Die 127. Kieler Woche läuft!Vom Ende der Kiel-Cup-Regatta zum Anfang der Starboot-WM

Tatjana Pokorny

 · 08.09.2021

Die 127. Kieler Woche läuft!: Vom Ende der Kiel-Cup-Regatta zum Anfang der Starboot-WMFoto: ChristianBeeck.de
Nach langem Warten kräuselte sich das Wasser vor Kiel am späten Mittwochnachmittag für die Starboot-WM-Teilnehmer doch noch. Hier für Lars Keilwitz und Matthias Wolff

Leichte Winde machten den Kieler-Woche-Flotten das Segeln erneut schwer. Die kleinen Kiel-Cup-Felder und die Starboot-WM-Crews aber ertrotzten sich ihre Rennen

Nach den internationalen Jollenklassen haben auch die Kiel-Cup-Segler ihre Sieger geehrt. Dafür hatten die Crews am Mittwoch drei leichtwindige Wettfahrten zu meistern. In ORC I waren die Weltmeister der „Halbtrocken 4.5“ nicht zu schlagen. Michael Berghorns elfköpfige Mannschaft auf der Mills 45 Custom machte das Rennen mit einem vierten Rang und insgesamt drei Tagessiegen vor Gerd-Jan Poortmans holländischer Ker 46 „Van Uden“ und Lars Hückstädts XP-44 „X-Day“. In der besorgniserregend dünn besetzten Division ORC II lieferten sich die Teams auf der X-41 „Xen-Sydbank“ und der Farr 40 OD „Farr-Lässig“ ein Duell, das Torsten Bastiansens Team für den Flensborg Yacht Club mit vier Siegen in vier Wettfahrten klar gewann und damit auch in der Kombinationswertung ORC I & II vorne lag. In ORC III & IV setzten sich Kai Mares und sein Team auf der Italia 9.98 „Immac Fram“ (Kieler Yacht-Club) gegen Knut Freudenbergs First 36.7 „Halbtrocken“(Segler-Vereinigung Flensburg) und Uwe Kleinvogels Projection 762 „Nemo“ (Rostocker Yacht-Club) durch.

  Die Kiel-Cup-Sieger in ORC I: Michael Berghorns Weltmeister auf der „Halbtrocken 4.5“Foto: Sascha Klahn
Die Kiel-Cup-Sieger in ORC I: Michael Berghorns Weltmeister auf der „Halbtrocken 4.5“
  Die Kiel-Cup-Sieger in ORC II und der Kombinationswertung ORC I & II: Torsten Bastiansens Team auf der „Xen-Sydbank“Foto: Sascha Klahn
Die Kiel-Cup-Sieger in ORC II und der Kombinationswertung ORC I & II: Torsten Bastiansens Team auf der „Xen-Sydbank“
  Kiel-Cup-Sieger in ORC III & IV: das Team um Kai Mares auf der „Immac Fram“Foto: Sascha Klahn
Kiel-Cup-Sieger in ORC III & IV: das Team um Kai Mares auf der „Immac Fram“

Trotz der strahlenden Sieger und der motivierten Crews war ein Phänomen nicht zu übersehen: Insgesamt nahm nur ein Dutzend Boote an der Kiel-Cup-Regatta der 127. Kieler Woche teil. Einige fehlende Starter mögen den Folgen der Corona-Pandemie, dem September-Termin oder den schon am Wochenende absehbaren flauen Winden geschuldet sein, doch sind die Mini-Felder zumindest alarmierend. „Die Entwicklung ist nicht zuletzt durch Corona bergab gegangen“, sagte Kai Mares in Kiel. Die wenigen Regatten in den Jahren 2020 und 2021 hätten zudem, so die Vermutung einiger Teilnehmer, den direkten Austausch zwischen den Teams einbrechen lassen. Vielleicht ist nach den vielen Absagen in Serie auch ein wenig Vertrauen darin geschwunden, wirklich sicher und ohne kurzfristige Absage für eine Serie planen zu können, denn hinter einem Big-Boat-Projekt stecken deutlich mehr Aufwand, Logistik und Crewplanung als hinter einem Jolleneinsatz. Kieler-Woche-Regattaleiter Dirk Ramhorst stellte fest: „Allein im Olympiahafen liegen zahlreiche Yachten, die teilnehmen könnten.“ Für die Internationale Deutsche Meisterschaft Seesegeln vom 24. bis zum 28. September sind immerhin 22 Boote gemeldet. Hier geht es zu den Ergebnissen (bitte anklicken!).

  Endlich segeln! Die Starboot-WM-Flotte konnte nach hartnäckiger Flaute am dritten Tag ihr erstes Rennen absolvierenFoto: ChristianBeeck.de
Endlich segeln! Die Starboot-WM-Flotte konnte nach hartnäckiger Flaute am dritten Tag ihr erstes Rennen absolvieren

Das Ende der Kiel-Cup-Regatta markierte den ersehnten verspäteten Auftakt der Starboot-WM. Nach dem Totalausfall der ersten beiden Renntage sah es auch am Mittwoch zunächst flau und schwierig aus. Doch die 83 Crews harrten mit der Wettfahrtleitung aus, bis der von Wetterexperte Meeno Schrader treffsicher vorhergesagte leichte Wind auch tatsächlich einsetzte. Ein leichtes Kräuseln des Wassers, das sich am frühen Nachmittag von Osten dem Olympiazentrum näherte, kündigte es den 166 Aktiven an: Da geht was! Die Flotte war zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Wasser, denn eine halbe Stunde zuvor hatte der Wettfahrtleiter das Signal zum Auslaufen gegeben. „Das habe ich auch noch nicht gemacht, eine Flotte auf den Ententeich hinauszuschicken“, sagte Mandus Freese.

Das einzige Leichtwindrennen des Tages erlöste die Flotte aus der Warteschleife. Auf fünf bis sechs Knoten Geschwindigkeit aus Ost pendelte sich das Lüftchen im Startgebiet nördlich vom Bülker Leuchtturm ein. Um 15.50 Uhr ging es auf den Kurs. Gleich der erste Startversuch gelang – so sehr sehnten sich alle nach einem Rennen. Die Flotte orientierte sich auf die rechte Seite. Die Ungarn Tibor Tenke und Miklos Bezereti hatten als erste Crew nach dem Start die Wende nach rechts gesetzt und kamen so in der Top-Position an der Luvmarke an. Dahinter reihten sich mit den favorisierten Titelverteidigern Mateusz Kusznierewicz/Prada (Polen/Brasilien) sowie den co-favorisierten Diego Negri/Frithjof Kleen (Italien/Deutschland) zwei Top-Teams ein, die auf dem Vormwind-Kurs Druck auf den Führenden machten.

Österreicher siegen, die Favoriten punkten

„Gerade auf dem Vormwinder kommt es auf die gute Zusammenarbeit zwischen dem Steuermann und dem Vorschoter an. Wir sind gut eingespielt und fühlen uns bei jedem Wind wohl“, hatte Frithjof Kleen, Weltmeister von 2014 mit Robert Stanjek und Finalsieger der Star Sailors League 2017 mit dem britischen Laser-Olympiasieger Paul Goodison, bereits vorher erklärt. Kleen zählt zu den weltbesten Starboot-Vorschotern. Sein italienischer Steuermann Diego Negri, bereits viermal auf dem WM-Podium platziert, ist hoffnungsfroh, vor Kiel auf der Erfolgswelle segeln zu können: „Mit Frithjof sind wir immer gut – egal bei welchen Bedingungen.“

  Machten im Schlussspurt das Rennen: Johann Spitzauer und Hans-Christian Nehammer aus ÖsterreichFoto: @ ChristianBeeck.de
Machten im Schlussspurt das Rennen: Johann Spitzauer und Hans-Christian Nehammer aus Österreich

Im engen Kampf sahen zunächst Kusznierewicz und Prada wie die Sieger aus. Doch kurz vor dem Ziel hatte der erfahrene Österreicher Hansi Spitzauer, Finn-Weltmeister von 1995 und Dritter der Starboot-EM von 2020, den besseren Riecher für den Wind. „Johann hat den Wind von rechts gesehen. Wir sind auf die Seite gegangen, und es hat gut geklappt“, freute sich Vorschoter Hans-Christian Nehammer über den gelungenen Coup. Die Titelverteidiger werden den Mini-Dämpfer verschmerzen. Sie setzen auf Konstanz in der Serie. Ebenso wie Diego Negri und Frithjof Kleen. Die WM wird noch bis Samstag fortgesetzt. Hier geht es zu den Ergebnissen (bitte anklicken!).