Tatjana Pokorny
· 27.06.2022
Das Rund-Dänemark-Rennen hat wieder gezeigt, dass es mit seinen multiplen Herausforderungen zu den großen Segel-Abenteuern Nordeuropas zählt
Am vergangenen Wochenende ging das Garmin Round Denmark Race Inshore & Offshore von und nach Aarhus zu Ende. Es hat sich einmal mehr als eines der fordernsten Rennen Nordeuropas erwiesen. Erneut hat das Segel-Abenteuer vor allem die Ausdauer und die Allround-Qualitäten seiner Teilnehmer inklusive Reparatur-Fähigkeiten auf See getestet. Veranstaltet von Morten Brandts Unternehmen Shorthand ECM in Kooperation mit Sailing Aarhus und dem Aarhus International Sailing Center, bietet das Garmin Round Denmark jenen Seglern eine attraktive Bühne, die anspruchsvolle Langstrecken mögen. Wer hier ins Ziel kommt, hat viel geleistet. Wer mit Siegambitionen loslegt, kann nicht ohne einen guten Plan und das entsprechende Set-up starten.
Sowohl auf dem Inshore- als auch auf dem Offshore-Kurs wurden die Teilnehmer im Sommerrennen in dänischen, deutschen und schwedischen Gewässern auf Distanzen geschickt, die ganz andere Vorbereitungen und eine ganz andere Routine erfordern, als es Kurzstrecken tun. Die offiziellen Längen auf den beiden Kursen betragen 640 Seemeilen für die Inshore-Variante und 760 Seemeilen für die Offshore-Runde. Real sind es jeweils noch reichlich Meilen mehr. Zum Vergleich und zur besseren Vorstellung: Die Distanzen entsprechen Törns vom Offshore-Starthafen Esbjerg nach Brest (640 Seemeilen) oder nach Lorient (760 Seemeilen). Unvergesslich bleiben den Teilnehmern auch dieses Mal die kurzen, magischen Juni-Nächte, die das Rennen besonders machen.
Zu den bemekenswertesten Momenten der diesjährigen Auflage zählte der Augenblick, in dem Esben Pilegaard nach fast neun Tagen auf See über die Ziellinie surfte. Er hatte den Offshore-Kurs auf seiner X79 "Relax" einhand absolviert. Sein Fazit: "Es war eine unglaubliche Erfahrung mit vielen Höhen und Tiefen, aber auch mit vielen Widrigkeiten. Ich habe drei Autopiloten, die alle ausgefallen sind. Also habe ich den ganzen Weg von Bornholm über manuell gesteuert, aber irgendwann wurde auch das zur Routine. Widrigkeiten kann man überwinden. Das habe ich gelernt."
Unvergesslich bleibt auch die Szene, in der die Zweihandsegler nach 600 Seemeilen einen Neustart zwischen den beiden Brücken über den Kleinen Belt serviert bekamen. Richard van Leeween von der niederländischen Hod 35 "ExtraHod", die als drittes Zweihand-Boot ins Ziel kam, sagte: "Es ist so anspruchsvoll, in Dänemark zu segeln. Das Wetter und der Wind ändern sich die ganze Zeit. Man muss ein guter Navigator und Meteorologe sein. Und dann muss man natürlich auch Ausdauer haben."
Für beängstigende Schlagzeilen hat in diesem Jahr JPK-10.30-Skipper Anders Johansen gesorgt, der mit dem Bugspriet seiner "Beluga" einen großen Stahlkutter traf, während er selbst sich auf der Toilette befand. Nach dem Rennen sagte er: "Ich war erschüttert und bin es immer noch. Ich betrachte es als Glück, dass dem Boot nichts passiert ist und dass ich noch lebe." Johansen kam schließlich gut sieben Stunden nach der schwedischen XP-44 "Xar" ins Ziel, die den Offshore-Kurs im Einhandmodus in 4 Tagen, 16 Stunden und 28 Sekunden schaffte.
Eine Erwähnung verdienen auch Jens Thuesens erste 24 Stunden auf dem Offshore-Kurs. Hier absolvierte er mit Jens Quorning und Tor Belkov auf dem Dragonfly-40c-Trimaran "Flying Dragon" 284,3 Seemeilen mit einem Durchschnitt von 11,8 Knoten. Seine Bilanz fiel entsprechend begeistert aus: "Das Garmin Round Denmark Race ist ein großartiges Rennen. Ich denke, das können viele nach dieser Woche sehen. Für uns war es sogar noch erstaunlicher, den Trimaran auf die Nordsee zu bekommen und zu spüren, was er hier draußen leisten kann."
Schnellste Zweihand-Crew auf dem Inshore-Kurs waren nach dem flauen Vorjahr in diesem Sommer Andreas Willim und Tom Gosch auf der JPK 38 "Belle". Direkt nach dem Rennen hatte Tom Gosch in einem ersten Blitzinterview gesagt: "Wir hatten einigen Ärger auf dem Kurs, konnten aber alles reparieren." Dabei dürfte es mehr als hilfreich gewesen sein, dass Gosch in der Segelszene nicht nur als erfolgreicher Segler, sondern auch als Elektromeister gut bekannt ist. Andreas Willim erzählte weiter: "Zwei Nächte vor dem Ziedurchgang haben wir unseren Autopiloten verloren. Der hatte plötzlich angefangen, Kreise zu drehen. Also mussten wir das checken und reparieren. Die Reparatur hat uns mehr als 30 Stunden gekostet, aber schließlich haben wir es gefixt." Auf die Frage, welche Passagen des Rennens sie besonders genossen hätten, sagte Willim: "Vor allem die langen. Den langen Schlag nach Skagen liebe ich. Gleich, wenn man hier rausgeht und in die erste Nacht startet, kommt dieser lange, raue Abschnitt nach Skagen. Wir hatten starke Winde, und alle Boote lagen eng beeinander. Auch der Abschnitt nach Bornholm, den wir mit kleinem Vorsegel und kleinem Gennaker bestreiten konnten, war schön. Da haben wir viel gewonnen, weil es die Bedingungen sind, die das Boot liebt." Willims Fazit fiel positiv aus: "Wir hätten uns noch ein paar mehr Boote auf dem Kurs gewünscht, haben das Rennen aber sehr genossen. Wir mögen Ausdauer-Regatten wir diese." Martin Görges Familien-Team auf der J 120 "Hunky Dory" segelte in der Inshore-Wertung für Crews auf Platz vier. Insgesamt waren 23 Yachten im Round Denmark Race im Einsatz. Daraus sollen im kommenden Jahr deutlich mehr werden.
In diesem Jahr gab es auf allen Distanzen neue Bestmarken
Inshore/Einhand: Claus Cato, Archambault 35 "Emily", 4 Tage, 15 Stunden, 58 Minuten, 0 Sekunden; Inshore 2Star: Andreas Willim & Tom Gosh, JPK 38 "Belle", 5 Tage, 2 Stunden, 39 Minuten, 40 Sekunden; Inshore/Crew: Henrik Jørgensen, Xp44 "Xbox", 4 Tage, 4 Stunden, 56 Minuten, 33 Sekunden; Offshore/Einhand: Rikard Roth, Xp44 Xar, 4 Tage, 16 Stunden, 0 Minuten, 28 Sekunden; Offshore/Crew: Jens Thuesen, Dragonfly 40c Flying Dragon, 3 Tage, 20 Stunden, 14 Minuten, 7 Sekunden.