Die Baltic 500 als herbstlicher Härtest für Zweihand-Crews"Es war fordernd und dunkel, hat aber Spaß gemacht"

Tatjana Pokorny

 · 03.10.2021

Die Baltic 500 als herbstlicher Härtest für Zweihand-Crews: "Es war fordernd und dunkel, hat aber Spaß gemacht"Foto: Kassian Jürgens/Baltic 500
Minitransat-Ass Morten Bogacki und die olympischer 49erFX-Silbermedaillengewinnerin Susann Beucke auf der Dehler 30 od "Humboldt" im Baltic-500-Einsatz

Die dritte Auflage der Zweihand-Herausforderung Baltic 500 ist Geschichte. Die Segler haben das Saisonfinale von und nach Strande auch im kleinen Feld genossen

Ein kuscheliger Herbstausflug war diese dritte Auflage der Baltic 500 nicht. Infolge der Corona-Pandemie auf den September verschoben und mit aufgrund der harschen Wetterprognosen arg dezimiertem Feld waren am 30. September 16 Boote in die Ostsee-Rallye für Zweihand-Teams gestartet. 15 kamen durch. Das letzte Boot hatte die Ziellinie am Abend des 2. Oktober gekreuzt. Nur die hochmotivierte Crew der modifizierten F & F 95 "Feinschliff" musste das Rennen mit angeknackstem Lümmelbeschlag aufgeben.

  Wie ein Geschoss auf der Ostsee: die ORC-2-Dritten auf "Arrabiata"Foto: Kassian Jürgens/Baltic 500
Wie ein Geschoss auf der Ostsee: die ORC-2-Dritten auf "Arrabiata"
  Hier noch optimistisch am Start, später folgte die Aufgabe der "Feinschliff"-Crew von Dirk MeiburgFoto: Kassian Jürgens / Baltic 500 2021
Hier noch optimistisch am Start, später folgte die Aufgabe der "Feinschliff"-Crew von Dirk Meiburg

"Bislang haben wir ein sehr positives Echo auf das Rennen und den gewählten Alternativkurs. Alle haben sich gefreut, dass sie es gemacht haben", zog Baltic-500-Gründer und Organisator Cord Hall am Sonntag nach dem herbstlichen Härtest Bilanz. "Es war fordernd und dunkel, hat aber Spaß gemacht", bestätigte "Humboldt"-Skipper Morten Bogacki. Der Mini-Transat-Dritte von 2019 hat seine Baltic-500-Premiere mit Susann Beucke bestritten. Die olympische Silbermedaillen-Gewinnerin im 49erFX will sich eine Seesegel-Karriere aufbauen und nutzt nach ihrem olympischen Erfolg in diesem Sommer mit ihrer Steuerfrau Tina Lutz nun jede Gelegenheit, ihren Horizont zu erweitern und möglichst viel Erfahrung zu sammeln. Das Duo war offensichtlich ehrgeizig mit gesetztem Code Zero in 20 bis 25 Knoten Wind beim Start ins Rennen gegangen. Eine sportliche Bilanz war am Ende für die Top-Segler schwer zu ziehen, weil außer ihrer "Humboldt" nur eine weitere baugleiche Dehler 30 od am Baltic 500 teilnahm und Vergleiche mit der ORC-Gesamtsiegerin "Sunkini", einer schnellen schwedischen Figaro 3, oder der JPK 10.30 "Hinden" nur bedingt möglich waren.

  Zum Rennauftakt war in der Strander Bucht Druck in der LuftFoto: Baltic 500 / Kassian Jürgens
Zum Rennauftakt war in der Strander Bucht Druck in der Luft
  Es ging schon am Start zur Sache…Foto: Baltic 500 / Kassian Jürgens
Es ging schon am Start zur Sache…

Die schwedischen Gewinner Leif Jägerbrand und Anna Drougge dominierten die Regatta mit "Sunkini" auf dem Alternativkurs über 390 Seemeilen. Er führte die kleine Flotte bei dieser vom Stammtermin im Mai – und da noch mit "vollem Haus" und Warteliste – in den Herbst verschobenen Edition aufgrund aktueller Sturmwarnungen aber nicht wie gewohnt ins Kattegat. Stattdessen ging es aus der Strander Bucht zunächst nach Schleimünde und um Fehmarn herum zu einer Ansteuerungstonne vor Travemünde, sodann einmal hinein in die Lübecker Bucht, an der Küste entlang um Rügen herum, an der Ansteuerungstonne vor Sassnitz vorbei nach Warnemünde und via Kalkgrund wieder nach Strande. Während Jägersbrand und Drougge in ORC 1 siegten und auch die Gesamtwertung für sich entschieden, sicherten sich Jonas Hallberg und Till Barth mit ihrer JPK 10.30 "Hinden" den Sieg in ORC 2.

Leif Jägersbrand aus Göteborg, in der Region auch Ausrichter der zunehmend beliebten schwedischen Midsummer Solo Challenge, jubilierte nach dem Rennen: "Es war fantastisch! Wir hatten Traumbedingungen für die Figaro 3: Viel Wind! Downwind! Einfach toll!" Jägersbrand hatte mit Anna Drougge eine olympische Zweihand-Offshore-Karriere ins Visier genommen, bevor das IOC die vom Weltseglerverband für Olympia 2024 neu vorgeschlagene Segeldisziplin ablehnte.

  Die schnellsten Segler der Baltic 500 in ORC 1. Sieger Leif Jägersbrand und Anna Drougge in der Mitte mit roter und orangefarbener Jacke. Sie gewannen nicht nur in der Gruppe ORC 1, sondern auch die ORC-Gesamtwertung. Darüber hinaus waren sie das schnellste ORC-Mixed-Boot. Die beiden Schweden haben sich direkt in das Baltic 500 verliebt und wollen nächstes Jahr wieder mit von der Partie seinFoto: Rasmus Töpsch/Baltic 500
Die schnellsten Segler der Baltic 500 in ORC 1. Sieger Leif Jägersbrand und Anna Drougge in der Mitte mit roter und orangefarbener Jacke. Sie gewannen nicht nur in der Gruppe ORC 1, sondern auch die ORC-Gesamtwertung. Darüber hinaus waren sie das schnellste ORC-Mixed-Boot. Die beiden Schweden haben sich direkt in das Baltic 500 verliebt und wollen nächstes Jahr wieder mit von der Partie sein
  Die ORC-2-Besten der dritten Auflage der Baltic 500. Auf diesem Bild von rechts nach links: Organisationschef Cord Hall, Rasmus Töpsch (ORC-Zweiter, Mitorganisator), Till Barth und Jonas Hallberg (ORC-2-Erste mit "Hinden"), Hendrik Kohrs und Jochen Denkena (ORC-2-Dritte mit "Arrabiata") sowie Wettfahrtleiter Jan CzekalaFoto: Rasmus Töpsch/Baltic 500
Die ORC-2-Besten der dritten Auflage der Baltic 500. Auf diesem Bild von rechts nach links: Organisationschef Cord Hall, Rasmus Töpsch (ORC-Zweiter, Mitorganisator), Till Barth und Jonas Hallberg (ORC-2-Erste mit "Hinden"), Hendrik Kohrs und Jochen Denkena (ORC-2-Dritte mit "Arrabiata") sowie Wettfahrtleiter Jan Czekala
  Die schnellste Dehler-30-od-Crew: Morten Bogacki und Susann Beucke mit Organisationschef Cord Hall und Wettfahrtleiter Jan Czekala (l.)Foto: Rasmus Töpsch/Baltic 500
Die schnellste Dehler-30-od-Crew: Morten Bogacki und Susann Beucke mit Organisationschef Cord Hall und Wettfahrtleiter Jan Czekala (l.)

Warum die beiden Top-Boote "Sunkini" und "Hinden" die Bahn so deutlich schneller absolvierten als die "Humboldt", versuchte Bogacki auch nach dem Zieldurchgang noch zu ergründen. "Die Figaro beispielsweise ist nur einen Meter länger, aber eben schon ein ausgewiesenes Rennboot, das seine Idealbedingungen hatte. Die Dehler 30 od ist dann doch etwas mehr die eierlegende Wollmilchsau. Wir hatten beispielsweise zwischen Travemünde und Darßer Ort Probleme, haben immer wieder zwischen Code Zero und Fock gewechselt. Obwohl wir Jonas auf der JPK am Anfang noch abgehängt hatten, ist er dann an uns vorbei und war schon bald am Horizont nicht mehr zu sehen. Ich bin gespannt zu ergründen, wie genau das gelungen ist. Wobei die beiden auch einfach stark gesegelt sind." Die Yardstick-Wertung gewannen Axel und Julius Grawe auf der X-442 "Mopion".

Bei der Siegerehrung am Sonntag auf dem Gelände des gastgebenden Yacht Club Strande feierten alle Starter ihr absolviertes Herbst-Abenteuer. Die Aussichten auf das kommende Jahr sind gut. Cord Hall sagte: "Wir gehen von normalen Bedingungen und dem normalen Starttermin im Frühjahr aus. Wir erwarten wieder die maximale Starterzahl von 75 Booten und vermutlich auch eine Warteliste." Hier geht es zu den Ergebnissen (bitte anklicken!).