EisarschHistorischer Sieg – Undine Höfener gewinnt auf der Wakenitz

Tatjana Pokorny

 · 07.12.2025

Am Nikolaustag weihnachtete es beim Eisarsch auf der Wakenitz.
Foto: www.ChristianBeeck.de
Das hat die beliebte Vorweihnachtsragtta mit hohem Spaßfaktor noch nicht erlebt: Erstmals hat mit Undine Höfener eine Frau den traditionellen Eisarsch auf der Wakenitz gewonnen. Erst seit 2019 zugelassen, eroberten in diesem Jahr sogar zwei Steuerfrauen das Podium. Der Pokal “Die drei Ärsche” für das beste Club-Team blieb in Lübeck.

Ein halbes Jahrhundert hatten es sich die Männer beim traditionellen Eisarsch des Lübecker Yacht-Clubs leicht gemacht, ihre selbst erschaffene Domaine zu verteidigen: Frauen waren erst gar nicht zugelassen. Seit 2019 aber mischen auch sie mit beim Vorweihnachtsspaß auf der Wakenitz.

Dort wird die Kultregatta seit 1969 immer am ersten Dezember-Samstag eines Jahres ausgetragen. Ob tatsächlich ausgetragen, oder nur anberaumt: Die Gastgeber zählen jede Auflage mit und waren zur Freude vieler segelnder Engel, Weihnachtsmänner und Nikoläuse zum 57. Mal in Eisarsch-Mission tätig. Zur Sache ging es für die oft viel zu großen Steuermänner und Steuerfrauen auf Optimisten.

57. Eisarsch: Marzipan fürs beste Outfit

In diesem Jahr fiel der Vorweihnachtsspaß beim Lübecker Yacht-Club, bei dem die besten Christmas-Outfits standesgemäß mit einem Marzipanpreis belohnt werden, auf den Nikolaustag. Zugelassen waren “geeignete Erwachsene” im Alter von 21 bis 99 Jahren, die ihre Kinderjollen mehr oder weniger elegant über die Wakenitz bugsierten. Tradition hat beim Eisarsch auch, dass die Teilnahmegebühren zuzüglich einer Opti-Leihgebühr in Höhe von 30 Euro pro Kilogramm Körpergewicht erhoben werden: 40 Cent pro Kilo.

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​Unter den 61 Startern waren in diesem Jahr elf Frauen. Gleich zwei von ihnen rauschten aufs Podium. Eine sorgte für den historisch ersten Sieg einer Steuerfrau bei der Kultregatta mit der etwas eigenwilligen, daher aber sehr bekannten Siegertrophäe: dem Eisarsch. Undine Höfener aus Dessau zeigte auf der Wakenitz herausragende Geschwindigkeit und perfekte Taktik. Mit dem Opti “Ströper” segelte Undine Höfener vom Seesportclub Ueckermünde “Vorpommern” e. V. an allen vorbei und als Erste über die Ziellinie.

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In der letzten von drei Runden konnte Ulrike Höfener mit ihrem Opti “Ströper” am lange führenden Rekordsieger Sven Kruse aus Hamburg vorbeiziehen. Dann baute sie ihren Vorsprung noch aus und gewann den Eisarsch überlegen. Sven Kruse vom Norddeutschen Regatta Verein gelang es seinerseits, den Silberrang vor Linn Welzel vom Lübecker Yacht-Club zu verteidigen, die als zweite Steuerfrau aufs Podium der von ihrem Heimatverein gegründeten Regatta segelte.

Die Zeit ist reif für eine “Eisarsch”-Siegerin

Dass das Podestsegler das Segeln in den Kinderjollen gut beherrscht, zeigt auch der Blick in die jüngste Vergangenheit: 2024 war Linn Welzel als Zweite schon dicht dran am Triumph, musste sich da aber noch von Rekordsieger Sven Kruse bei dessen sechsten Sieg geschlagen geben. In diesem Jahr war die Lübeckerin die erste Gratulantin ihrer Konkurrentin, sagte: „Das wird auch Zeit, dass eine Frau den Eisarsch gewinnt!“

“Eisärschin” Undine Höfener war zum ersten Mal dabei, sagte: “Ich hatte natürlich gehofft, dass ich vorn mitsegeln würde, aber dass es gleich mit dem Sieg klappt, ist super.” Sie ist in Ueckermünde mit dem Segelsport groß geworden, zählt mit ihrem Vater in der Ixylon zur deutschen Spitze. Nun war gleich ein Teilnehmerquartett aus Vorpommern angereist. Darunter auch Undine Höfeners Vater Silvio Schäffner, der am auf der Wakenitz Platz neun erkämpfte.

Undine Höfener hat das Rennen mit smarter Strategie gewinnen: Anfangs in den Top-Fünf unterwegs, konnte sie vor dem westlichen Ufer des Lübecker Binnenreviers mit einem Winddreher Meter gutmachen und sich beständig in die Spitze vorarbeiten. Hinzu kam in den leichten Winden an diesem Nikolaustag, dass Undine Höfener aus 50 Kilogramm Körpergewicht als leichteste Starterin auch einen Geschwindigkeitsvorteil generieren konnte.

Lübecker SV gewinnt Clubtrophäe “Die drei Ärsche”

Nur knapp am Podium vorbei segelte Sönke Boy vom Lübeecker SV als Vierter vor dem Eisarsch-Sieger von 2004 und 2007: Bernhard Krüger vom Segeberger SC segelten auf Platz fünf. “20 Kilogramm weniger Gewicht wären hilfreich gewesen, aber es war tolles Segeln, hat Spaß gemacht, ”, sagte er lächelnd. Die weihnachtsfröhliche Stimmung beim 57. Eisarsch konnte der bestgelaunte Organisationsleiter Jan Stemmler nur bestätigen.

​„Es war frisch auf der Wakenitz, aber der angekündigte Regen hat bis auf ein paar Tropfen einen Bogen um uns gemacht. Mit einem Feld von 61 Optimisten an der Linie hatten wir ein tolles Starterfeld. Dass viele mit Nikolaus-Outfit gesegelt sind, hat der Veranstaltung einen tollen Rahmen gegeben”, sagte der Eisarsch-Dirigent vom Lübecker Yacht-Club. Neben den vielen roten Mänteln gab es auch ein Engelskostüm von Heike Gercken, die ganz in Weiß und mit goldenen Flügeln zur 57. Eisarsch-Edition antrat.

Sie wurde dafür ebenso mit einem Sonderpreis prämiert wie Peter Zoernack, der als Weihnachtsgrinch in den Opti stieg. Zur Pokal-Party wurde die abschließende Siegerehrung für Undine Höfener. Sie erhielt nicht nur den rosa Eisarsch als Siegerin, sondern auch die Sonderpreise als beste Frau, die Auszeichnung als leichteste Seglerin und den Familien-Siegerpreis gemeinsam mit ihrem Vater. Der Preis “Die drei Ärsche” blieb indessen in Lübeck. Die Starter vom Lübecker SV zeigten mit Sönke Boy (4.), Ingo Hüter (8.) und Nick Kössling (10.) die größte Leistungsdichte in der Spitze.

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