkenswerter, als sie das Boot erst im Vorjahr günstig ersteigert hatten.
In der Klasse der TF35 sicherte sich das Team X-Wing den Bol de Carbone für das schnellste Boot mit Foils. Die Crew um Skipper Marco Favale, der erst seit 2012 in der Schweiz lebt, setzte sich gegen erfahrene Teams durch und erreichte den zehnten Platz im Gesamtklassement. Bei den kleineren M2-Katamaranen zeigte sich erneut die Konkurrenzfähigkeit dieser Bootsklasse. Swiss Medical Network unter Skipper Didier Pfister erreichte einen beeindruckenden 5. Platz in der Gesamtwertung.
In der mit 100 Booten am stärksten besetzten Klasse der Surprise-Yachten setzte sich das Team Fou du Vent unter Skipper Benoît Deutsch durch. Die Leistungsdichte in dieser Klasse zeigte sich auch am zweiten Platz des französischen Spitzenseglers Achille Nebout, der unter anderem Siege bei Québec-St-Malo und Podiumsplätze bei der Transat Jacques Vabre vorweisen kann.
Ein unerwarteter Wetterumschwung sorgte für ein dramatisches Ende der Regatta. Nur 20 Minuten vor Schließung der Ziellinie fegte ein heftiger Sturm über den See und zwang einige der letzten Teilnehmer zur Aufgabe. Nach 27 Stunden auf dem Wasser mussten diese Crews nur wenige hundert Meter vor dem Ziel aufgeben - ein bitteres Ende für die betroffenen Segler, die so lange durchgehalten hatten.
Yann Petremand, Präsident des Organisationskomitees, zog ein positives Fazit der 86. Ausgabe des Bol d'Or du Léman. Er betonte die Rückkehr zu den Wurzeln der Veranstaltung als großes Seefest und Feier der besten Segler und schönsten Boote des Genfer Sees. Trotz der leichten Winde sei die Regatta sportlich sehr anspruchsvoll und für Teilnehmer wie Zuschauer gleichermaßen spannend gewesen. Petremand hob auch das gelungene Rahmenprogramm an Land hervor und dankte allen Beteiligten, insbesondere den Freiwilligen und dem Personal der Société Nautique de Genève, für ihren Einsatz.
Der Bol d'Or du Léman, erstmals 1939 ausgetragen, hat sich zu einer der bedeutendsten Binnensee-Regatten Europas entwickelt. Das Rennen führt über eine Distanz von 66 Seemeilen (123 Kilometer) von Genf nach Le Bouveret und zurück. Sie zieht jährlich hunderte Teilnehmer aus der ganzen Welt an und gilt als Höhepunkt des Segelsports auf dem Genfer See.
Die Herausforderung liegt nicht nur in der Länge der Strecke, sondern auch in den oft unberechenbaren Wetterbedingungen. Der Bol d'Or spricht Segelprofis und Amateure gleichermaßen an - ein Sportevent mit Festivalcharakter.