Flying DutchmanWM-Gold für König/Brack – “Das war immer der Traum”

Tatjana Pokorny

 · 14.04.2025

Ob Leichtwind oder Starkwind: König/Brack hatten beim verkürzten WM-Programm die insgesamt besten Antworten parat.
Foto: Yepa
Für deutsche Segler ist es der 13. WM-Titel seit 1956 im ehemals olympischen Flying Dutchman: Kilian König und Johannes Brack haben die FD-Welttitelkämpfe in Spanien gewonnen. Zum starken Ergebnis deutscher Segler trugen auch Kay-Uwe Lüdtke und Kai Schäfers als Vierte bei.

Mit fünf Top-Drei-Platzierungen in sechs WM-Läufen waren Kilian König und Johannes Brack bei der Flying-Dutchman-Weltmeisterschaft im andalusischen Revier von Santa María nicht zu schlagen. Dabei holte die Crew vom Hannoverschen Yacht-Club und vom Segel-Club Edersee auch zwei Tagessiege. Die zweimaligen FD-Weltmeistmeister Kay-Uwe Lüdtke und Kai Schäfers verpassten das Podium als Vierte nur knapp.

Flying Dutchman: der goldene WM-Kurs

Mit nur zehn Punkten auf dem WM-Konto, verwiesen Kilian König und Johannes Brack ihre dieses Mal schärfsten Rivalen Szaboles Majthéni/Andrās Domokos (14 Punkte) aus Ungarn und Nicola und Francesco Vespasiani (Italien, 18 Punkte) auf die Plätze zwei und drei. 60 Boote aus acht Nationen machten das Gipfeltreffen einer traditionsreichen deutschen Paradedisziplin in Andalusien zum Fest.

Die Welttitelkämpfe waren von abwechslungsreichen und teilweise krassen Bedingungen geprägt. Dem Leichtwindauftakt folgten stürmische Winde und einige Ausfälle. “Wir tun uns eigentlich in leichten Bedingungen immer ein bisschen schwer, aber das hat mit einem knappen dritten, fast zweiten Rang und dem ersten Tagessieg gleich super geklappt”, blickt Steuermann Kilian König auf den goldenen WM-Kurs zurück.”

Bewertung

Und der beinhaltete auch einen Härtetest, wie Kilian König berichtet: “Danach war leider zu viel Wind, Levante. Der kam über Marokko und Tarifa mit teilweise 45 Knoten Wind hoch. Und das auf dem Atlantik…” Nach mehrtägigem Warten entschloss sich die Wettfahrtleitung, ein Starkwindrennen auszutragen. “Da ging es am Ende hoch bis auf sechs Beaufort”, erinnert sich der neue Weltmeister. Das Rennen begann mit 32, 33 Knoten Wind, der sich im Verlauf der Wettfahrt weiter steigerte.

Mit gebrochenem Trapez zum Rennsieg

Segelmacher Kilian König erzählt: “Bei uns ist am Ende das Trapez gebrochen. Wir hatten zum Glück einen so großen Vorsprung, dass wir den Rennsieg ins Ziel bringen konnten. Aber es mussten einige erfahren, dass man mit einem sechs Meter langen Boot auch kentern kann.”

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Für ihren Traum vom WM-Titel hat die Crew “viel investiert”, wie Kilian König erzählt. Der neue Weltmeister-FD, für dessen Rumpfform und Planung Karsten Keil (Planatech FD) und den Bau die Bootswerft Martin Herbst erfolgreich gearbeitet haben, schlug sich mit den eigenen Segeln von König Sails in Waldeck glänzend. “Die beiden haben uns ein Dreivierteljahr begleitet. Wir sind ihnen sehr dankbar.”

Klar ist die Bootsbehrrschung sehr wichtig. Aber du musst auch mental stark sein.” Kilian König

“Es war immer ein Traum, diesen WM-Titel einmal zu gewinnen. Ich kann gar nicht fassen, dass wir das geschafft haben”, sagt der 43 Jahre alte Kilian König, dessen Gold-Vorschoter zwei Jahre jünger ist und abseits vom Regattasport als kaufmännischer Direktor im Klinikum in Kassel arbeitet.

Freundschaft als Siegfaktor

Als größte Stärke seiner Crew bezeichnet der Steuermann die freundschaftliche Verbundenheit: “Wir kennen uns auch als Freunde schon so lange. Ich bin mehr der Gefühlstyp, der aus dem Hintern raus agiert, Johannes ist total straight, kennt Plus und Minus. Das ergänzt sich gut, ist einfach super. Man versteht sich blind.” Hier zeigen die WM-Ergebnisse das Ergebnis der Verbundenheit in der Crew.

Bei Flying-Dutchman-Weltmeisterschaften hatten deutsche Crews von Beginn an eine führende Rolle gespielt – in olympischen wie auch nicht-olympischen Zeiten. Schon die ersten beiden WM-Auflagen hatten einst 1956 und 1957, erst auf dem Starnberger See und dann vor Rimini, Rolf Mulka und Ingo von Bredow gewonnen. Ilja Wolf und Bernd Klenke siegten 1974 im späteren Olympia-Revier von Weymouth.

1978 war das FD-WM-Podium mit den beiden deutschen Top-Crews ihrer Zeit besetzt: Albert und Rudolf Batzill holten Gold. Jörg und Eckart Diesch gewannen zwei Jahre nach ihrem Olympia-Sieg WM-Silber, sollten bei einer Weltmeisterschaft erst später vergoldet werden. Weitere deutsche FD-Weltmeister waren 1981 erneut die Bazills, ein Jahr später Anton Schwarz und Peter Fröschl und 1984 erneut Albert Batzill – dieses Mal mit Klaus Wende.

König/Brack holten 13. WM-Titel für GER-Crews

1986 holten sich auch die Diesch-Dauerbrenner Jörg und Eckart endlich ihr WM-Gold im FD. 1989 erkämpfte Albert Batzill sein viertes WM-Gold mit seinem dritten Vorschoter Peter Lang. In der nacholympischen Ära des Flying Dutchman gewannen 1996 Ulf Lehmann und Stefan Mädicke die WM in Ungarn. 26 Jahre später siegten Kay-Uwe Lüdtke und Kai Schäfers erst 2022 und noch einmal zwei Jahre später. Jetzt ging der 13. deutsche WM-Titel an Kilian König und Johannes Brack.

1960 hatte der Flying Dutchman den Sharpie erstmals im olympischen Programm ersetzt, blieb bis 1992 bei den Spielen in Barcelona Teil des olympischen Segelprogramms. Neben den Gold-Brüdern Diesch trugen sich Ulli Libor und Peter Naumann mit der Silbermedaille 1968 und Bronze 1972 doppelt erfolgreich in die Liste deutscher Flying-Dutchman-Medaillengewinner bei Olympischen Spielen ein.

Das Ende der olympischen Ära markierte keinesfalls das Ende der Klasse, die auch danach weiter leistungsstark unterwegs war. Kilian König und Johannes Brack haben das nun unter deutscher Flagge einmal mehr unter Beweis gestellt. Addiert man dazu die Leistung der zweimaligen Weltmeister Kay-Uwe Lüdtke und Kai Schäfers (YCBG/HYC), dann bleiben deutsche Segler eine herausragend starke Kraft im Flying Dutchman.

Nach dem Olympia-Aus drohte eine FD-Flaute, doch die Klasse blieb stark und höchst lebendig. Ein Beitrag von YACHT TV zeigte das schon vor acht Jahren bei der WM in Steinhude:

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